Eingewöhnung bei Tagesmutter ohne mich?

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: Eingewöhnung bei Tagesmutter ohne mich?

Liebe Katrin, ich stelle die Frage mal bei Ihnen rein, da mein Baby, wenn es im September zur Tagesmutter kommen wird, erst 7 Monate alt ist. Ich lebe in Frankreich, da ist es normal, dass Frauen schon nach drei Monaten wieder arbeiten müssen. Ich hatte Glück und kann bis sieben Monate bei Baby bleiben, danach muss ich auch wieder in den Beruf. Zum Glück habe ich eine Tagesmutter gefunden, die auch einen guten Eindruck macht. Das einzige Problem: In Frankreich wollen die Tagesmütter generell nicht, dass die Mütter bei der Eingewöhnung dabei sind. So meint meine Tagesmutter, das wäre eine Frage des Vertrauens, und ich soll ihn am Anfang nur stundenweise bringen, dann aber selber immer weggehen. Das widerspricht eigentlich dem, was Psychologen sagen ... und dem was ich selber fühle auch. Ich will mich aber nicht gleich am Anfang mit der Tagesmutter streiten. Meine französischen Freunde meinen alle, dass das bei ihren Kindern kein Problem war. Was meinen Sie dazu?

von FeeausFrance am 29.06.2015, 17:53



Antwort auf: Eingewöhnung bei Tagesmutter ohne mich?

Liebe FeeausFrance, dieses Eingewöhnungsmodell OHNE Mutter bei einer Tagesmutter würde es in der Form bei uns nicht geben, da haben Sie Recht. In Frankreich wird die Anwesenheitsphase offenbar übersprungen; die stundenweise Eingewöhnung findet dann auch hier so statt. Ich persönlich gehe mit Ihnen konform, was die Loslösung eines noch so jungen Babys bedeutet; es grummelt in einem und es macht auch traurig. Babys haben einen erhöhten Muskeltonus und eine hohe Anspannung, wenn sie unsicher sind. Sie müssen nicht zwingend immer Schreien... Sie kompensieren manchmal "unsichtbar" eine Trennungssituation. Eine Frage des Vertrauens das Kind sofort ganz abzugeben ohne eine sanfte Lösung, ist es nicht ( meine Meinung!). Ein Kind überhaupt! einer fremden Person anzuvertrauen ist das Vertrauen! Möchten bzw. sollen die Eltern dabei sein, dann ist es eine bindungsorientierte Ablösung, die sich auf das " Verstehen" und "Gefühl" des Kindes bezieht. Und Ihr Gefühl hat Recht. Sie möchten sich langsam von Ihrem Kind lösen und es gut betreut wissen... Der Vorteil bei einer sehr frühen Eingewöhnung ist, dass ein Baby die ihm zugewandte Bezugsperson als solche wahrnimmt und eine Situation erfährt, in die es hinwächst; auch wenn es selbst für ein Baby Stress ist. Kinder, je älter sie sind, desto mehr können sie aus Erfahrung und Entwicklung schöpfen und das neue " Fremdgefühl" deutlicher zum Audruck bringen. Sie brauchen noch mehr Vor- und Nachbereitung zum Besuch der Tagesmutter... Tragen Sie Ihr Baby nach dem Abholen viel und pflegen Sie beide ihre ganz eigenen Rituale und gestalten ihre Zeit zu zweit bzw. zu dritt intensiv! Ihr Kind wird so gestärkt und ist sicher gebunden, wenn es ritualisierte/ ryhthmische Wiedererkennungen hat, die ganz einzigartig mit seiner Familie verbunden sind!! Wechseln Sie z.B. nicht das Parfüm in der Zeit, benutzen Sie immer die selben Worte beim Abholen, berühen Sie Ihr Baby immer gleich, gehen Sie anfangs den gleichen Weg, gestalten Sie anfangs die Tage vor und nach dem Abholen immer gleich... Ich denke, dass Sie beide den Schritt ganz gut schaffen werden :). Es ist ganz anders, als hier und Sie es vermutlich erlebt haben. Viele liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 01.07.2015