Frage: Keine Wiedersehensfreude

Sehr geehrter Hr. Prof. Posth, Über Verhalten meines Sohnes (15 M.) besorgt. Vorgesch.: ab 6 W. heftige Bauchschmerzen nach Mnhlzeiten, viel schreien, sehr wach, schreckhaft, leicht irritierbar, Viel Tragetuch. Früh, nur kurz gefremdelt. Versuch des im eigenen Bett einschlafen lassens mit Schreien, aber immer dabei geblieben,abgebrochen, Bett im Schlafzimmer bis heute, jetzt noch zweite Nachthälfte bei uns im Bett. Läuft seit 11 M. alt. Jetzt neugierig unabhängig, dreht sich so wenig nach mir um, so wenig anhänglich, dass mir unheimlich. Widerstand/Trotz "mild". Zeigt auf sich selbst, wenn man fragt "wo ist J.?" Vater liebvoll u. präsent, ins Bett bringen etc super, auch m. Oma/Opa. Seit 13 M. alt 1x/Woche 8 Stunden arbeiten. Oma/Opa betreuen bei uns zuhause. Abschied o. weinen. Sehr verunsichert, dass J. mein Gehen kaum bemerkt, nach Trennung so gut wie nicht begrüßt, bringt mir was geht weiter spielen, will nicht auf Arm o. erst nach Weile. Unsich-verm. Bindung? Vielen Dank

von Quak am 13.01.2014, 08:44



Antwort auf: Keine Wiedersehensfreude

Hallo, den Bindungsstatus eines Kindes nur auf eine Beschreibung hin zu beurteilen, ist nicht möglich und kann demzufolge immer nur eine Vermutung sein. Unsicher vermeidende Bindung könnte auf Ihren Sohn ihrer Beschreibung seines Verhaltens nach aber zutreffen. Unsichere Bindungen sind Anpassungsreaktionen an die vorgefundene Lebenssituation mit all ihren Schwierigkeiten und Belastungen oder Ergebnisse einer schlechten Passung von kindlichen Anlagen und elterlichen Erwartungen. Ein Abschied ohne Weinen bei einer häuslichen Betreuung durch zuverlässige Ersatzbezugspersonen wie Großeltern ist allerdings eher ein normales Verhalten. Sorge könnte Ihnen nur die Reaktion Ihres Sohnes bei Ihrer Rückkehr bereiten. Aber vielleicht ist er ja kein so nähebedürftiges Kind wie andere. Immerhin bringt er Ihnen ein Spielzeug und sucht so die Kommunkation mit Ihnen. Vielleicht hat das viele Weinen in der frühen Säuglingszeit und bei der Umquartierung ins eigene Bett doch Spuren hinterlassen. Dazu kommt Ihr längeres Fehlen zu Hause gleich am Beginn der Loslösung. Bieten Sie bei Ihrer Rückkehr nach Hause immer auch von sich aus Kontakt an, in dem Sie sich z.B. ein Spielzeug nehmen und Ihrem Sohn zu verstehen geben, dass Sie mit ihm spielen wollen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.01.2014