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Zweite Karriere

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Zweite Karriere

tonib

Ein Thema, das mich gerade (wahrscheinlich altersbedingt :-) beschäftigt: Ich habe etwa 25 Jahre Berufstätigkeit in meinem Job hinter mir, theoretisch 15 Jahre vor mir. Eigentlich würde ich gerne mal etwas anders machen, aber es gibt überhaupt keine Einstiegsmöglichkeiten in meinem Alter. Kommt mir das nur so vor, oder ist es in Deutschland besonders schwierig? Ausland: Ein Freundin war 25 Jahre Anwältin, ist jetzt Lehrerin (in England) Eine Freundin war 20 Jahre Anwältin, ist jetzt in der Verwaltung (in den USA). Deutschland: Eine Freundin ist Lehrerin, würde gerne etwas anderes machen, aber strebt jetzt eher die Frührente an. Eine Freundin ist Historikerin, jetzt Lehrerin (nach gefühlt 8 weiteren Jahren Ausbildung und Referendariat). Eine Freundin war Oberärztin am Krankenhaus, ds war ihr zu stressig, ist jetzt bei einer Agentur. Sie würde sich gerne selbständig machen, aber es gibt sehr wenig Kassenplätze. So arbeitet sie wenige Stunden an wechselnden Krankenhäusern. Wir haben ja eigentlich Bedarf, aber wir haben nicht die Flexibilität. Stattdessen gehen die Leute in den Vorruhestand, oder machen Dienst nach Vorschrift und quälen sich die letzten Jahre durch oder werden Coach (in meinem Freundeskreis gibt es einige). Ein Problem ist die unterschiedliche Alterversorgung: zwischen Rentenkasse, Versorgungswerk und Pension hin- und herzuwechseln ist schon nicht so einfach. Oder man muss verbeamtet sein, um zB am Konsulat zu arbeiten. Könnt/Wollt Ihr bis zur Rente in Eurem Beruf arbeiten? Würdet Ihr gerne noch etwas anderes machen, aber ein Umstieg kommt nicht wirklich infrage?


Caot

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich kenne ausschließlich die Variante, vorher angestellt, hinterher selbständig. Da gehen verschiedene Lösungen, vorher Kosmetikerin hinterher Maklerin, vorher Lehrerin hinterher eigener Buchladen …. so etwas. Problem ist, sofern man sich nicht selbständig macht, die Qualifikation. Ich hab neulich mit einem Versicherungsfachmann gesprochen. Früher war das ja eine klassische Wuereinsteigerbranche. Das geht jetzt nicht mehr. Auch beim Immobilienmakler gibt es jetzt Vorgaben. Ich hab drei Berufsausbildungen, drei Titel. Aber selbst damit wird es schwierig, wenn man sich nur noch in einem weiter qualifiziert. Aber Gott sei Dank hab ich den Absprung rechtzeitig vorher geschafft. Jetzt muss ich im Alter nicht hadern. Übrigens, in meinem zweiten Leben würde ich wohl einen total anderen Beruf wählen. Pathologe wäre ein toller Beruf. Vor allem können die sich nicht beschweren.


tonib

Antwort auf Beitrag von Caot

Genau, ich meine eigentlich eine Zusatzqualifikation, wenn man die formellen Voraussetzungen schon im wesentlichen erfüllt - es gibt ja schon gewisse Anforderungen, aber einiges lernt man ja auch "on the job". Ich staune immer, wie flexibel das in den USA gehandhabt wird.


luna8

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich bin ja seit mehr als 20 Jahren Kellnerin ( Refa) und bin jetzt 42 und muss ganz ehrlich sagen, die körperlichen Baustellen sind einfach da. ( ich hab mir in den 20ern mehrere Kreuzband - und Meniskusan- Risse zugezogen.) Mit Schmerzen körperlich harte Arbeit geschafft. Ich möchte in den nächsten 2- 3 Jahren die Buchführung für meinen Mann vollständig machen. Und sonst garnicht mehr arbeiten. Mal schaun. Ich liebe meinen Beruf wirklich, aber es wird langsam anstrengend, vor Allem, wenn Chefs und Kollegen wissen, dass man schlecht Nein sagen kann als Aushilfe ( also ich). Höchstens ein eigenes kleines Restaurant oder Café könnt ich mir noch vorstellen - da bin ich dann aber auch bis ich sterbe ;) unabhängig vom Alter Mein Standart ( und auch Rente) würde sich nicht großartig ändern, aber um Rente geht's mir nicht sooo sehr.


