Hallo Hr.Dr.Posth,
Tochter 9 Mo.-möchte seit 1 Woche immer zum Papa.
Streckt dieArme nach Papa aus, nachts krabbelt sie zu ihm (Familienbett) und kuschelt sich an ihn ran. Lacht wenn sie Papa sieht.
Beginnt jetzt schon die Loslösung?
Ist das nicht zu früh?Wäre jetzt der ideale Zeitpunkt mit einem neuen Einschlafritual zu beginnen(also Papa bringt sie ins Bett) abwechselnd mit mir?
Wie sollten wir jetzt am besten damit umgehen?Papa ist oft beruflich paar Tage und Nächte unterwegs?
2. Ich werde oft von Familie (vorallem ältere Generation) belächelt, weil ich unsere Tochter nie schreien lasse.
Sie sagen:sie wird so nie lernen wo anderes zu schlafen - sie wird nie aus eurem Familienbett ausziehen - sie muss auch mal schreien, damit sie weiß das man nicht immer verfügbar ist.
Ich stehe natürlich voll zu meiner Erziehung aber so ein paar Punkte wie "nie wo anderes schlafen" oder "wird immer bei uns schlafen" beunruhigt mich dann doch etwas
Danke und LG
von
JEW
am 28.07.2014, 07:15
Antwort auf:
Loslösung
Hallo, das ist die Häme der anderen Eltern, die es - oft wider besseren Wissens- nicht über sich bringen konnten, ihr Kind bei sich schlafen zu lassen, wo es sich wohl und glücklich fühlt. Das schlechte Gewissen, das sie deswegen mit sich herum tragen (was sie natürlich nicht zugeben können) lässt sie dann andere Eltern, die ihnen das Richtige vorleben, mit negativen Aussichten für die Zukunft verunsichern. Aber so kommt es nicht. Das Grundprinzip der emotionalen Integration, s. meine Langtexte) besteht darin, dass das Kind im Säulings- und Kleinkinalter soviel innere Beruhigung und Sicherheit "tankt" bzw. "auflädt", dass es später davon gut zehren kann und ein viel größeres Bedürfnis nach Selbstständigkeit entwickelt. Das ermöglicht ihm auch das angstfreie Schlafen allein. Je nach Reifealter kommt das Bedürfnis danach aber erst mit 3 bis 4 Jahren. Also eigene Reifung (durch Integration) steht vor Anpassung (an das von den Eltern gewünschte Verhalten) (s. mein neues Buch "Gewaltfrei durch Erziehung).
Die Loslösung kann tatsächlich sich schon so früh bemerkbar machen. Das passiert dann vermehrt, wenn der Vater sich auch schon in der Säuglingszeit seines Kindes sehr viel um es gekümmert hat. Mit der Änderung des Einschlafrituals sollte man zwar vorerst noch vorsichtig sein, aber Versuche dahingehend kann man schon starten. Man muss immer bedenken, dass auch noch die Wiederannährungskrise (s. gezielter Suchauf) überwunden sein will. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 29.07.2014