Frage: Nochmal "altersgerecht"

vielen Dank für Ihre Antwort von letzter Woche. Rückfrage: Unser Sohn 19 M, sensibel, möchte bereits vieles ganz genau wissen, z.B. was wir oder andere gerade essen. Wie erkläre ich, was das Fleisch ist, was gerade gegessen wird. Woher kommt Wurst? Wieso ist auf Schinken-Packung ein Schweinchen abgebildet? Darf er wissen, dass wir Hühner essen? Sollte dieses vielleicht lieber nur in (unverdächtigen) Einzelteilen anstatt als "Ganzes" auf den Tisch? Wie vermittele ich, dass wir Eier (Baby-Hühner) essen? Anderer Bereich, gleiches Thema: Sollte er wirklich jetzt schon wissen, dass Häuser auch brennen können (Bilderbücher)? Meine Nichte sah als Kleinkind "Bambi" und hat seitdem panische Angst vor Feuer. Ich möchte mein Kind nicht anlügen, das ist mir eigentlich sehr wichtig, aber ich möchte auch nicht, dass es irgendeinen Schaden bekommt, weil es mit der Holzhammermethode lernt, dass es in der Welt auch Grausamkeiten gibt. Gibt "Leitlinie"?

von Dezemberbaby2012 am 01.09.2014, 09:10



Antwort auf: Nochmal "altersgerecht"

Hallo, es gibt zu solchen, weltanschaulich geprägten Erziehungsfragen keinerlei Richtlinien oder Empfehlungen. Wie die Eltern in dieser Hinsicht mit ihren Kindern umgehen und was sie ihnen dazu erklären, ist ihren eingene Ansichten anheimgestellt. Denken Sie einmal an die Kinder, die auf dem Lande auf Bauernhöfen groß werden und von Kindesbeinen an das Schlachten von Tieren miterleben, vielleicht nicht konkret, aber doch im alltäglichen Gespräch über das Kochen und Essen. Ein Kind mit etwa 2 Jahren hat von sich aus sicher keine Bedenken, was das Verspeisen von Fleisch angeht, selbst wenn ihm erklärt wird, dass dieses Fleisch von Tieren stammt. Der Weg von lebenden Tier bis zu Fleisch auf dem Teller, das ja schmeckt, ist ihm zu abstrakt und geistig zu weit entfernt. Das Kind kann seine Kühe und Schäfchen im Bilderbuch oder draußen auf der Weide voller Zärtlichkeit betrachten und lieben und gleichzeitig völlig unbedenklich seine Fleischstückchen oder sein Gehacktes auf dem Teller verspeisen. Natürlich auch die Eier. Dieser scheinbar logische Widerspruch ist für ein Kleinkind noch keiner, da es die Kausalkette zwischen lebendem Tier und gegessenem Fleisch nicht herstellen kann. So entscheidet allein, was Sie selbst tun, bzw. der Vater, weil Sie beide das Hauptvorbild sind, mit dem sich Ihr Sohn identifiziert. Sie brauchen also nicht zu "lügen", um Ihren Sohn zu schützen. Was Sie für richtig halten, hält auch Ihr Sohn für richtig. Das wird sich später in der Prä-Pubertät einmal ändern. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.09.2014