tonib

Antwort auf Beitrag von luna8

Die körperliche Belastung ist ja auch noch einmal ein Riesenthema. Eine Pflegerin kann irgendwann nicht mehr heben, aber vielleicht kann sie an der Pflegeschule unterrichten oder bei einer Versicherung Rechnungen prüfen oder so? Oder etwas ganz anderes machen, wo sie aber noch einmal richtig reinkommt und nicht nur ungelernte Aushilfe ist. Ein eigenes Restaurant ist glaube ich auch nicht ohne....


malini

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich bin ja Krankenpflegerin, mit Fachweiterbildung - an der Pflegeschule könnte ich nur mit Studium unterrichten. Ob ich das jetzt mit Anfang 40 noch mache... Sicher nicht verkehrt, ein Studium zu verlangen, früher war es auch eine Weiterbildung. Aber für mich schränkt es die Tätigkeiten abseits vom Bett ein. In die Funktionsabteilung zieht es mich nicht, aber ich muss mir auch überlegen, wie ich die nächsten 20 Jahre schaffe...


mauspm

Antwort auf Beitrag von malini

ich denke virl spielt da das elementarbedürfnis der deutechen rein: die sicherheit und dieses sicherheitsdenken schränkt eben auch ein , abeitgeber als auch arbeitnehmer. man überlegt, wägt ab und lässt es dann lieber weil es könnte ja schiefgehen. und so eine angsvorsorge lässt dann viele pläne eben nicht realität werden...der arbeitgeber stellt eben nicht ein oder man bleibt im alten job weil es könnte ja sein dass es doch nicht....


luna8

Antwort auf Beitrag von tonib

Ein eigenes KLEINES Rest./ Café, wo ich Chefin bin, natürlich ;) Ich bin schon extrem viel gelaufen, noch dazu die Kinder. Ich präferier des nicht, aber der Job geht nicht ewig ( gut).


Liv20

Antwort auf Beitrag von mauspm

Das sehe ich auch so! Ich erinnere mich noch wie mein Vater vor 15 Jahren schon sagte er würde gerne den Job wechseln (nicht mal umschulen, nur die Firma wechseln). Und heute hat er noch knapp 10 Jahre vor sich. Damals meinte er schon er wäre zu alt, man weiß ja nich obs besser wird in der neuen Firma,..... Also es geht um 25 Jahre, aber es lohnt sich nicht mehr... Mhm. Wir haben bei uns öfter auch Mitte 50 jährige eingestellt. Auch quereinsteiger. Und meine "Stiefmutter" orientiert sich auch nach Lust und Laune immer mal wieder um, zuletzt vor 2 oder 3 Jahren (im selben Alter wie mein Vater). Sie erwartet eh nicht viel Rente, dass ist in dem Sinne eine Erleichterung für sie. Sie hat keine Angst viel zu verlieren. Für mich auch ist es auch ne Mentalitätssache...


Miamo

Antwort auf Beitrag von tonib

Vermutlich ist das tatsächlich so ein "Altersding", denn diese Gedanke beschleicht mich auch hier und da. Letztendlich endet dieser jedoch regelmäßig damit, dass mein standing im Job inkl. Rahmenbedingungen zu gut ist, um all das gegen ein anderes und unbekanntes Angestelltenverhältnis aufs Spiel zu setzen.


März2016

Antwort auf Beitrag von Miamo

Hier unterschreibe ich zu 100%. Genau so geht es mir auch..


Zwergenalarm

Antwort auf Beitrag von Miamo

Ich liebäugle auch schon des längeren mit einem weiteren Studium um mich zu verändern. Andererseits habe ich wirklich viel Zeit und Geld investiert um so arbeiten zu können, wie ich es jetzt tue, aber der Stressfaktor in meinem Job ist sehr hoch und mit zunehmendem Alter kann ich immer weniger mit den Rahmenbedingungen in der Branche (Bau) anfangen und die vorwiegend männlichen Kollegen gehen mir zunehmend auf den Nerv. Mal schauen.


tonib

Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

...und wahrscheinlich kommt ja auch erstmal eine Durststrecke, oder? Wäre das nicht ein günstiger Zeitpunkt?


tonib

Antwort auf Beitrag von tonib

Immobilienentwicklung finde ich auch sehr interessant.


