Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von Ani123 am 18.12.2016, 17:34 Uhr

Depression, Omas und baby (lang!)

Ich kann dir auch nur raten, dir Hilfe zu suchen. Eine ambulante Therapie oder sei es mal bsp. nur einmal mit einer Psychologin darüber zu sprechen kann schon helfen. Manche Unis bieten den psychosozialen Dienst an. Da kann man hingehen und bekommt guten Rat und Hilfe und das auch kurzfristig. Kindern können nach Absprache mitgebracht werden und werden in der Zeit betreut bzw. sind mit dabei (bei Babies noch möglich). Das ist ein kostenloses Angebot und hilfreich (die Mutter meiner ehemaligen Tageskinder war dort und es hat ihr sehr gut getan.)

Bitte hole dir Hilfe und lass es nicht weiter schleifen. Auch wenn das Ende des Jahres naht, ´spreche mit deinem Hausarzt darüber (oder Frauenarzt, Hebamme, was dir auch am liebsten ist) und rufe verschiedene Psychologen an, spreche da auf den AB, bitte um Dringlichkeit, sage ruhig, dass du ein Baby hast und dringend Hilfe brauchst und Angst davor hast, dass deine Familie daran zerbricht. So kann es sein, dass du durchaus schneller einen Termin bekommst. Lass es auf keinen Fall so weiter laufen wie jetzt, denn dann kann es sein, dass du daran zerbrichst.
Dass du dich krank schreiben lassen hast ist schon mal der erste Schritt jetzt, aktuell und akut, damit du ein bisschen zur Ruhe finden kannst. Doch auf Dauer kann das keine Lösung sein.
Dein Mann hat eine Depression und niemand wird dir sagen können, wann er sich wieder 100% um euer Baby kümmern kann. Die Hilfe deiner Schwiegereltern möchtest du nicht annehmen. Allgemein fällt es dir schwer, das Kind abzugeben. Vielleicht wäre es aber noch eine Möglichkeit, das Baby in eine Krippe oder zur Tagesmutter zu geben. Das wären keine verwandte Personen und es würde eine andere Bindung sein, als zu den Schwiegereltern. Eine Betreuung wirst du dauerhaft brauchen, sonst wirst du dein Referendariat nicht beenden können.
Ich hoffe, dass du dir helfen lässt. Vielleicht auch, indem du mit dem Baby in eine Klinik gehst und lernst Abzugeben. Es gibt in verschiedenen Städten da schon gute Möglichkeiten, durchaus auch mit Baby. Da müsstest du dich bei dir in der Gegend mal erkundigen.
Bitte lasse dir helfen, auch wenn das kein leichter Weg ist das anzuerkennen, dass man Hilfe braucht, es muss sein.
Dir steht höchstwahrscheinlich auch eine Haushaltshilfe von der Krankenkasse aus zu während der Zeit wo dein Mann in der Klinik ist bzw. in ambulanter Therapie und sich somit nicht um euer Baby kümmern kann und du arbeiten gehst.

