Frage: Extreme Fütterungsprobleme

Hallo, unser Sohn ist jetzt 19 Monate alt und sehr unruhig!. Wir haben schon ewig die Probleme, dass er beim Essen ständig beschäftigt werden muss, Zeitung lesen, spielen.. aber im Moment artet es regelrecht aus. Morgens beginnt das Drama! Ich setz ihn in den Stuhl schon fängt er an auf dem Tisch zu zeigen, das, das, das haben, ich sage nein und er weigert sich solange zu essen bis er beschäftigt ist. Ich stopf ihm alles so nebenbei in den Mund! Einfach gräßlich , isst er alleine landet etwa die hälfte auf dem Boden, in den Haaren o.ä. Beim Mittagessen zeigt er keinerlei Interesse sich mit Gabel usw. zu beschäftigen. Alles wird wild herumgerührt aus dem Teller geschmissen und zermanscht. Er dreht sich auch vom Teller weg und schaut aus dem Fenster oder ständig Kuh hier, Hund da, ständig prosten aber nix trinken.. Wenn ich ihm aber nichts gebe womit er sich beschäftigen kann würde er auch nicht essen. Er ließ sich dann auf den Boden setzen und spielte dann. Was soll ich nur tun? Lg

Mitglied inaktiv - 13.04.2009, 19:12



Antwort auf: Extreme Fütterungsprobleme

Stichwort: frühkindliche Essprobleme Hallo, aus Ihrem Schreiben klingt, dass Sie der Auffassung sind, bereits ein junges Kleinkind müsse gewisse Regeln beim Essen beachten. Die erste Regel scheint für Sie zu sein, dass Essen und Spiel eigentlich nicht zusammengehören und von Ihnen nur deswegen geduldet wird, damit ihr Sohn überhaupt etwas isst. Aber anders herum wird ein Schuh daraus. Essen und Spiel gehören sehr wohl zusammen, denn das Kind lernt alles über das Spiel, auch das Essen. Jede andere Auffassung ist Ausdruck grenzsetzender, autoritärer Erziehung. Essen ist zugegeben ein sensibles Kapitel, bei dem ähnlich wie in der Sauberkeitserziehung und beim Schlafen mannigfaltige Fehler gemacht werden. Die erste Frage ist immer, hat das Kind überhaupt Hunger, wobei Appetit auch noch etwas mit der Zubereitung der Speisen zu tun hat. Wichtig hierfür ist immer das Körpergewicht! Heutzutage sollte es keinen Hunger bei einem Kind in westlichen Industrienationen mehr geben. Aber es gibt unzählig viel überernährte Kinder. Ein übergewichtiges Kind hat verständlicherweise nicht so viel Hunger, wird in unserer Gesellschaft aber trotzdem zum Essen angehalten. Die nächste Frage gilt der Kommunikation "bei Tisch". Viele Kinder essen solange sie gefüttert werden (mindestens bis 2 Jahre) besser vor der eigentlichen Mahlzeit in Kommunikation mit einem Elternteil. Dabei darf auch gespielt werden. Auch mit dem Essen. Animation und Ablenkung erleichterm dem Kind den manchmal öden Essvorgang. Fängt das Kind an, nur noch mit dem Essen zu spielen und zu manschen, ist es in der Regel satt und die Mahlzeit wird beendet. Da aber ein kleines Kind seinen Sättigungsgrad nicht richtig einschätzen kann, hat es ein Stunde später vielleicht noch etwas Hunger. Dann darf es auch noch etwas weiter essen, auch wenn das Essen längst kalt ist. Das macht einem Kind überhaupt nichts aus. Und ungesund ist es auch nicht. Über Tischmanieren und alles Weitere brauchen wir in diesem Alter noch nicht zu reden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 15.04.2009