Zwergenalarm

Antwort auf Beitrag von tonib

Mich zieht es eher in Richtung Geologie. Das könnte ich sogar in mein derzeitiges Tätigkeitsfeld einbauen. In meiner rosa Traumwelt wäre ich dann allerdings das halbe Jahr auf irgendwelchen interessanten Exkursionen…..


tonib

Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Genau, mit dem hohen Ross durchs Atlasgebirge :-)


Zwergenalarm

Antwort auf Beitrag von tonib

So in etwa……bloß, dass das arme Viech neben mir dann auch noch ein paar Steine schleppen muß


annarick

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich bin Krankenschwester und 34 Jahre alt. Wenn die Familienplanung abgeschlossen ist, werde ich mir Gedanken machen. Auf keinen Fall werde ich bis zur Rente eure Hintern putzen


sunshine59

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich bin technische Zeichnerin mit Spezialisierung auf Lüftungstechnik und kann mich hier im Unternehmen auch nicht weiter hocharbeiten, es sei denn ich studiere noch nebenbei (40h Vollzeitstelle) den Bachlor. Ist für mich illusorisch. Bin bereits seit über 26 Jahren dabei, auch hier gelernt. Ich mache mir auch schon gegelegentlich Gedanken ob ich das wirklich bis zur Rente noch zuziehen werde/kann. Auch mein Schreibtischjob verschleisst den Körper vorallem Rücken/Arme/Schulter und die Augen. Es ist wirklich mein Traumjob aber mir fehlt irgendwie die Möglichkeit zum Weiterentwickeln. Die einzige Möglichkeit, welche ich hier im Unternehmen sehe, wäre in den kaufmännischen Bereich umzuschwenken und das ist mir definitiv zu langweilig. Daher bleibe ich wohl wo ich bin und hoffe auf interessante und schwierige/herausfordernde Projekte.


SkyWalker70

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich (53) habe vor einem Jahr noch einen Neuanfang beruflich gewagt und es nicht bereut. Es war gar nicht so schwer wie ich gedacht hatte etwas Neues zu finden. Ich stand auch vor der Entscheidung: der alte Job bis zur Rente oder nochmal was ganz anderes wagen. Ich arbeite gerne, mag die Teamarbeit, fühlte mich aber im alten Job wie im Hamsterrad . Das wollte ich ändern. So habe ich immer wieder auf Jobbörsen geschaut und so meinen jetzigen Job gefunden. Klar hatte ich "Bammel" in meinem Alter noch mal was Neues zu machen aber mein jetziger Arbeitgeber hat es mir zugetraut und mir die Chance gegeben und wir sind jetzt alle glücklich damit. Man muss dazu sagen, dass ich nicht der Hauptverdiener in der Familie bin, die Wohnung ist abbezahlt ,unser älterer Sohn hat bereits seine Ausbildung beendet und verdient selber und der "Kleine" ist auch schon 15 Jahre alt. Das ist natürlich Luxus und ich denke dahingehend konnte ich die ganze Sache auch lockerer angehen. Auch mein Mann hat sich Gedanken gemacht (er ist 55). Er hat sich aber dafür entschieden in 3 Jahren in Altersteilzeit zu gehen (bietet sein AG an sprich er arbeitet dann noch 3 Jahre für die Hälfte des Gehalts mit AG Zuschüssen und 3 Jahre ruht das Arbeitsverhältnis bis er mit 63 in Rente kann. ) Er hat viele Hobbys die er dann intensivieren möchte. Ich finde ein wichtiger Punkt ist: herausfinden was ist einem wichtig ist :finanzielle Sicherheit ?(wobei das natürlich stark von den eigenen Ansprüchen abhängig ist, also brauch ich ein riesen Haus, ständig Urlaube etc.). Muss es überhaupt die Arbeitsstelle sein (also sprich berufliche Anerkennung) oder stelle ich mich persönlich ganz neu auf ? Das waren bei uns so die Fragen die wir uns gestellt haben.


tonib

Antwort auf Beitrag von SkyWalker70

Spannend. Hast Du alle Voraussetzungen des neuen Jobs direkt erfüllt? War das über oder unter Deiner alten Qualifikation oder etwas ganz anderes?


