Frage: Affektkontrolle

Lieber Herr Dr. Posth, ich hatte schon zu meiner Tochter geschrieben (id=40952). EMDR machen wir schon seit 4 Mon. nicht mehr. Die Trennungsangst wird besser, ich konnte sie letztens sogar selbst in den Kiga bringen - ohne Tränen! Normale Verabschiedung. Sie will hin und wieder im eigenen Zimmer im eigenen Bett schlafen und auch anderes funktioniert mittlerweile besser. Was mir aber noch gr. Sorgen macht, ist ihre Affektkontrolle. Vor allem wenn sie hungrig ist, flippt sie wegen Kleinigkeiten (falscher Handgriff, falsche Ansprache,..) aus, brüllt ohrenbetäubend,... Das müsste mit fast 5 J. schon besser sein, oder? Sobald sie zwei Bissen gegessen hat, ist sie wie ausgewechselt. Sie kann aber zuvor nicht sagen, dass sie hungrig ist. Irgendwie spürt sie ihren Hunger nicht. Sie ist generell sehr ängstlich. z.B. beim Überqueren einer Straße, Kasperltheater mit Räuber,... Wir gehen natürl. darauf ein, erklären, beruhigen,... Habe gerade ihr 2. Buch angefangen :-). MfG schaumama04

Mitglied inaktiv - 17.05.2010, 00:14



Antwort auf: Affektkontrolle

Hallo, man könnte spekulieren, dass das "Gebrüll" bei Hungergefühlen etwas mit der Situation in der Säuglingszeit zu tun hat, als sie -wie jeder andere Säugling auch- sich nicht äußern konnte, was ihr fehlt, sie aber schreien konnte. Dieses regrressive Verhalten hat sie bis heute nicht abgelegt. Es wäre jetzt aber an der Zeit, mit ihr erst einmal das qualitative Gefühl des Unmuts zu ergründen und ihr diese Erfahrung bewusst machen, bevor sie dann zu essen bekommt. Wenn das gelingt, fragen Sie sie als nächstes, wenn sie wieder einen solchen Anfall hat: "Was fühlst du denn gerade? Ist es nicht vielleicht wieder Hunger? Das kannst du doch jetzt auch sagen." Danach bekommt sie, was sie braucht. Wahrscheinlich kommen Sie so über die Akzeptanz und Nutzung der Regression zum gewünschten Sozialverhalten. Viele Grüße und eine gute Lesezeit

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.05.2010