Hallo,
Mein Sohn ist 20 Monate und betreibt seit ca. sechs Monaten eine intensive Selbstbefriedigung. Ich habe über die Suchmaschine schon herausgefunden, dass das in dem Alter, wenn auch etwas früh, doch normal ist und er wahrlich nicht der einzige ist. Ich weiß nur nicht so genau, wie ich mich verhalten soll. Zunächst ist es so, dass er dazu meine Hilfe beansprucht. Es ist also so, dass er sich, wenn wir zusammen auf dem Teppich sitzen und spielen, plötzlich auf meinen Arm oder ein Bein legt und anfängt, darauf herum zu rutschen. Dabei gibt er die passenden Laute von sich. Er ist dann ganz versunken und wenn ich mein Körperteil wegziehen will, gerät er regelrecht in Panik. Also Frage Nr. 1: Ist es richtig, dass ich mich von ihm "besteigen" lasse, oder sollte ich das verhindern? Manchmal komme ich mir schon ziemlich blöd vor.
Nun Frage Nr. 2: Es ist leider auch sein Einschlafritual. Ich lege mich neben ihn und er windet sich und stöhnt dabei rum, dass man es fast mit der Angst zu tun bekommt. Ich bin zwar aufgeklärt, aber das geht mir schon ein bisschen zu weit. Ich kann es nicht unterdrücken, ich komme mir einfach blöd dabei vor. Das größte Problem dabei ist, dass er nachts regelmäßig auch danach verlangt. Ist das nicht doch ein bisschen zuviel? Ich habe den Eindruck, dass ihn die Selbstbefriedigung manchmal richtig beherrscht, es scheint wie eine Sucht. Ich finde das mit 20 Monaten irgendwie bedenklich.
Er ist übrigens ansonsten ein riesengroßer Wirbelwind voller Energien und mit einer unstillbaren Neugierde gesegnet. Hängen diese Verhaltensweisen zusammen? Er ist für sein Alter motorisch sehr weit und sprachlich ganz normal entwickelt.
Vielen Dank!
Sandra
Mitglied inaktiv - 04.11.2003, 23:39
Antwort auf:
Selbstbefriedigung
Liebe Sandra, Gini und Vroni, wie Sie dem Suchlauf unter demselben Stichwort entnehmen können, habe ich schon öfter auf diese Frage antworten müssen. Das Problem ist also weithin bekannt, und Ihre Kinder sind keine Einzelfälle. Ich will es hier noch einmal betonen, Sexualität ist ein Trieb, der sich auf natürliche Weise etwa zwischen zwei und drei Jahren, manchmal schon etwas eher einstellt. Dafür gibt es Vorgänge im Gehirn, die z.Z. noch beforscht werden (z.B. sexuell dimorpher nucleus). Übrigens tritt in diesem Alter auch der Aggressiontrieb auf (und nicht früher, wie ich meine), der zur Verteidigung des aufkommenden Selbst und damit zum eigenen Schutz eingesetzt wird.
Beide Triebe verstärken die Selbstentwicklung und Selbstverteidigung, das hat die Natur offenbar so eingerichtet. Nun läßt sich Sexualität nicht als Verteidigungsstrategie einsetzen, aber doch (s. Tierreich, z.B. Bonobos) als Beschwichtigungsinstrument in gesellschaftlichen Spannungssituationen. Diese Methode dürfte im Menschen erhalten geblieben sein, sodaß die sexuelle Handlung auch und vor allem an sich selbst als innere Spannungsabfuhr und emotionale Beschwichtigung eingesetzt wird. Dies v.a. wenn der Trieb aus physischen Gründen stark ausgeprägt ist.
Auf keinen Fall, und das sage ich hier jetzt nur ganz allgemein, darf man das damit verwechseln, daß dieser Trieb auch in diesem Alter schon der sozialen, d.h. geschlechtlichen Verständigung dienen sollte oder kann. Diese Behauptung wird leider von Gruppen aufgestellt, die der Pädophilie anhängen und damit den sexuellen Mißbrauch legitimieren wollen.
Man wird sich darauf beschränken müssen, andere spannungsabführende Methoden den Kindern anzubieten, um sich nicht als Mithelfer instrumentalisieren zu lassen. Das tut das Kind ganz ohne jeden Argwohn! Diese Grenze sollte man aber dem Kind setzen und ihm klar machen, daß Selbstbefriedigung kein Handeln für die Öffentlichkeit ist. Das sollte man schon allein zum Schutz seines Kindes tun. Aller strafenden oder abwertenden Handlungen sollte man sich aber tunlichst enthalten. Denn das frühe sexuelle Erleben sollte prinzipiell als postiv gelten dürfen und ein Baustein für spätere, altersgerechte Entwicklungen werden. Zunächst wird es nämlich nur eine Phase sein. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 06.11.2003
Antwort auf:
Selbstbefriedigung
Hallo,
bin gespannt auf die Antwort, denn bei meiner Tochter (18 Mon.) ist das ganz ähnlich - allerdings nur zum Einschlafen. Sie versucht ebenfalls, meine Hand zwischen ihre Beine zu ziehen. Da ich mich dabei aber auch alles andere als wohl fühle, biete ich ihr eine Kuscheldecke an, die sie sich zwischen die Beine klemmen kann und trete dann diskret zur Seite :-))) Zimmer verlassen zum "Einschlafritual" ist leider noch nicht drin.
Schwieriges Thema, finde ich....
LG
Mitglied inaktiv - 05.11.2003, 13:30
Antwort auf:
Selbstbefriedigung
Hallo,
bin gespannt auf die Antwort, denn bei meiner Tochter (18 Mon.) ist das ganz ähnlich - allerdings nur zum Einschlafen. Sie versucht ebenfalls, meine Hand zwischen ihre Beine zu ziehen. Da ich mich dabei aber auch alles andere als wohl fühle, biete ich ihr eine Kuscheldecke an, die sie sich zwischen die Beine klemmen kann und trete dann diskret zur Seite :-))) Zimmer verlassen zum "Einschlafritual" ist leider noch nicht drin.
Schwieriges Thema, finde ich....
LG
Mitglied inaktiv - 05.11.2003, 14:05
Antwort auf:
Selbstbefriedigung
Hallo
Ich habe das mit meiner Tochter, die auch sehr aktiv ist durchgemacht. Sie hat auch sehr frueh damit begonnen. Ich habe es lange ignoriert und lange wusste ich auch nicht was ich machen soll, da wenn sie da vor Gaesten im Wohnzimmer macht doch etwas peinlich ist. Irgendwann habe ich ihr dann erklaert, dass sie das nur in ihrem Zimmer in privat machen darf. So ist sie allerding jeden Tag eingeschlafen und in der Frueh beim Aufwachen die selbe Geschichte. Es ist eine Art sich zu beruhigen. Saemtliche versuche sie mit Teddy.... zu beschaeftigen oder abzulenken haben fuer sehr lange nicht geholfen. Vor ein paar Wochen habe ich auf rat eines Psychologen mich jedem Abend zu ihr gesezt und ihr die Hand gehalten bis sie eingeschlafen ist. Anfangs hat sie mich oft rausgeschickt weil sie eben selbstbefriedigen wollte und ich nicht bereit war waerendessen neben ihr zu sitzten. Nach einiger Zeit hat es aber geholfen. Ich bin schon erleichtert, da meine Tochter 3.7 ist und ich mir schon gedacht habe, dass sich da eine "Sucht" entwickelt hat.
Viel Glueck Vroni
Mitglied inaktiv - 06.11.2003, 13:30