Denken Sie das ich durch das Stillen die Loslösung gefährde?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Denken Sie das ich durch das Stillen die Loslösung gefährde?

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, in Ihrem Buch "Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen"schreiben Sie,dass das Stillen die Loslösung für das Kind erschweren kann. Deshalb meine Frage: Meine Tochter (fast 18 Monate) hat von Anfang an viel und häufig getrunken und bis zum zehnten Monat auch den Schnuller akzeptiert. Ich stille sie zum Einschlafen und sehr, sehr häufig auch nachts. Seit Januar (mit 14 Monaten) geht sie zur Tagesmutter, ich hole sie vor dem Mittagsschlaf ab. Seit Januar stille ich sie nun auch wieder vor dem Mittagsschlaf. Zudem nach Bedarf tagsüber, was manchmal auch sehr häufig ist-abhängig davon, wie es ihr geht. Sie hängt an mir, bleibt aber (außer bei Krankheit/Wachstumsschub)auch bei Vater und Tagesmutter. Meinen Sie, wenn ich weiter nach Bedarf stille (und besonders mittags/nachts zum Einschlafen),behindere ich die Loslösung meiner Tochter? Vielen Dank für Ihre Antwort.

von Große am 02.05.2011, 14:31



Antwort auf: Denken Sie das ich durch das Stillen die Loslösung gefährde?

Stichwort: Langzeitstillen Hallo, die Problematik zwischen Langzeitstillen und Loslösung ergibt sich aus der Selbstvorstellung des Menschen. Die große Entwicklungsaufgabe des Säuglings und Kleinkindes besteht neben der Beherrschung der Motorik und dem freien Gang bis hin zum Laufen im Verständnis (Bewusstsein) von sich selbst als eigenständiger von allen anderen Menschen getrennten Person. Die ständige Verfügbarkeit der Mutter als Trostspenderin durch Stillen und auch als Nahrungsgeberin aus der Brust bindet das Kind aber "mental" weiter an die Mutter. Die Loslösungsprozesse müssen aktiv vom Kopf her entwickelt werden und ergeben sich nicht spontan aus den veränderten Lebensbedingungen. Das muss zunächst nichts bedeuten, denn der aufkommende Verstand ist in der Lage, diese innere Trennung zu vollziehen, aber sobald Emotionen ins Spiel kommen wird es schwierig. Die ständige Trostspenderin Mutter wird sich auf Dauer nicht so benutzen lsssen wollen, und das Kind wird merken, dass sein Verhältnis zur Mutter ein geändertes ist. Die bleibende Anhänglichkeit kann dann oft nur durch aggressive Reaktionen auf die Mutter beendet werden. Der Vater als Loslösungvorbild hat natürlich "schlechte Karten", da ihm die Mutter das Wichtigste vorläufig vorenthält, nämlich die Fähigkeit tiefgehend zu trösten und zu beruhigen. Der Vater kann gegen die Brust nicht gegenhalten. Er muss auf andere Verhaltensweisen ausweichen, wie es dann auch fast immer geschieht. Der Vater zum spielen und toben, die Mutter zu pflegen, versorgen und trösten. Damit werden alte Rollenklischees ungünstig verfestigt und die Loslösung leidet. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.05.2011



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