SkyWalker70

Antwort auf Beitrag von tonib

Qualifikation war in etwa gleich aber ein ganz anderer Bereich, (vorher Finanzsektor, jetzt SupplyChain Management in der Industrie,) also nein, ich habe nicht gleich zu Anfang alles erfüllt, es lief über "Learning by doing" und internen Schulungen, da war der Arbeitgeber echt sehr kulant und "geduldig".


Bonnie

Antwort auf Beitrag von tonib

Schau mal in dein Postfach. LG


tonib

Antwort auf Beitrag von Bonnie

Danke und wow! Toll gemacht! Ich muss vermutlich noch die Angst vorm Verhungern bewältigen :-).


Loretta1

Antwort auf Beitrag von tonib

Hallo, es ist schwierig... ich stand auch so da. In der Pflege absolut unglücklich, konnte mir nicht mal mehr vorstellen dort überhaupt fünf Jahre, geschweige denn 30 !! Jahre noch zu arbeiten. Aber was macht man dann ? In dem Beruf suchen gerade viele eine "angenehmere Stelle", die Plätze sind rar, vieles kann man auch nur studiert heutzutage machen. Ich hab den Absprung geschafft. Noch einmal komplett neu durchgestartet. Ja, es war richtig schwer und ich lerne immer noch täglich dazu (und werde das die nächsten Jahre noch tun !!). Aber ich bin einfach nur glücklich. Und kann es nur empfehlen. Wenn man zuvor täglich unglücklich zur Arbeit ist und man genau wusste, dass es sich niemals wieder verbessern wird, also die Arbeitssituation, dann ist das wirklich extrem frustrierend. Und jetzt - so komplett raus und komplett neu - fühle ich mich wie neu geboren. Mir ist zuvor viel Lebensqualität abhanden gekommen, das merke ich jetzt erst. Es ist schön, nur das zu arbeiten, was man vertraglich vereinbart hat und dann frei zu haben, wann man es eben hat. Und auch die Urlaubsplanung kein Problem mehr ist. Und einfach die Wertschätzung da ist - wenn ich drüber nachdenke, hatte ich die beruflich gesehen noch nie zuvor in meinem Leben bekommen. Fazit: Schau dich um, mach ein Praktikum, trau dich - es lohnt sich ! Lg, Lore


Liv20

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich hab mich durch Weiterbildungen etc auf OP Assistenz spezialisiert. Ganz sicher werde ich das nicht bis zur Rente machen können. Den ganzen Tag stehen, Patienten Umlagern, oft stundenlang bleikittel tragen. Genau genommen wird es schon nach der elternzeit sehr schwer wieder einzusteigen, es ist halt etwas ungünstig wenn man um Punkt x Uhr die Türe raus muss um seine Kinder abzuholen. Mein Mann und ich haben gemeinsam Pläne, die jetzt schon sehr greifbar sind, die uns ein wenig Freiraum geben (finanziell und Zeittechnisch). Wir würden total gerne etwas zusammen aufbauen. Er ist in der IT selbstständig, da bin ich komplett raus. Rechnungen machen etc ist nicht was mir gefällt. Wir haben immer mal wieder Ideen, die aber noch ausbaufähig sind... Mal sehen wo die Reise hin geht


Pamo

Antwort auf Beitrag von tonib

Weißt du denn, was du gerne machen würdest? Musst du dafür eine neue Quali erlangen? Falls nicht: Versuch's einfach. Zu mir selber: Ich bin überqualifiziert, unterfordert und freue mich, dass ich im jetzigen Job (ÖD) wenigstens keinen Bienchen- sondern einen Drohnenjob mache. Ich sehe mich intern nach etwas um, wo ich ein Hirn brauche - vielleicht klappt es. Sonst werde ich weiter shirken. Einen Wechsel raus aus dem ÖD will ich mit 55 nicht anstreben.


Mama_Maria

Antwort auf Beitrag von tonib

Mein Mann ist Lehrer. In seinem Kollegium gibt es einen älteren Kollegen, der bis vor ein paar Jahren im Management einer großen Firma war, irgend so ein hohes Tier mit Sekretärin und Firmenwagen. Er hatte irgendwann die Nase voll von dem ganzen Stress und ist ausgestiegen. Er sagt selbst, dass er außer zur Einschulung und zur Abifeier seiner Kinder nie mit in der Schule war, hat alles seine Frau geregelt. Und trotzdem, was ich so höre, ist er ein sehr guter, beliebter Lehrer. Er hat total die Ruhe weg, ist extrem belastbar und kann gut mit den Kindern. Hilft dir jetzt wahrscheinlich nicht weiter, aber ich finde es toll, dass sich das jemand traut.


