Frage: Bedürfnisbefr./Nähe Kleinkind

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, Handel ich richtig?Sohn 15 Mo.,sehr temperamentvoll, fordert viel, fröhlich, Papa fixiert zzt. (Einschlafen abends klappt bei Papa noch nicht). Als Säugling nur getragen, viel Nähe, prompte Bedürfnisbefriedigung, schläft noch heute im Familienbett und wird zum Einschlafen gestillt. Das, was für den Säugling das Beste war, gilt für das Kleinkind nicht mehr - so entnehme ich es aus einigen Antworten? Nun können sich durch ständiges tragen und zu viel Nähe doch Gewohnheiten einschleichen? Ist zu viel Nähe "schädlich" bzw. behindert es Kleinkind in der Entwicklung? Er äußert und wir reagieren, wie damals.Bsp.Karre. Sofort rausnehmen okay?"Machtkampf" sinnvoller? "üben" wg.Widerstand?Danke! Sie sind toll!

von dinsa am 11.02.2013, 07:17



Antwort auf: Bedürfnisbefr./Nähe Kleinkind

Hallo, es stimmt schon, dass man in der sog. prompten Bedrüfnisbefriedigung zwischen Säuglingsalter und Kleinkindzeit unterscheiden muss. Aber das ergibt sich eigentlich von selbst, denn die Bedürfnisse von Kleinkindern werden schnell zu unermesslichen Forderungen, und die Entwicklung eines Machtkampfes überschatten die Befriedigung. Man stellt als Eltern auch sehr bald fest, dass Befriedigung oft gar nicht möglich ist, weil Umnmögliches verlangt wird oder Freiheiten gar nicht zugelassen werden können. Das heißt, das Kind findet Grenzen, man muss sie ihm nicht setzen. Es hängt ja auch sehr von dem elterlichen Toleranzgrad ab, was noch zugelassen wird und was nicht mehr. Der Gewohnheitsfaktor hat allerdings schon im 2. Lebenshalbjahr zugenommen, denn die Erwartungshaltungen oder Antizipationen des Säuglings sind inzwischen viel stärker im Gehirn verankert. Schon der Säugling entwickelt "innere Arbeitsmodelle" von dem, wie seine Bezugspersonen reagieren. Aber er plant noch nicht im Voraus, was jetzt sein soll, er reagiert vorläufig noch auf aufkommende Bedürfnisse. Zu viel Nähe wehrt das Kind selbst ab, und es ist meines Erachtens Aufgabe elterlicher Wachsamkeit und Ehrlichkeit, dasjeneige zu erkennen, was das Kind möchte und nicht nur das zu sehen, was man selbst möchte. Über den entstehenden Machtkampf kann man viele Seiten schreiben (s.a. Machtverhältnisse in der Erziehung im gezielten Suchlauf). Nur eines an dieser Stelle, es sollte nicht um die Demonstration von Stärke gehen, wenn Bestimmungsmacht des Kindes und Entscheidungsmacht der Eltern aufeinander prallen. Die Sachlage sollte entscheiden, was letztendlich durchgesetzt werden muss. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.02.2013