Frage: Auswirkungen

Hallo Herr Dr. Posth, eine vielleicht ungewöhnliche Frage: Wenn ein erwachsener Mensch (w) sehr viel Aufmerksamkeit benötigt, d.h. alle müssen immer aufmerksam sein, zuhören und gleich antworten, immer zur Verfügung stehen, Dinge/Ereignisse können nicht abgewartet werden, alles muß sofort und in ihrem Sinne geschehen und sie kann es überhaupt nicht ertragen, wenn andere sie mit ihrem Verhalten einschränken oder einengen. Woran liegt das? Ist das ein Mensch, der in seiner Kindheit zu viel Aufmerksamkeit bekam oder eher ein Mensch, der vernachlässigt wurde und jetzt alles nachholen will? Liegt das Problem überhaupt in der Kindheit oder entwickelt sich so etwas erst später? Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll und denke, daß es besser geht, wenn ich verstehe, wieso sie so ist. Vielen Dank für Ihre Hilfe bei einer etwas anderen Frage und viele Grüsse

Mitglied inaktiv - 06.09.2010, 12:01



Antwort auf: Auswirkungen

Hallo, Ihre Frage bezieht sich wohl mehr auf eine Mutter als auf ein Kind. Psychoanalyse kann ich hier in meinem Forum aber nicht leisten. Ganz allgemein würde ich Ihnen darauf anworten. Beides wäre möglich. Kinder, die wirklich permanent verwöhnt werden, entwickeln leicht ein -wie man sagt- grandioses Selbst. diese hält im weiteren Leben nur, wenn es weitgehend unangetastet bleibt, denn es ist nicht - wie man meinen könnte- sehr stabil. Menschen, die in ihrer Kindheit, immer nur Demütigung und Achtlosigkeit oder auch Vernachlässigung erfahren haben, entwickeln ein minderwertiges Selbst. Daraus entwickelt sich nur eine beschädigte Persönlichkeit. Und die drängt im späteren Leben nach Ausgleich auf verschiedenste Weise. Der von Ihnen geschilderte Fall gehört auch dazu, ist aber so nicht vollständig. Fast immer entsteht ein gewisse Spaltung in der Persönlichkeit mit sich stark widerstrebenden Bedrüfnissen und Verhaltensweisen. Also schwere Wutanfälle und Aggressionnen, wenn die gewünschte Reaktion bei den Anderen nicht zu erzielen ist (sog. narzisstische Kränkung). Aber das muss man im Einzelnen im Therapeutengespräch erarbeiten. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 10.09.2010