Ruto

Antwort auf Beitrag von Mama_Maria

Ich hatte auch Mal einen Quereinsteiger Lehrer mit Dr. Titel. War pädagogisch einer der besten Lehrkräfte, die ich in meiner Schullaufbahn begegnet bin.


Lavendel79

Antwort auf Beitrag von tonib

Da stand ich vor drei Jahren auch. Kinder werden älter, man kann wieder mehr Gas geben, auf der anderen Seite wäre auch was "sozialeres" netter. Auch wenn der Job immer anspruchsvoll war, war es irgendwann langweilig, nicht ausfüllend. Hab mich über Aufbaustudiengänge informiert (Wirtschaftspsychologie oder - pädagogik z.b. ) war recht kurz davor zu wechseln. Dann kam Corona und damit für uns die Chance auf maximale Flexibilität. Dann ein Riesenprojekt und Ausblick auf weitere interessante Themen/Aufgaben. Das plus Wertschätzung, stundenmäßig, monetär, mehr Verantwortung, Koordination eines Teams... Also gleicher Arbeitgeber, kann sogar sehr vom eigenen Erfahrungsschatz profitieren aber trotzdem so etwas wie ein Neustart. Von daher bin ich froh, Job macht Spass, Kohle stimmt, Kollegen sind toll, auch externe Kontakte - vor allem auch die relative Flexibilität finde ich gerade gut. Kann sich aber jederzeit auch wieder ändern. Projekte ändern sich, Chefs wechseln, Organisationen ändern sich ... deswegen lass ich mir den ein oder anderen Kontakt auf diversen Plattformen noch stehen. (Bekomm gerade doch einige Angebote, obwohl ich nicht aktiv suche. Das ist auch ein gutes Gefühl, zu wissen, man könnte durchaus weg, wenn man will... ) Aber auch der eigene AG hat noch sehr interessante Ecken, die ich mir bei einem Wechsel überlegen könnte Die Freiheit gibt's aber eigentlich nur bei Ganztagestätigkeit . Teilzeit ist zumindest in meinem Bereich wirklich nur übergangsweise den Rückkehrern "gestattet".


Benedikte

Antwort auf Beitrag von tonib

der Reihe nach Also, ich glaube auch, dass es in Deutschland besonders schwer ist, in einem höheren Alter eine qualifizierte neue Stelle anzunehmen in einem anderen Bereich. Das hängt zum einen mit einem regulierten Arbeitsmarkt zusammen- viele Berufe darfst Du nicht ohne entsprechende langwierige Vorbereitung und Prüfung und Erfahrung ausüben (Hirnchirurg, Elektriker, Richter, Psychotherapeut, Kapitän), zum anderen damit, dass bei uns Seniorität gut bezahlt wird und man sich teilweise finanziell deutlich schlechter steht als woanders. In den USA gibt es hire und fire, Altersversorgung ist viel mehr Dein Ding als das einer sozialen Säule und viele Berufe kannst Du "einfach so" machen. Bspw. Friseur. Ist da kein Lehrberuf, learning on the job, und deshalb gibt es so unterschiedliche Preise. Zu: man muss verbeamtet sein, um am Konsulat zu arbeiten- verstehe ich nicht. Du kannst hier in Deutschland als deutsche lokal Beschäftigte arbeiten bei jeder ausländischen Botschaft/ GK. Und die deutschen Auslandsvertretungen nehmen auch lokal Beschäftigte. Da muss man nicht verbeamtet sein. Kann und will ich meinen Job bis Ende machen? Können kann ich sicherlich. Wir haben eh viel Wechsel, es ist abwechslungsreich, ich bin gerade rundum gut untergekommen, liefere meinen Beitrag ab ohne an irgendwelche Grenzen zu stoßen, verdiene recht auskömmlich, sehe einer auskömmlichen Pension entgegen. Will ich? Glaub nicht. Life is so beautiful. Kinder sind aus dem Haus, ich will das Leben genießen und mit meinem Mann da weitermachen, wo wir vor knapp 30 Jahren aufgehört haben. Beruflich ist die Luft raus, bin da gut unterhalten und so- aber ich kriege den Tag auch ohne Arbeit um. Angeregt. Fängt mit ausschlafen an, Sport, Leute besuchen, ans Meer fahren, ich will ein Haus mit Garten kaufen, wo ich mich verwirklichen kann, Zeit mit Freundinnen im Straßencafe verbringen wenns warm ist, meine Kinder genießen ( dosiert), Literaturzirkel besuchen, Sprach und Konversationskurse machen, meine private Immobilienentwicklung, Einkaufsbummel machen, viel mehr kochen, frisch und vernünftig-kurz, ich will nicht mehr, ich habe so viel Dinge zu tun, dass ich keine Zeit mehr zum Arbeiten habe. Ich warte auf den Abschluss der Tarifverhandlungen----- und dann melde ich mich für Altersteilzeit an. Ich habe keine Verpflichtungen und keinen Erwerbsdruck mehr.


