Frage: Fragen zur LL

S.g. Herr Dr. Posth, Danke für Ihre sehr geschätzte Arbeit. Sie haben mir schon oft geholfen!! Ich habe einige Fragen zur LL (Sohn, 17 Mon.): LL läuft sehr gut - jedoch nicht über Papa, sondern Oma (wohnt im selben Haus, ist in Betreuung eingebunden) Papa verbringt ebenfalls viel Zeit mit ihm, übernimmt auch pflegerische Aufgaben, trotzdem bevorzugt unser Sohn momentan Oma. Sie schreiben, dass die LL idealerweise über den Vater erfolgen sollte. Könnten Sie das bitte etwas näher erläutern? Spielt das Geschlecht des LL-Vorbildes eine Rolle? Wie mit „ Konkurrenzsituation" zw. Papa u. Oma umgehen? Vielen Dank! Mfg

von ClaudiaJonas am 28.07.2014, 09:29



Antwort auf: Fragen zur LL

Hallo, das Loslösungsphänomen ist systematisch so, wie ich es beschreibe, noch nicht untersucht worden. Denn bei mir ist die Loslösung ja die 2. Bindung, nur mit befreiendem Charakter aus der engen primären Bindung zur Mutter. Das Kind muss schließlich zu sich selbst gelangen, ein "Selbst" mit einem "Ich" erwerben. Wer ihm dabei als Loslösungsvorbild dient, ist der Natur eher gleichgültig. Denn sonst stimmte das Evolutionsprinzip nicht mehr. Aber der Vater ist immer das bessere Loslösungsvorbild, weil er 1. die gegengeschlechtliche Position zur Mutter als Frau repräsentiert und 2. als verinnerlichtes Bild ins Gehirn seines Kindes gelangt, wo er wie die Mutter als Identifkationsfigur abgespeichert wird. Und von dieser Identifikation hängt die spätere Bereitschaft zur Erziehungsfähigkeit ab. Denn von einer Person, mit der sich das Kind und der Heranwachsende nicht identifizieren, lassen sie sich auch "nichts sagen". Einer Anweisung folgen, also in gewisser Weise gehorchen, hat etwas mit der Mutter- oder Vater- Kind-Beziehung zu tun. Ständige Unfolgsamkeit oder permanente Aufsässigkeit usw. sind also Ausdruck einer Beziehungsstörung. Es liegt letztlich am Vater, ob er sich, aus was für Gründen auch immer, seine wichtige Rolle von einer anderen Person aus den Händen nehmen lässt, oder ob er lieber selbst entscheidendes Vorbild seines Kindes sein will. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.08.2014