Frage: Sohn trotzt bei mir weniger

Guten Morgen Dr. Posth, seit vier Monaten hat mein Sohn (23 M.) ein Geschwisterchen, der Papa hat sich in der Elternzeit viel um ihn gekümmert, ist viel rausgegangen etc. Jetzt bin ich mit beiden alleine, und mir ist aufgefallen, dass er viel ruhiger ist und weniger trotzt, als wenn sein Vater da ist. Ich bin wohl auch etwas weniger streng als mein Partner. Kann dieses Verhalten darauf zurückzuführen sein? Oder welche Ursache steckt dahinter? Ansonsten kommt er kuscheln, möchte von mir getröstet und z. T. auch getragen werden, sucht meine Haare (Ersatzobjekt) zum Trost etc. Papa scheint aber trotzdem inzwischen voll akzeptiert, kann ihn ins Bett bringen, nur nachts kann manchmal nur ich trösten, was wegen der Kleinen schwierig und manchmal unmöglich ist, sodass trotz Protest doch Papa trösten muss. Danke für Ihre tolle Arbeit hier, ich finde, dass Sie sehr menschlich auch auf uns Eltern eingehen :-). Beste Grüße.

von balduine am 02.09.2013, 08:19



Antwort auf: Sohn trotzt bei mir weniger

Hallo, das ist sehr gut möglich, dass Ihr Sohn bei seinem Vater mehr trotz als bei Ihnen, weil Ihr Mann möglicherweise der Auffassung ist, er müsste als Vater strenger auftreten. Der erzieherische Effekt der Strenge ist aber zweifelhaft. Meine Beobachtung ist die, dass später aggressiv-oppositionell auftretende Kinder eher aus solchen Elternhäusern stammen, in denen streng erzogen worden ist und seltener aus solchen, in denen die Kinder größere Freizügigkeit genießen durften. Es gibt aber eine Unterschied zwischen streng sein und konsequent sein. Konsequent heißt durchschauber und verständlich sein, klar in seinen Anordnungen und Regelvorgaben und logisch in den Folgen bei der Nichtbeachtung. Vielleicht kommt Ihr Mann bei seinem Sohn mit solchen Mitteln weiter als mit einer gewissen Strenge. Und dann lässt auch bei ihm das Trotzen nach. Die Loslösung scheint trotzdem gut zu funktionieren, was ja eine großer Pluspunkt in der Entwicklung ist. Viele Grüße und danke für Ihre lobenden Worte.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.09.2013