Fragen zu Mb. Crohn ( sorry, lang...)

Prof. Dr. med. Stefan Wirth Frage an Prof. Dr. med. Stefan Wirth Pädiatrische Gastroenterologie

Frage: Fragen zu Mb. Crohn ( sorry, lang...)

Lieber herr Prof. Wirth, mein fast 8-jähriger Sohn hat seit ca. 6 Mo die Diagnose eines M. Crohn ( v.a. Dünn-/Dickdarmübergang und Sigma betroffen, mittelschwer bis schwer ). Zunächst haben wir eine alleinige Ernährungstherapie gemacht ( 8 Wo Modulen ), es brachte Besserung, aber heine Ausheilung der Entzündung ( Calprotectin ging nur von astronomischen 4000 auf 1000 zurück :-( ). Nun nimmt er seit 8 Wo Sulfasalazin, wegen gelegentl. Gelenkschmerzen dabei; und bekam anfangs zum SASP auch Metronidazol ( ca. 3 Wo ) dazu wegen Fieber und tastbarem Befund im re Unterbauch. Nun sind die Werte super, Calp. auf 100 und nur 1x tgl. geformter Stuhl. Nun meine Fragen: Meinen Sie, dass diese deutl. Verbesserung eher dem Antibiotikum zuzuschreiben ist als Sulfasalazin ? Ich habe etwas Bedenken, dass sich dieses Ergebnis gut halten lässt... Sollte man Mutaflor mal probieren ? Der Doc möchte noch Azathioprin dazugeben, was ich bisher abgelehnt habe. Zum einen frage ich mich, ob man wirklich immunsuppressiv "draufhauen" muss, auch wenn sich eine Remission jetzt halten würde ? Angenommen, der Entzündungsprozess ist wirklich vollständig abgeklungen, würden sie trotzdem Aza einsetzen ? Oder ist es vertretbar, zunächst - unter regelm. Kontrollen - zu schauen, ob überhaupt ein neuer Schub kommt ? Ausserdem gab es ja gerade einige neue Ansätze zu CED, die besagen, dass es wohl eher eine Barriere-Störung ist denn eine überschiessende Immunreaktion... Von den NW bis hin zu erhöhter Lymphom-Gefahr mal abgesehen... Vielen Dank schonmal für Ihre Antwort und einen lieben Gruss, Nanni

von Uba-Uba am 11.08.2011, 17:37



Antwort auf: Fragen zu Mb. Crohn ( sorry, lang...)

Grundsätzlich muss festgestellt werden, dass die Erkrankung nicht heilbar ist. Die Steigerung oder Adjustierung mit einer immunsuppressiven Therapie hängt vom Verlauf ab. Eine Ernährungstherapie, die ja schon sehr tapfer ist, wird ohne weitere immunsuppressive Behandlung im Regelfall von einem Rezidiv gefolgt, das ist nur eine Frage der Zeit. International wird daher überlappend zur Ernhrungstherapie Azathioprin empfohlen. Die aktuelle Verbesserung ist sicher auch zusätzlich den beiden anderen Medikamenten zuzuschreiben, wobei man das Metronidazol dann bald beenden kann/sollte. Mutaflor hilft beim M.Crohn nicht, nur bei der Colitis ulcerosa. Wenn es in den nächsten Wochen zum Rezidiv kommt, muss man dieses mit Steroiden abfangen und mit Azathioprin erhalten, was im Regelfall gut geht. Vor Aza muss man keine Angst haben, da die immunsuppressive Wirkung wenig ausgeprgt ist und im Alltag kaum wahrgenommen wird. Auf jeden Fall überwiegen die Vor- die Nachteile. Unabhängig von der Ätiologie der Erkrankung gibt es bei schwereren Verläufen letztlich nur die Immunsuppression. Gruss S. Wirth

von Prof. Dr. med. Stefan Wirth am 11.08.2011