Frage: Sehreife?

Hallo Herr Dr. Posth, wir sorgen uns um unseren 11 Wochen alten Sohn. Er interessiert sich für starke Kontraste (hell-dunkel, Buntes) und Bewegungen z.B. Mobilés. Er lächelt diese auch an, genau wie Tierbilder an der Decke. Fixieren und Blickkontakt scheinen aber nicht sicher, Antwortlächeln trat seit der 6. Woche zwar auf, aber scheint sich nicht zu festigen. Das macht uns Angst! Er hat nach der Geburt recht spät die Augen geöffnet und war lichtempfindlich. Wir fanden auch, dass er zunächst wenig visuell wahrnahm. Er wirkt teilw. etwas orientierungslos ( es scheint, dass er mit Kopf?Blick?Bewegungen etwas sucht). Sonst ist er fit: Er lautiert viel u. variiert, reagiert auf Musik/Singen/Ansprache, mag Berührungen, beginnt zu greifen, zeigt guten Tonus, lässt sich durch Hochnehmen gut beruhigen. Woran denken Sie beim Lesen? Störung d. Sehwahrnehmung? Oder gar Autismus? Danke für Ihre Einschätzung! P.S. ich bin Therapeutin u. befürchte daher evtl. etwas paranoid zu sein...

Mitglied inaktiv - 30.03.2009, 09:29



Antwort auf: Sehreife?

Hallo, die Sehfähigkeit eines kleines Säuglings kann man nur durch Selbstbeobachtung und Testverfahren ermitteln. Mit 6 wochen sollten ein Säugling sich bewegende Finger im abstand von knapp 30 cm fixieren können und ihnen bei einer langsamen Bewegung nach rechts und links folgen. Dabei muss er ab einem bestimmten winkel den Kopf mit drehen. D.h. es stellt sich im Gehirn eine Netzwerkverbindnung zur Kopfhaltemuskulatur her. Die Augen müssen auf diesen Abstand parallel gestellt sein. Das kann man auch selbst prüfen. Nun ist Ihr Sohn schon 11 Wochen und müsste Sie von Auge zu Auge fixieren und anlächeln. die Dauer einer solchen Fixierung kann schon ziemlich lang ausfallen. Sollte von diesen einfachen Feststellungen, die alle Eltern treffen können egal ob mit oder ohne fachliche Kenntnisse, etwas feheln, ist immer unbedingt eine augenärztliche Kontrolle angezeigt. Z.B. könnte sich ein grauer Star dahinter verbergen, denn man mit bloßem Auge so gut wie nicht sieht. Aber auch Veränderungen am Augenhintergrund wären möglich. Lassen Sie Ihren Sohn also sicherheitshalber möglichst schnell beim Augenarzt abklären. Nur so können Sie sich selbst beruhigen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.04.2009