Sehr geehrter Dr. Posth,
To (5) schwierige Eingewöhnung Sept mit 3, ich hochschwanger, sie klammert plötzlich, Okt Geburt, Tage im KH.
dauerte sehr lange bis sie ohne Probleme ging.
mit fast 4 viele Gedanken/Weinen wg. Tod (nach Tod Urgroßmutter). Viele Gespräche, dann bewältigt.
Mit 4 Jahren immer freier, 4,5 alleine bei Freunden spielen, Geburtstage alleine, Sportkurse usw.
Dann unglücklicherw. zeitgleich länger Kiga mit Mittagessen sowie Gruppenwechsel zu Großen (bei Bekanntgabe stolz). plötzlich wieder Trennungsangst, Kind nicht mehr dasselbe.
macht sich viele Gedanken, was andere sagen, Essen schmeckt nicht usw. Weint viel, sagt braucht Ruhe, Mama darf mich nicht verlassen, "mein Mut ist weggeflogen".
paar Tage Auszeit (+frühere Abholung), wieder Weinen in Kiga, doch 2 Mal am Tag freiwillig dort geblieben. sie ist bewusst in alte Gruppe zurück.
Will oft über Situation zu sprechen/anhänglich/will nicht gehen. schläft aber bei Oma.
Was raten Sie uns? Danke!
von
lilsanne
am 29.09.2014, 07:21
Antwort auf:
Trennungsangst Kiga
Hallo, Ihre Tochter kämpft, wie so viele Kinder mit ähnlichen Verläufen, um die Bewältigung der Trennungsangst. Die ist aber immer dann wieder mächtiger, wenn neue Herausforderungen auf sie zukommen, die in irgendeiner Weise in Zusammenhang mit dem Auslöser stehen. Klassisches Beispiel, die Heraufstufung in die "große Gruppe". Sofort reagiert sie mit Vorbehalten und Ablehnungen, wo es gar nicht nötig ercheint (Essen schmeckt nicht usw.).
Die beste und wahrscheinlich einzige Möglichkeit, mit den belasteten Gefühlen umzugehen, und sie vielleicht doch noch in den Griff zu bekommen, sind Regressionen. Kommen die aber nicht vom Kind selbst, muss man sie quasi als Therapie induzieren. Die paar Tage Auszeit werden nicht ausgereicht haben, das Gefühlskaroussel in Ihrer Tochter zu bremsen. Das müssten schon ein paar Wochen sein und zwar solange, bis Ihre Tochter von sich den Wunsch äußert, wieder in den Ki-ga zurückzukehren. Erst dann hat sich in ihr selbst etwas verändert. Der innere Druck zur Anpassung wirkt sich nur hemmend auf die Bewältigung aus.
Bei der Trennungsangst hat die zeitlich begrenzte Karenz ("Vermeidung") zunächst einmal heilende Wirkung, was sonst bei Ängsten nicht der Fall ist. Bei anderen Ängsten kommt aber auch eine kognitive Bewältigung dazu und die Kinder sind älter. Bei der Trennungsangst im Kleinkindalter liegt die Angstauslösung im Inneren des Kindes durch die Angst vor dem Verlust der rettenden Bindungsperson. Bei anderen Ängsten liegt die Angst außen in der Umgebung und die Rettung in dem Patient selbst (allerdings mit Hilfe des Therapeuten).
Also machen Sie mit Ihrer Tochter aus, dass sie bestimmt, wann sie wieder in den Ki-ga will. Sie muss nur eins, auch darauf hin arbeiten, also wollen. Zur Erleichterung kann sie sich dann ein Lieblings-Kuscheltier von zu Hause mitnehmen oder einen Talisman, den Sie ihr vielleicht schenken. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.09.2014