Zwergenalarm

Antwort auf Beitrag von Benedikte

Das gefällt mir……..ich hab auch keine Zeit zum Arbeiten mehr. Aber noch bin ich meine Kinder finanziell nicht los…….Mist!


tonib

Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Ich kann auch in Arbeit Erfüllung finden, früher habe ich Arbeiten richtig geliebt. Aber heute hält mich nur das Geld. Die Frage ist: lieber noch ein bisschen die Zähne zusammenbeißen und damit vielleicht die Chance vergeben, noch etwas Sinnvolles, Erfüllendes zu arbeiten? Allerdings schreckt mich sehr ab, dass ich eben in meinem Bereich anerkannte Spezialistin bin, in anderen Jobs aber nur eine betagte Anfängerin :-).


Leena

Antwort auf Beitrag von Benedikte

Tja, manchmal frage ich mich auch schon, ob ich meinen Job wirklich bis zum Ende machen will... noch mal 20 Jahre so weiter machen..? Einerseits - die Arbeit macht schon Spaß, grundsätzlich jedenfalls. Aber die Rahmenbedingungen stimmen irgendwie immer weniger, und dann denke ich auch, ich kriege den Tag auch ohne Job gut rum. Ich träume auf jeden Fall davon, nicht noch die 20 Jahre voll zu machen, sondern mich irgendwann vorher nach Island davon zu machen... aber noch sind 3/4 der Kinder nicht aus dem Haus, noch kann ich nicht weg...


Everdin

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich arbeite im öffentlichen Dienst, bin am absoluten Ende der mir möglichen Karriereleiter angekommen, habe zig Weiterbildungen hauptsächlich auf eigene Kosten gemacht, von Fortbildungen möchte ich gar nicht reden. Habe mich x-mal in neue, nicht gelernte Arbeitsgebiete eingearbeitet und habe keine Lust mehr auf die Arbeit. Da ich jetzt au auch noch für die Medienarbeit zuständig bin, habe ich mir Adobe CC privat gegönnt. Und das macht mir so viel Spaß, das ich Bildungsurlaub für die nächste Weiterbildung beantragt und genehmigt bekommen habe. Da die ehemals flacheren Hierarchien mit dem neuen Vorgesetzten immer steiler werden, frage ich mich, was mich jetzt da noch hält außer Sicherheit und Geld. Und ob Sicherheit und Geld wirklich die Elemente sein sollen, die ich für mich und mein Leben für wichtig halte. Also "arbeite" ich mich weiter in Adobe CC ein und strecke meine Fühler aus nach einen Job, halbtags, sozialversicherungspflichtig und den Rest versuche ich mich mit der Freiberuflichkeit all meiner anderen Fähigkeiten, die ich mir angeeignet habe. Mein Problem ist jedoch die elend lange Kündigungsfrist und das Wissen, das man nicht mehr mit einen Aufhebungsvertrag so einfach davon kommt bei uns. Zumal ich auch noch viel zu viele Alleinstellungsmerkmale habe. Da nehme ich auch Gehaltseinbußen hin, denn so viel Schmerzensgeld kann mir mein derzeitiger AG gar nicht zahlen.


Ellert

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich glaube nicht dass es einfach ist in den Vorruhestand zu gehen und dann als Hobby eine andere Beschäftigung zu nehmen - das würden ja sonst alle machen.


