Der erste Brei - die Beikost

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Geschrieben von marienkäfer15 am 05.02.2016, 11:18 Uhr

Glutenunverträglichkeit???

Hallo zusammen,

ich mache mir gerade Gedanken, ob mein Baby Gluten nicht verträgt.
Mein Baby ist gut 8,5 Monate alt. Wir haben mit 5,5 Monaten mit Beikost begonnen, sie hatte mit dem ersten Löffelchen Karotten böse Blähungen, die auch bei so ziemlich allen anderen Breien bestanden. Sie hat auch eine Kuhmilchallergie.

Mit knapp 6 Monaten gab es das erste Mal Hafer im Gemüse-Kartoffel-Brei, etwas später dann den MGB (mit Neocate) bzw. GOB. Hier nehmen wir meist Dinkel (selbst angerührt), haben auch mal Hirse oder Hafer (Gläschen) genommen. Vor 3 Tagen habe ich Grießbrei versucht, seither sind die Nächte schlimm, mein Baby hat Blähungen und schreit ganz viel. Vorgestern hat sie den Getreidebrei weitgehend verweigert, da war die Nacht besser, gestern hat sie wieder mehr gegessen und wir waren von 0:30 bis 4:00 wach. Ich habe den Grießbrei natürlich nur einmal gegeben, seither wieder Dinkel.

Kann es sein, dass eine Glutenunverträglichkeit besteht? Wie müßte man das untersuchen? Kinderarzt oder Facharzt?

Vielen Dank!
marienkäfer15

 
7 Antworten:

Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von lanti am 05.02.2016, 12:02 Uhr

Hallo,

eine Glutenunverträglichkeit ist mit 1% recht selten, macht sich aber oft im Beikostalter bemerkbar zB durch Durchfälle, Verstopfung, Eisenmangel, Gedeihstörung (Kind nimmt nicht mehr genug zu oder wächst nicht) etc. - http://www.dzg-online.de/zoeliakie-im-kindesalter.378.0.html

Getestet werden kann diese Erkrankung (Zöliakie) nur unter ausreichender Glutenzufuhr und zwar per Blutabnahme und Bestimmung von Trangslutaminase IgA und/oder Endomysium IgA Antikörpern im Blut. Das kann der Kinderarzt veranlassen. Meist ist zur Bestätigung dann noch eine Magenspiegelung mit Biopsie beim Kindergastroentereologen (Facharzt) erforderlich - http://www.dzg-online.de/diagnose.380.0.html

Ganz wichtig bei Zöliakieverdacht ist also vor Abschluss der Diagnostik keinesfalls auf glutenfreie oder glutenarme Kost umzustellen! Denn dann werden die Untersuchungsergebnisse verfälscht und eine Unverträglichkeit kann weder nachgewiesen noch ausgeschlossen werden. Weiterhin ist zu beachten, dass Personen mit IgA Mangel (kann man durch Bestimmung des Gesamt IgA Werts und Vergleich mit dem Normwert ausschließen) und kleine Kinder oft keine nachweisbaren Antikörper haben - dann bringt nur die Magenspiegelung mit Biopsie Aufschluss.

Der Spiegelung kann man bei neg. Antikörpertest allerdings einen Gentest, der per Blutuntersuchung auf HLA DQ 2+8 gemacht wird, vorschalten, um zu schauen, ob überhaupt die Veranlagung für Zöliakie vorliegt - zur Diagnostik reicht das bei pos. Ergebnis nicht, sondern nur zum fast sicheren Ausschluss, wenn der Gentest neg. ist) - http://www.dzg-online.de/genetische-veranlagung.386.0.html


Langer Rede kurzer Sinn: In eurem Fall gehe ich allerdings zunächst nicht, von einer Glutenunverträglichkeit/Zöliakie aus, da Hafer (glutenarm) und Dinkel (eine Weizenart und stark glutenhaltig) vertragen werden und nur Weizengrieß offenbar nicht. Vielleicht bekommt Deinem Kind nur Weizen nicht.

Ich würde den Grießbrei jetzt einfach mal ganz weg lassen (ist sowieso weniger nährstoffreich als Hafer, Hirse und Dinkel) und wenn irgendwann Brot gegessen wird (besteht meist überwiegend aus Weizenmehl) schauen, ob es erneut Probleme gibt oder nicht (manchmal bekommt Babys auch nur ein bestimmtes Getreide gerade am Abend nicht - das ist erstmal kein Grund zur Sorge).

Falls Du zum Gemüsebrei übrigens ab und zu mal Nudeln gibst und diese gut vertragen werden, spricht das ebenfalls nicht für eine Reaktion auf Weizen - denn normale Nudeln bestehen auch aus Weizenmehl.

