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Geschrieben von GuertlMa am 23.07.2014, 12:08 Uhr

Sind berufstätige Mütter Rabenmütter?

Hallo,

ich lese Artikel zu diesem Thema immer wieder gerne, da ich finde, es kann nicht genug thematisiert und auch nicht genug aus allen möglichen Perspektiven beleuchtet werden. Interessant sind natürlich auch die Väter dabei, aber es betrifft laut vieler Gesellschaftsstudien auch heute noch (leider) in erster Linie die Mütter, die freiwillig oder unfreiwillig den Spagat zwischen Beruf und Familie schaffen müssen, dafür oft genug kritisiert werden, berufliche und finanzielle Nachteile erleiden, sich schnell in unterqualifizierten Jobs wiederfinden (und das oft auch noch normal finden) und und und. Das ist nachweisbar in weitaus geringerem Umfang bei Männern der Fall und daher ist m.E. die Frage nach den Vätern zwar berechtigt, aber nicht halb so kontrovers und interessant.

Ich selbst lebe allerdings in einem Umfeld, in dem ich als (Vollzeit und vollzeitnah)berufstätige Mama sehr wenig kritisiert werde. Das liegt sicher daran, dass es in unserem Freundeskreis einfach überwiegend berufstätige Eltern gibt und das auch eine gewissen Selbstverständlichkeit hat. Bei uns ist eher der Aspekt, wieviel man arbeitet oder ob man trotz der Kinder nebenberuflich auch noch weitere Qualifikationen erwirbt, ein Thema. Kein großes Thema ist bei uns zum Glück die Betreuung der Kinder in der Kita. Es gibt zum Glück ein ausreichendes Angebot an guten Kitaplätzen. Ich weiß aber von Freundinnen, die woanders leben, dass dies nicht überall so ist.

Und da ist es dann auch wieder die Mutter, die sich diesen Umständen anpasst und maximal 25 Wochenstunden arbeitet, um die Familienarbeit zu leisten. Na klar, die Männer verdienen in diesen mir bekannten Fällen einfach mehr und es erscheint so gesehen vernünftig, es sich entsprechend aufzuteilen: Aber warum verdienen die Männer mehr und haben damit scheinbar ein "Anrecht" auf ihre Vollzeittätigkeit? Und wie sollen die Frauen diese Einkommensschere je aufholen, wenn sie in der Teilzeit "herumdümpeln" und diese Unterschiede normal finden?

Direkte negative Aussagen zu meiner Berufstätigkeit hatte ich überraschenderweis nur von meinem Chef als ich ihm meine dritte Schwangerschaft gleichzeitig mit meinen Wunsch nach einem Wiedereinstieg nach spätestens einem Jahr ankündigte. Da taten ihm meine (dann drei) Kinder leid: "Bei Dir möchte ich nicht Kind sein." Das war halb im Scherz gesagt, hat aber dennoch seine Wirkung nicht verfehlt. Ich habe auch einige Kolleginnen, die mich immer mal wieder danach fragen, ob ich mit drei Kindern dann wirklich noch mehr als 50% arbeiten möchte. Also die Berufstätigkeit scheint -in meinem unmittelbaren Umfeld jedenfalls- ab mehr als zwei Kindern dann doch wieder ein Thema zu sein.

Was mir immer mal wieder auffällt ist, dass viele Vereinbarkeitsfragen schlicht über Teilzeitangebote geregelt werden. Das ist zwar schon mal prima, aber Vereinbarkeit hat auch viele andere Aspekte wie z.B. die Akzeptanz unter Kollegen und Chefs, wenn man wegen eines kranken Kindes mal ausfällt; mehr Angebote zum Homeoffice; Leitungspositionen mit 30 Wochenstunden; die Möglichkeit, Arbeitszeiten auch mal abends nachzuholen; keine Meetings nach 16.00 Uhr etc.

Es herrscht in den meisten Unternehmen noch eine große Präsenzkultur und in unserer Gesellschaft insgesamt ist die Berufstätigkeit der Mutter in der Regel noch mit Vorurteilen behaftet. Da klingt dann in Gesprächen viel mehr durch, dass man als Mama arbeiten muss als dass man es vielleicht auch einfach möchte; da wird viel zu oft noch von dem eher negativ besetzten "Karriere machen" (womöglich noch als Teil einer rein egoistischen Selbstverwirklichung) gesprochen statt zu sehen, dass man auch als Mama schlicht berufliche Interessen hat; die Kitabetreuung ist eine "Fremdbetreuung" (als wären die BetreuerInnen dem Kind fremd) und es wird bei Kindern unter drei eher die Variante Tagesmutter akzeptiert etc.

Und ja, im Durchschnitt betrachtet wird in unserer Gesellschaft immer noch der Mutter die Rolle der Familienbetreuerin zugeschrieben. Selbst berufstätige Mütter übernehmen (freiwillig) nebenbei nahezu alle Aufgaben rund um Organisation von Kind und Haushalt, weil es einem so "natürlich" vorkommt. Mein Mann wird z.B. nie darauf angesprochen, ob er zum Sommerfest der Kita einen Kartoffelsalat mitbringt oder ob das Garderobenfach der Kinder mit ausreichend Kleidung bestückt ist. Dabei ist es bei uns tatsächlich so, dass er diese Dinge genauso regelt wie ich und auch den besseren Kartoffelsalat macht.

Nunja, ich könnte dazu noch viel mehr schreiben, aber das ist jetzt wohl lang genug geworden.....

Lieben Gruß

 
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