Sg. Herr Dr.!
Soll man bei Brustentwöhnung nachts lieber gleich von „null auf hundert“ gehen, d.h. in der ersten Nacht bereits gar nicht mehr stillen oder kann man einen „sanfteren“ Übergang wählen (z.B. zunächst vom ca. stündlichen auf alle vier Stunden stillen)?
Wenn mein Sohn weint und Schnuller, streicheln, singen u.ä. nicht helfen, ist es dann auch „erlaubt“ mit ihm aufzustehen, ihn z.B. in Tragehilfe herumzutragen oder im Wohnzimmer zu spielen um ihn abzulenken oder entstehen dadurch neue evtl noch schwierigere Gewohnheiten? D.h. Geht es hauptsächlich darum, die Nächte ohne Nahrungsaufnahme irgendwie „rumzubringen“ oder stellen die angewandten Beruhigungsmaßnahmen doch auch wieder wichtige Weichen für die Zukunft?
Welches Schlafverhalten kann man nach diesen 3-4 Tagen erwarten? Ein schlechter Schläfer wird doch auch danach noch oft aufwachen oder nicht?
Danke für Ihre Antwort und Ihre tolle Arbeit im Forum!
von
Alpenrose
am 11.03.2013, 07:31
Antwort auf:
Vorgehen bei Brustentwöhnung nachts?
Hallo, zur Beruhigung ist alles erlaubt, was hilft ohne das Ziel wieder infrage zu stellen. Das heißt, hochnehmen und herumtragen wird selten ganz zu umgehen sein, denn nach dem Stillen ist das Tragen das zweistärkste Prinzip zur Beruhigung (übrigens noch auf lange Sicht). Aber richtig ablenken und spielen wäre ein schlechter Rat, denn das könnte das Kind durchaus falsch verstehen und meinen, die Nacht sei zu Ende. Das Tragen muss also der Beruhigung dienen und kann allenfalls noch von leiser Musik begleitet sein oder einer gedimmten Lichtquelle. Auch ein Tee- oder Wasserfläschchen sind übergangsweise erlaubt, natürlich auch der Schnuller, wenn er genommen wird. Denn auf diese Weise wird das Beruhigungsprinzip des Saugens noch einmal ausgenutzt.
Wenn tatsächlich noch jede Stunde in der Nacht gestillt wird, sollte man sich erst einmal fragen, warum diese Häufigkeit in diesem Alter. Wie ist es denn mit dem Essen am Tage? Der Säugling muss ja richtig satt sein für die Nacht, die am Anfang aus ca. 8 Stunden besteht.
In gewisser Weise stellen alle Beruhigungsmaßnahemn Weichen für die Zukunft, denn wenn sie wirken, werden sie vom Kind auch immer eingefordert. Wenn ein Kind nach der Entwöhnung weiter ständig wach wird, hat irgendetwas nicht richtig geklappt. Das sporadische Wachwerden gehört allerdings zum Kindesalter dazu und relativiert sich dadurch, dass die Kind bis sie eingermaßen selbstständig sind bei ihren Eltern im Zimmer schlafen sollten. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 12.03.2013