LG & ein schönes Wochenende

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Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von marienkäfer15 am 05.02.2016, 13:47 Uhr

Hallo lanti,

vielen Dank für Deine schnelle und ausführliche Antwort.
Dass Hafer und Dinkel vertragen werden, kann ich nicht unbedingt sagen, da mein Baby ja praktisch dauernd Blähungen hat. Seit dem Grießbrei ist es ganz schlimm. Obwohl es gestern nur Dinkel gab, war die Nacht sehr schlimm, daher dachte ich eben an eine Glutenunverträglichkeit. Nudeln haben wir bisher noch nicht gehabt.

Liebe Grüße
marienkäfer15

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Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von Leonie15 am 05.02.2016, 20:25 Uhr

Hallo wir hatten den selben Verdacht. Wir wollten unserer Kleinen aber diese vielen unangenehmen Untersuchungen ersparen.
Ich selbst esse (nicht aus gesundheitlichen Gründen sondern aus Überzeugung) keine Kuhmilchprodukte und keinen Weizen. Meine Tochter hatte aber schon beim stillen immer schlimme Bauchkrämpfe und Blähungen. Ich ess sehr viel Dinkel. Wir haben dann auch auf neocate umgestellt und dachten es wäre minimal besser. Also vielleicht liegt es am Gluten?! Nunja wie gesagt wir wollten die Untersuchungen nicht machen lassen und haben nach Alternativen gesucht. Dann haben wir eine Stuhluntersuchung machen lassen. Es wurden Keime gefunden die eine Darmentzündung ausgelöst haben. Also könnte sie dadurch vieles nicht vertragen. Puh eine Tortur war das. Wir haben dann jemanden gefunden der Elektroakupunktur nach Voll macht. Dabei kam raus dass die Maus Zucker und Milch nicht verträgt. Nach acht Wochen ProSymbioflor und nochmaliger Überprüfung verträgt sie jetzt wieder alles.
Also ich persönlich würde einen Test mit dem Elektroakupunkturgerät empfehlen. Glaub das heißt Vegatest. Weil es völlig schmerzfrei und angenehm für die Kleinen ist. Und dann siehst du ob Gluten anzeigt oder nicht :)
Viel Erfolg!

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Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von lanti am 05.02.2016, 21:56 Uhr

Hallo nochmal,

viele Kinder, bei denen irgendwann eine Glutenunverträglichkeit festgestellt wird, hatten schon als Baby Blähungen, Durchfälle oder Verstopfung und Bauchweh (aber längst nicht alle).

Das heißt aber umgekehrt nicht, dass alle Säuglinge mit diesen Symptomen auch Zöliakie haben. Denn ganz viele Babys haben Blähungen Verdauungsprobleme, reagieren auch bestimmte Beikost etc. und nur ein kleiner Anteil hat wirklich eine Unverträglichkeit.

Waren die starken Blähungen denn auch schon da als Dein Kind nur Milch bekam?

Wenn Du das Gefühl hast es könnte tatsächlich eine Unverträglichkeit bzgl. Gluten vorliegen, würde ich das mal beim Kinderarzt abklären lassen. Wichtig ist, dass ein Test auf Transglutaminase IgA und Endomysium IgA gemacht und ein IgA Mangel ausgeschlossen wird. Denn Stuhluntersuchungen, IgG und Gliadintests sind bzgl. Zöliakie ungeeignet bzw. ungenau.

Und die Blutuntersuchung sollte unbedingt gemacht werden bevor ihr die Ernährung probeweise auf glutenfrei umstellt. Denn dann verschwinden zum einen ggf. vorübergehend die Beschwerden und verzögern die Diagnose bzw. eine Diagnostik ist erst nach erneuter Glutenbelastung über 2-3 Mon. mit entsprechenden Beschwerden, die nach zeitweisem Verzicht oft stärker sind als vorher, möglich.

Solltest Du dazu irgendwelche Fragen haben, kannst Du Dich gerne jederzeit melden - auch per PN. Meine Tochter hat Zöliakie.

Alles Gute

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Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von lanti am 05.02.2016, 22:02 Uhr

Zur Objektivierung des Vegatests hier mal ein Auszug aus einer Stellungnahme des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung

"Ungeeignete Methoden zur Bestimmung einer allergischen und nichtallergischen Nahrungsmittelunverträglichkeit sind u. a.: Bestimmungen von IgG und IgG4, Bioresonanz, Kinesiologie, Elektroakupunktur, zytotoxischer Lebensmitteltest, Lymphozytentransformationstest, Vegatest, Irisdiagnostik, Haaranalysen, Pendeldiagnostik."