Ich möchte dir an dieser Stelle noch von der Mutter meiner Betreuungskinder berichten, wo ich bis Juli noch 2-3mal die Woche tätig war und heute 1.2mal die Woche. Im Mai 15 hat die Mutter ihr drittes Kind bekommen. Schwere Geburt, Tage der Ungewissheit ob beide es überleben werden, sie war intubiert, konnte ihr Baby erst Tage später bewusst wahrnehmen, in den Arm nehmen. Trotzdem hat sie es geschafft zu stillen (ein kleines Wunder). Sie kamen dann nach Hause und es war alles anders wie sonst. Sie nahm das Baby anfangs kaum auf den Arm, bewachte es aber sehr genau und wollte nicht, dass es irgendjemand anderes anfasst (nicht mal der Vater und die Geschwister sollten es). Die Geschwister (damals 2 und 7) bekamen das Nötigste (Essen, Waschen, usw.), aber es fehlte an der Zuwendung, was beide sehr mitnahm. Ich nahm ihr die beiden so oft es ging ab, damit sie Zeit für sich und das Baby hatte. Nach ca. 2 Monaten folgte die Zeit, wo sie das Baby nur in der Manduca trug und nach 3 Monaten gab es die Situation: Ich war da, sie war zur Toilette und das Baby lag auf den Boden und schrie. Ich nahm es dann auf den Arm, sie kam aus dem Badezimmer gerannt und ihr Blick war einmalig. Er zeigte mir mehr als deutlich, dass ich ihr sofort das Baby geben muss und ich tat es auch. Sie sah panisch aus.
Das Baby wurde älter und so langsam nahm sie sich auch wieder mehr den Geschwistern an. Ein schöner 3.Geburtstag der Mittleren folgte (da war das Baby 6 Monate alt) und es war der Tag, wo sie erstmals das Baby alleine bei mir in einem Raum ließ, weil sie kurz zu den anderen Gästen musste. Der Vater war genau so überrascht wie ich, da er das Baby kaum auf den Arm nehmen durfte.
Leider bekam die Kleine mit 7,5 Monaten ihren ersten Krampfanfall und es folgte eine Krankenhauszeit und das Aufgebaute, irgendwo auch das Loslassen der Mutter, ging komplett zurück. Das Baby war wieder durchgehend in der Manduca, niemand sollte es anfassen, die Mutter in permanenter Angst um das Baby, so dass die Geschwister schon mal vernachlässigt wurden (sie bekamen alles, aber irgendwo fehlte es an Zuwendung).
Als das Baby 10,11 Monate alt war hatte man das Gefühl, dass die Mutter nicht mehr wusste, was sie machen sollte. Es gab Zeiten, da schrie die Kleine so laut, dass ich sie auf den Arm nahm und die Mutter kam, riss sie mir vom Arm runter und sagte "das ist mein Kind" (und verließ meist dann mit dem Baby auch den Raum) und dann gab es Momente, wo ich die Kleine auf den Arm nahm und sie nicht mal kam bzw. nur mal um die Ecke schaute und dann in einen anderen Raum ging und die Tür zumachte und erst Minuten später (durchaus mal 15 Minuten und mehr) wieder raus kam . Das Baby war eigentlich in ihrer Betreuung gewesen, ich mit den Geschwistern in einem anderen Raum und ich war da immer nur hingegangen, weil das Baby bereits 2-3 Minuten am Stück schrie. Dem Vater teilte ich das mit, er kannte die Situationen auch, aber die Frau wollte keine Hilfe annehmen und sagte immer, dass alles normal sei (zu ihm, ich sprach mit ihr nicht darüber).
Kurz vor dem 1.Geburtstag dann hat der Vater die Bremse gezogen, da er vormittags nach Hause kam und das Baby und seine Mittlere bereits im Treppenhaus schreien/weinen hörte. Als er die Wohnung betrat lagen beide auf dem Boden mit rotem Kopf und er beruhigte sie erstmal und seine Frau kam Minuten später aus dem Badezimmer raus und schaute ihn irritiert an. Sie war davon ausgegangen, dass die beiden sich von selbst beruhigt hatten. An dem Tag ist er nachmittags (da kam ich dann) in die Psychosomatische Klinik gefahren (haben wir in der Stadt), hat da die Sachlage geschildert und die hätten sie am liebsten da behalten, was sie partout nicht wollte, so dass sie in die ambulante Therapie kam. Seine Eltern reisten an und sie ging ab da an täglich für 4h dahin. Es fiel ihr nicht leicht und ihr Mann brachte sie hin und holte sie auch wieder ab. Es hat ihr sehr geholfen. Sie hatte eine postnatale Depression gehabt, unbehandelt bis dahin. Die ersten zwei Wochen war sie täglich dort, dann nur noch zweimal die Woche (wo der Vater dann vormittags zu Hause war) und heute geht sie nur noch einmal die Woche dahin, wobei es Ende des Jahres ausläuft.
Sie hat gelernt sich wieder um alle Kinder zu kümmern, für alle da zu sein, Loslassen zu können, zeitgleich aber da zu sein, wenn das Kind sie braucht. Manchmal meint man, sie hat zu der Kleinen eine enorme Bindung, viel mehr als zu den anderen, aber so ist es nicht. Ohne diese Hilfe hätte noch so einiges passieren können, was zum Glück nicht eingetreten ist. Man darf sich das gar nicht richtig ausmalen, wie es wohl für die beiden Kleinen war alleine zu sein, da Mama sich nicht um sie kümmern konnte und dann wieder die Momente, wo Mama an sie klammerte und sie nicht loslassen konnte (besonders beim Baby).
Heute (die Kinder sind inzwischen 1,5, 4 und 9,5 Jahre) sieht es da ganz anders aus wie vor einem halben Jahr. Die Mutter kann loslassen, kümmerte sich um alle Kinder gleich gut. Sie hat sich verändert, aber inzwischen wieder so, so dass sie am Leben, besonders auch am sozialen Leben, teilnehmen kann. Sie hat sich vorher komplett isoliert, keinerlei Hilfe angenommen bezüglich des Babys. Heute darf ich mich um drei Kinder kümmern, sie kann mich mit denen alleine lassen. Sie haben eine Putzfrau, die 1-2mal die Woche kommt, damit sie weniger im Haushalt machen muss. Sie wollte nach 3-4 Monaten wieder arbeiten gehen, hat das damals selbst immer ein bisschen verschoben. Heute steht fest, vor dem 2.Geburtstag der Kleinen wird sie nicht wieder arbeiten gehen. Das gibt ihr Ruhe, das sie nicht daran denken muss. Alles was ihr Stress bereitet hat wurde ihr irgendwie versucht zu nehmen.
Wie die Zeit ohne Therapie werden wird, das weiß keiner. Aber wir hoffen alle, dass es so weiter gehen wird wie jetzt.

Vielleicht zeigt dir dieses Beispiel (welches ich als extrem schon ansehe), dass frühzeitig Hilfe holen durchaus positiv sein kann. In dem Beispiel hat der Mann ein wenig die Augen verschlossen, seiner Frau vertraut, bis er es selbst gesehen hat, dass es ganz anders ist und dann hat er alle Hilfen geholt die er da bekommen konnte. Seine Frau hat anfangs weiterhin jede Art von Hilfe versucht abzulehnen.
Dein Mann würde sich die Hilfe von seinen Eltern holen, welche du nicht möchtest. Er wird zurzeit nicht in der Lage sein andere Hilfe zu holen damit du entlastet bist. Das musst du machen.
Lass dir helfen!

 
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