Lieber Dr. Posth, mein Sohn 2,5J trotzt zzt sehr viel.
Ich denke wegen:
- Schwesterchen (3monate), die er sehr liebt,
- trocken werden (er will partout keine Windel mehr, ohne dass wir ihn dazu angeregt hätten)
- und plötzlich rasantem Spracherwerb.
Wir handeln forumsgerecht, bindung und loslösung denke ich super. Er ist offenund fröhlich, aber vor allem, wenn er mit mir und baby allein ist stark am trotzen. Klar kann ich nicht so geduldig auf jeden splean eingehen wie vor der geburt. Nun sagen mir alle, er soll in die kita, langweilt sich sonst. Ich wollte erst mit drei, gehe tägl. In spielgruppen/turnen/spielplatz mit den kids, auch da gibtsmal trotzanfälle, nicht nur zuhause. Wenn ich befr. Kind aus kita abhole muss ich aber zugeben, dort sehe ich nie mal ein kind trotzen. Holen die das dann am nachmittag nach? Reissen sie sich in der kita einfach zusammen, oder ist der tag in der kindergruppe doch so viel schöner als mit mama u baby? Ich danke ihnen für ihre tolle Arbeit!
von
Mamiseit2012
am 29.09.2014, 08:25
Antwort auf:
Trotzen kita-kinder weniger? Und was macht das mit ihnen?
Hallo, das Bedürfnis eines Kindes nach äußerhäusigem Gruppenkontakt und Spiel mit anderen Kindern, ist ein Frage der sozialen Reifung. Die Kinder dazu anzuhalten nur aus einem organisatorischen Vernunftprinzip, ist der falsche Zugang. Insofern können Sie das, was so allgemein gesagt wird, erst einmal "abhaken". Ihr Sohn ist sicher deswegen trotziger bei Ihnen, weil er hinsichtlich seiner kleinen Schwester ambivalent eingestellt hat. Einerseits liebt er sie, weil sie ihn zu ihrem großen Bruder macht und späterer Spielpartner wird, andererseits bedauert er, dass sie ihm Bindungsanteile bei der Mutter wegnimmt. Dafür ist ja dann immer der Vater so wichtig, der mit seinem Einsatz gleichzeitig die Loslösung verstärkt. Aber Väter haben selten am Tage so richtig viel Zeit für ihre Kinder.
In der Ki-ta findet ein organisiertes Tagesprogramm statt, in dem sich die Kinder den Organisationsstrukturen anpassen (müssen). Außerdem wird Anpassung gefordert, sonst misslingt ja die Ablösung. Folglich gibt es kaum Gelegenheit zum Widerstand des Einzelnen, und wenn doch, dann greift sofort das Anpassungsprinzip. Die Erzieherinnen sind ja nicht die Eltern, bei denen Selbstbehauptung geübt werden muss, denn sie sind keine Bindungspersonen, sondern nur Ersatzbezugspersonen.
Ob jetzt Ihr Sohn schon in die Ki-ta soll oder nicht, müssen Sie selbst entscheiden. Im Grunde bieten Sie ihm für seine Sozialentwicklung genug. Und wie Sie schon richtig angedeutet haben, getrotzt wird weiterhin zu Hause. Bei misslingender Ablösung sogar sehr viel stärker. Viele Grüße und danke für Lob.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.10.2014