Quelle: https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkraefte/handlungsempfehlungen/kleinkinder/allergische-und-nichtallergische-nahrungsmittelunvertraeglichkeiten/


und dem Deutschen Ärzteblatt

"Verschiedene Versionen elektrischer Tests (zum Beispiel Elektroakupunktur nach Voll, Vegatest) sind ungeeignet für die allergologische Diagnostik (9). Die fehlende wissenschaftliche Basis (kritische Übersicht bei www.quackwatch.org/01QuackeryRelatedTopics/electro.html) und enttäuschende Resultate, das heißt, keine Unterscheidung von Allergikern und gesunden Kontrollpersonen, belegen die mangelhaf-
te diagnostische Treffsicherheit dieser Verfahren.
Das gleiche trifft für gerätegestütze Verfahren wie die Bioresonanz zu (auch Moratherapie und andere Bezeichnungen). Keine dieser elektrischen Varianten war bei kontrollierten Untersuchungen in der Lage, Allergie oder Unverträglichkeit von bestehender Gesundheit zu unterscheiden. Dennoch werden diese Geräte weiterhin vermarktet, in pseudo-medizinischen Kursen vorgestellt und zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken angeboten.
Die zugrunde liegenden irrationalen Gedankenmodelle, das Versagen in kontrollierten Studien und die fehlende Übereinstimmung mit klinisch gesicherten Diagnosen illustrierten, dass die genannten Verfahren unbrauchbar für die Abklärung von einer Nahrungsmittelallergie, einer Nahrungsmittelintoleranz und anderen Unverträglichkeitsreaktionen sind (10)."

Quelle: http://www.aerzteblatt.de/archiv/47571

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Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von Leonie15 am 06.02.2016, 6:53 Uhr

Uns hats geholfen. Und für mich zählt nur eins: wer heilt hat recht :)
Muss jeder selbst entscheiden aber für mich ist es eine gute Möglichkeit ohne großen Aufwand zu schauen was los ist. Und es schadet ja nicht.

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Re: Glutenunverträglichkeit???

Antwort von lanti am 06.02.2016, 14:44 Uhr

Ja, jeder muss für sein Kind selbst entscheiden! Und wenn zB über eine Stuhlprobe ein Keim/Bakterium o.ä. festgestellt wird, was die Beschwerden verursacht dann ist das ja auch alles in Ordnung.

Aber wenn aufgrund von diagnostisch ungenauen Tests empfohlen wird eine bestimmte Zeit auf Gluten zu verzichten ohne dass VORHER korrekt auf Zöliakie untersucht wird, kann das sehr wohl schaden:

- Zum einen kann es sein, dass sie der Darm durch "ein halbes Jahr glutenfrei ausprobieren" o.ä. teilweise regeneriert und dann unter erneuter Glutenzufuhr zwar geschädigt wird (das geschieht bei Zöliakie schon bei 1/8 Gramm Weizen - egal ob man Symptome hat oder nicht), aber es treten nicht unbedingt direkt Beschwerden auf. so dass man zunächst den Eindruck hat geheilt zu sein, letztendlich aber nur die richtige Diagnose und damit auch der Leidensweg verlängert wird mit ggf. irreversiblen Folgen wie z.B. weiteren Autoimunerkrankungen (Diabetes, Hashimoto, Morbus Crohn), die durch eine unbehandelte Zöliakie auftreten können.

- Zum anderen hat man, wenn man einmal glutenfrei isst und bei erneuter Glutenaufnahme starke Beschwerden bekommt, nur zwei Möglichkeiten. Entweder verzichtet man auf Gewissheit und lebt sein Leben lang strikt glutenfrei als hätte man Zöliakie (d.h. nicht nur glutenfreie Nahrungsmittel, sondern auch sep. Toaster und Frittierfett etc.) oder man macht eine Glutenbelastung über 10-12 Wochen mit allem an Symptomen, was dazu gehört. Und da würde ich persönlich meinem Kind lieber einmal Blut abnehmen lassen als eine dreimonatige Tortur zuzumuten oder lebenslang ohne gesicherte Diagnose ggf. unnötig stark einschränken (denn wenn man keine Zöliakie hat, aber trotzdem Gluten nicht gut verträgt, muss man nicht ggf. so strikt auf Kontamination durch Küchengeschirr, Krümel usw. achten)


Manchmal ist es also unter Umständen kurzsichtig einem Kind etwas ersparen zu wollen, was hinterher solche Folgen nach sich zieht. Wenn dem bei euch nicht der Fall ist/war, könnt ihr froh sein. Ich kenne genug Familien, die schnell bereut haben auf Heilpraktiker und unwissende Ärzte vertraut zu haben ohne sich selbst ausreichend zu informieren.

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