Frage: Reizhunger?

Hallo Herr Dr. Posth! Wir tragen unseren Sohn (4 Mon.) fast den ganzen Tag in d. Tragehilfe (so, dass er sehen kann, sonst protestiert er) od. wandern mit ihm durch die Wohnung. Wird er getragen, ist er ruhig. Legen wir ihn irgendwo hin, fängt er gleich an zu weinen. Ist er müde, reibt er sich an den Augen und gähnt, ist aber viel zu neugierig!,um zu schlafen. Bei jedem Geräusch öffnet er wieder die Augen. Irgendwann fängt er an zu quengeln und ist dann so übermüdet, dass er nur mehr schreit.–manchmal bis zum zornigen brüllen und dann einschläft. Auch beim Stillen zappelt er mit Armen und Beinen. Er ist den ganzen Tag müde. Ich muss bei ihm liegen bleiben, sonst ist er nach 10min. wieder wach. Er will den ganzen Tag getragen werden und auch in der Nacht braucht er Körperkontakt. Woran könnte das liegen? Reizhunger?Wenn ja, muss man das irgendwie behandeln? Reize meiden oder ihn schauen, hören, spüren etc lassen? Schadet ihm das Schreien, auch wenn ich ihn bei mir trage? Vielen Dank

Mitglied inaktiv - 30.08.2010, 00:30



Antwort auf: Reizhunger?

Stichwort: angeborenes Temperament Hallo, den Begriff Reizhunger mag ich nicht so gerne. Er beschreibt etwas, das eigentlich jedes Kind hat und auch braucht, um die Welt kennenzulernen, in der es leben soll. Ohne Reizhunger würde jeder Säugling verkümmern. Nun wird mit dem Begriff aber etwas beschrieben, dass Überreizung und Nervosität zum Ausdruck bringen soll und flugs hat der Säugling ein Störungsprofil. In Wahrheit liegt das Problem daran, dass gerade dieser Säugling seinen hohen Grad an Aufmerksamkeit (später soll er den dann haben!) nicht selbstständig herunter regulieren kann, wie das zum Dösen und Einschlafen erwünscht ist. Diese Offenheit oder Offensivität ist also nichts als ein Charaktermerkmal, das im frühen Lebenalter Probleme schaffen kann. Solche Säuglinge sind auf die Mithilfe ihrer Eltern angewiesen. Das Herumtragen und das Befriedigen von Bedürfnissen steht ganz oben an. Aber auch eine gewisse Rhythmizität im Tagesablauf, ein Fernhalten von allzuviel Trubel und ein ruhiges Ritual zum Einschlafen gehören unbedingt dazu. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 30.08.2010