Liebe Frau Simon,
mein Sohn ist jetzt 17 Monate alt. Er war schon immer eher anhänglich und ein "Mamakind". Nun ist es oft so, dass er ständig von mir getragen werden will wenn wir unterwegs sind. Kinderwagen oder von Papa getragen werden beantwortet er mit weinen. Ich gebe ihm immer nach, weil ich ihn nicht weinen sehen kann. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob er in dem Alter schon "reif" für Erziehung in dem Sinne ist, dass er nicht alles darf. Teilweise hat er nämlich auch kleine Wutanfälle wenn er was nicht darf. Z.b. im Restaurant bleibt er nicht still sitzen und wenn ich ihm die Speisekarte weg nehme weil er sie kaputt reisst, brüllt er so laut, dass ich ihm nachgebe weil es mir peinlich ist in der Öffentlichkeit. Mitgebrachtes Spielzeug mag er aber auch nicht.
Was könnten Sie mir raten?
Verziehe ich ihn? Oder ist er noch zu jung um zu verstehen dass man nicht alles darf?
Und wie ist es mit dem an mir hängen: Sollte ich ihm da nachgeben, weil er meine Nähe noch so braucht?
Ich danke Ihnen!
Marie
von
Mariechen82
am 07.08.2016, 20:07
Antwort auf:
Erziehung mit 1,5 Jahren
Liebe Marie,
Ihr Sohn kann und sollte sogar mit 17 Monaten Dinge verstehen, die er darf oder nicht darf.
Die liebevolle Konsequenz der Eltern UND der Tatsache, dass Mama und Papa auch nicht immer "pädagogisch wertvoll" sind und einfach nur sie selbst mit eigenen Grenzen und Befindlichkeiten, ist die Erziehung, die schon ein Kleinkind nicht immer kongnitiv versteht, aber emotional bzw. durch das Handeln.
Die kleinsten lernen durch das TUN. Dh., wenn Ihr Sohn die Karte zerreisst, ja, dann nehmen Sie ihm diese ab. UND- wenn er dann schreit wie am Spieß, dann gehen Sie mit ihm vor die Tür. Lassen Sie ihn sich ausschreien und bleiben Sie dort, bis er sich "ausgetobt" hat.
Ihr Sohn wird lange Erklärungen nicht verstehen und auch nicht die Tatsache, dass im die Karte wieder zugeteilt wurde, obwohl es vorher strenge Worte gab. Sie können vielleicht das bildliche Fragezeichen über dem Kopf Ihres Kindes erahnen :).
Demnach ist Klarheit, so gut man sie leben kann, wichtig.
Zudem ist in der Kleinkindphase immer mal wieder im eigenen Sinne zu prüfen, ob man alles mit seinem Kind tun kann und möchte, was man selbst für gut befindet.
Vielleicht ist das Essengehen z.B. derzeit einfach anderes zu gestalten. Biergarten, Picknick, Pizzabringdienst auf den Spielplatz o.ä.kann für alle wesentlich entspannter sein. Oder Restaurants wählen, die sehr kinderfreundlich organisiert sind. So kann die Qualität des Essens manchmal sekundär sein, wenn alle entspannt sind; ggf wie in einem großen Möbelhaus aus Skandinvavien ;).
Sie verstehen, was ich meine ?1
Eine Buchempfehlung, die ich besonders gerne ausspreche:
Erziehen mit Gelassenheit von Christiane Kutik
Verlag Freies Geistesleben
Ein wunderbares Buch, welches gut zu lesen ist und vor allem nachvollziehbare paktische Anleitungen und Ideen gibt.
Bis bald und liebe Grüße von Katrin
von
Katrin Simon
am 10.08.2016