Mutter trägt Mädchen auf dem Rücken

© Adobe Stock, Alena Ozerova


Babys Entwicklung
im 2. Lebensjahr
mit 13 bis 24 Monaten


Hallo ich wachse - 20. Monat

Noch immer ist das Gehirn voll im Training

Ein Kleinkind kann nicht Klavier spielen, auf den Händen laufen, Jonglieren oder Kopfrechnen. Selbst wenn ihm das körperlich überhaupt möglich wäre - seine gesamte "Software" ist noch längst nicht ausgereift genug. Sein Gehirn ist vorerst nicht in der Lage, derart komplizierte Vorgänge zu steuern. Damit das eines Tages aber doch klappt, ist das kindliche Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) von eindrucksvoller Lern- und Entwicklungsfähigkeit.

Ob ein Geruch, ein Geschmack, ein Klang oder ein sanftes Streicheln: Jeder Reiz, der das Gehirn Ihres Kindes erreicht, regt es an, sich weiter zu entwickeln. Neue Nervenschaltungen entstehen, damit die Reizverarbeitung immer schneller wird und die Reaktion darauf immer besser. So finden sich die rund 100 Milliarden Nervenzellen, mit denen ein Mensch geboren wird, allmählich zu einer einmaligen und äußerst leistungsfähigen Steuerzentrale zusammen.

  • Sehr viel ist bereits seit der Geburt Ihres Kindes passiert, sonst hätte es sich nicht zahlreiche neue Fähigkeiten aneignen können. Aber noch immer geht der gigantische Aufbauprozess schnell voran. Gerade in den ersten drei Lebensjahren wird die Basis dafür gelegt, wie das Gehirn eines Menschen tickt. Später ist es längst nicht mehr so formbar und lernfähig. Das heißt allerdings nicht, dass Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn deswegen einem Super-Förderprogramm unterwerfen müssten. Im Gegenteil, zu viel Druck und Reizüberflutung führen dazu, dass die Kleinen dicht machen. Ein Kind, das großzügig spielen, toben und schmusen darf, das täglich erfährt, wie sehr es geliebt wird und auch mal Ruhezeiten genießen kann, hat die allerbesten Chancen, sich wunderbar zu entwickeln - und zu einem fröhlichen, glücklichen Menschen heranzuwachsen.
  • Spielt nicht auch die genetische Veranlagung eine Rolle? Natürlich tut sie das. Ob Ihr Sohn oder Ihre Tocher später eher sportlich ist, wunderbar Geige spielt oder doch lieber Computerprogramme schreibt, hat auch damit zu tun, was in diesem Menschen gleichsam von Geburt an angelegt ist. Aber erstens lässt sich erst viel später sagen, ob Ihr Kind wirklich ausgeprägte Talente und Neigungen hat und welche das sind. Zweitens können sich auch diese Anlagen nicht oder nicht optimal entwickeln und entfalten, wenn die Bedingungen nicht stimmen: Helfen Sie Ihrem Kind, die Welt zu entdecken, indem Sie viel mit ihm sprechen, ihm Freiräume zum Ausprobieren und Selbermachen lassen, es loben und ermutigen, wenn es sich Mühe gibt. Zwingen Sie Ihr Kleines nicht zu Sachen, die Sie für toll halten, die Ihr Kind jedoch nicht mag. Anbieten ist okay, drängen aber nicht.

Die Sache mit den Essensvorlieben, oder: Geschmacksvielfalt will gelernt sein

"Jetzt probier' doch wenigstens mal!" Wahrscheinlich ernten auch Sie bei dieser Aufforderung an Ihr Kind häufig nur Kopfschütteln. Während manche Kinder neugierig fast alles testen, sind die meisten ihrer Altersgenossen jetzt extrem vorsichtig: Etwas Neues kommt ihnen nicht über die Lippen. Das hat gute Gründe, auch wenn es ernährungsbesorgte Eltern fast wahnsinnig machen kann.

  • Schon Neugeborene können die Grundgeschmacksrichtungen süß, bitter, sauer (und vermutlich auch salzig) unterscheiden. Ihre Vorliebe gilt dabei eindeutig Süßem. Das kennen sie vom süßlichen Geschmack des Fruchtwassers her, auch die Muttermilch ist leicht süßlich. Bitteres mögen die Kleinen dagegen überhaupt nicht, auch für Saures können sie sich nur wenig begeistern. Bei so ausgeprägten Vorlieben und Abneigungen gleich zu Beginn des Lebens ist es nicht verwunderlich, dass Veränderungen ihre Zeit brauchen. Gesalzenes etwa mögen die meisten Kinder erst im Laufe des zweiten Lebensjahres. Jetzt darf der Saft auch mal ein wenig saurer sein. Alles in allem macht das Sinn: Erst müssen Verdauungssystem und Stoffwechsel Ihres Kindes soweit sein, dass sie mit salzigen oder sauren Speisen klar kommen. Und "bitter" ist in der Natur häufig ein Signal für "gefährlich" oder zumindest "nicht essbar". Da ist es ja nur gut, wenn so ein Menschlein das nicht mag.
  • Kinder sind zwar neugierig, hüten sich aber auch vor Unbekanntem. Und das, was da gerade auf Mamas Brot glibbert oder von Papas Gabel rutscht kann aus Kindersicht bedrohlich fremdartig aussehen. So etwas in den Mund nehmen? Ach nein, lieber nicht. Gebt mir ruhig wieder Butterbrot. So wie gestern und vorgestern und... Auch das ist kein dummes Verhalten, sondern diente ursprünglich wohl der Sicherheit von Kindern. Wenn am liebsten gegessen wird, was bekannt ist, besteht weniger Gefahr, etwas Falsches zu erwischen.


Müssen Sie also kapitulieren? Keineswegs, Sie brauchen nur ganz viel Geduld. Vergessen Sie nicht, dass Kinder einen viel feineren Geschmackssinn haben als Erwachsene. Was wir als normal empfinden, kann für Ihr Kleines schon zu scharf, zu intensiv oder zu bitter sein. Manches wird ihm also schlicht nicht schmecken. Andererseits kann Ihr Kind nur durch Probieren dazulernen. Am ehesten klappt das, wenn Sie es nicht drängen. Sie können Ihrem Kind ruhig etwas Neues anbieten, sollten das auch regelmäßig tun. Aber wenn es nicht mag, dann eben nicht. Keine Angst, irgendwann erweitert oder variiert jedes Kind seinen Speiseplan, wenn die Möglichkeit dazu besteht. Allerdings, so haben Experten herausgefunden, greifen die Kleinen oft erst beim 30. oder 50. Mal zu. Wie gesagt, da kommen Sie nur mit Geduld weiter.

Tipp: Kinder essen gerne aus der Hand. Käse, Wurst, Brot, Gemüse oder Obst haben bessere Chancen, wenn sie als gut zu greifende, überschaubare Häppchen auf den Tisch kommen.

 

Allgemeine Fragen zu Wachstum und Entwicklung können Sie im Forum von Kinderarzt Dr. Busse stellen.

Zuletzt überarbeitet: Dezember 2018

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