Muts

Antwort auf Beitrag von tonib

Ich glaube nicht, dass ich in meinem Beruf bis zur Rente durchhalte und ich bin seit längerer Zeit ein bisschen auf der Suche, was ich sonst machen könnte. Eine "Karriere" in dem Sinn kann man in meinem Beruf eh nicht machen. Ich schaue mich um, aber die Jobs, die angeboten werden, reizen mich nicht, da sie schlechter bezahlt sind, als meiner. Momentan träume ich davon, mich mit einer Idee selbständig zu machen, aber ich müsste erst eine Menge investieren. Laufen würde das mit Sicherheit....... Aber noch träume ich nur. LG Muts


Neverland

Antwort auf Beitrag von tonib

Meine bandscheibe halswirbel macht mir gerade sehr deutlich, es muss sich was ändern. Den Beruf werde ich nicht bis zum Renteneintritt schaffen. Nur sind die Alternativen auch nicht gerade berauschend. Also mal sehen. Hängt auch viel davon ab was die nächsten Wochen bringen.


Lena_1922

Antwort auf Beitrag von tonib

Bei mir ist es die dritte und bei vielen meiner Kollegen auch. Wir arbeiten in einem sozialen Bereich für den es eigentlich keine Ausbildung gibt. So ist jeder "Meister" in seinem Handwerk und es wird eine sozialpädagogische Fortbildung nach 1-2 Berufsjahren dazu erworben. Eine Arbeit die ich nie auf dem "Schirm" hatte. Es gibt so viele Entwicklungsmöglichkeiten, von meinen Bekannten (um dir 50) arbeitet kaum noch jemand im erlernten Beruf. Das es Zulassungen im Bereich Finanzen- und Immobilien gibt, finde ich sehr sinnvoll. Schade finde ich das ich Anfang der 90ziger keinen Beruf in der öffentlichen Verwaltung im Fokus hatte - aber auch da gibt es heute viele Möglichkeiten für Quereinsteiger. In meinem Job habe ich Kontakt zu vielen Startups/Gründern - das ist schon teilweise sehr interessant an welche Konzepte Menschen glauben und auch Fremd-Kapital investiert wird. Das ist schon nicht einfach die Bürokratie ist wirklich eine Hürde, aber zu schaffen, aber natürlich nicht für jeden.


Ruto

Antwort auf Beitrag von tonib

In Deutschland wird viel auf Sicherheit gesetzt, ich denke beidseitig. Und die Vorgaben für viele Qualifikationen sind sehr strikt. Hat alles Vor- und Nachteile. Ich würde auf keinen Fall in den USA leben und arbeiten wollen, mir sind meine Arbeitsrechte mehr wert als mehr Flexibilität. Durch mein Studium bin ich sowieso in einer Luxussituation, dass ich zumindest in der Theorie nicht völlig festgefahren bin. Das ist in Ausbildungsberufen dann doch anders. Habe jetzt erst, da mit Kleinkind neuer Lebensabschnitt, meinen Job gewechselt. Bin praktisch von der Betreuung in die Beratung und habe dadurch neue Aufgaben. Das passt für mich gerade perfekt. Ob ich da bis an mein Lebensende arbeiten werde? Ich vermute nicht. Einfach weil ich weiß, dass ich die Herausforderung liebe und mich bestimmt irgendwann wieder in was Neues einarbeiten wollen würde. Komplett die Sparte wechseln und z.B. was Neues studieren? Eher was, was indirekt meinen bisherigen Erfahrungen entspricht und daran anknüpft. Komplett was anderes kann ich mir gerade nicht vorstellen, dazu mache ich meinen Job zu gerne.


ichbinfrei

Antwort auf Beitrag von Ruto

Naja, ich will das was ich gerade mache, nicht noch weitere 17 Jahre machen. Aber bei uns kann man sich auch in andere Richtungen orientieren. Für irgendeinen Traumjob, der einem danach vielleicht doch nicht gefällt, würde ich niemals Pension und Sicherheit des Beamtenstatus aufgeben. Da bin ich tatsächlich nicht sehr risikofreudig. Ich arbeite, um zu leben. Nicht andersrum. Heute muss alles irgendwie immer Spaß machen. Das finde ich seltsam. Klar, wenn man Körperlich nicht mehr in der Lage ist, seinen Job auszuführen, verstehe ich einen Wechsel. Und dass die Regierung die Rahmenbedingungen z.b. für die Pflege ändern sollte, ist auch klar. Sonst rennen noch mehr dort weg.