Frage: Will alles haben

Guten Morgen!! Erstmal vielen Dank die Arbeit, die Sie und Ihre Kollegen leisten. Meine Fragen: Tochter - 12 Monate - ein kleiner Sonnenschein.Nie schreiengelassen, keine Fremdb., beim Fremdeln immer sofort wieder genommen. Sehr aufgeweckt, läuft...also alles prima. Nun haben wir eine Maus, die sich in den Kopf gesetzt hat, ALLES haben zu wollen - verständlicherweise. Bis vor zwei Wochen hat sie dann immer konkret auf einen Gegenst. gezeigt und den hat sie dann auch bekommen. Seit kurzem zeigt sie, vor allem beim Essen, wahllos auf Gegenst., aber keiner den man ihr geben will, scheint der Richtige zu sein. Ich weiß einfach nicht, was sie will und wir hatten auch schon die Situat., dass sie am Ende nur noch geweint hat und enttäuscht war, dass ich sie nicht verstanden habe. Was hat diese Änderung zu bedeuten? Ich möchte sie noch immer nicht abgeben. Normal oder (wie alle meinen) übertrieben? Ich glaube sie ist noch nicht so weit. DANKE

von autobastelhase am 28.01.2013, 08:36



Antwort auf: Will alles haben

Hallo, das Bedürfnis, "alles haben zu wollen", wie Sie schreiben, entspricht dem Alter und den noch sehr begrenzten Vorstellungen von der Welt. Das Kind braucht lange, bis es erkennt, dass Gegenstände einen besonderen Zweck besitzen und in dieser Hinsicht schützenswert sind, also "nicht immer zu haben sind". Und es braucht noch länger, um zu verstehen, dass Gegenstände Besitz eines anderen sein können, der sie nicht hergeben möchte. Der Wille, sie zu haben, ist aber schon ausgeprägt. Er ist ein wichtiges Mittel, zum Selbst und zum Ich-Bewusstsein zu finden. Konflikte sind demzufolge nicht zu vermeiden, aber wenn man dem Kind geduldig und liebevoll erklärt, warum etwas nicht zu haben ist, dann lenkt es mit der Zeit auch ein. Aber das Kind hat auch eigene Konflikte, weil es alles gleichzeitig haben will, was natürlich nicht geht. Man nennt das einen Ambivalenzkonflikt (Stichwort). Dann sind Trost, Beschwichtigung und Ablenkung notwendig. Ein 1-jähriges Kind abzugeben ist tatsächlich ein Problem. Sie kennen die Debatte um die frühe Fremdbetreuung. Wenn Sie es nicht nötig haben, dann sollten Sie davon einstweilen Abstand nehmen und erst einmal nur die Familie mit einschalten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.02.2013