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Geschrieben von Linda in USA am 08.02.2003, 9:45 Uhr

Noch was...

Zwar "kopiert und gestohlen", aber sehr treffend:

Amerika will Weltordnung. Das einzige, was noch schlimmer wäre, wäre Amerikas Verzicht darauf. Dann käme Europas Stunde der Wahrheit.
George Washington warnte seine Landsleute in seiner feierlichen Abschiedsadresse, sie sollten sich vor "entangling alliances" hüten. Der Vater des Vaterlandes wollte nicht nur verhindern, dass die Amerikaner sich über ferner Herren Händel zerstritten. Er fürchtete auch, die Neue Welt würde Sinn und Seele an die alte verlieren. Die "manifest destiny" der großen Insel lag niemals in der Herrschaft über ferne Kontinente. Bis heute steht die Wilson-Vision von 1918, "die Welt sicher zu machen für die Demokratie", noch immer gegen die Vision des "Neuen Jerusalem", das es zwischen Atlantik und Pazifik zu bauen gilt - und zum Teufel mit dem Rest der Welt.
Wer in Deutschland dem Duo von Regierung und Political Correctness lauscht, könnte meinen, zwischen der Welt und dem ewigen Frieden stehe einzig und allein der 42. Nachfolger George Washingtons. Es schreckt die Kritiker Amerikas nicht, dass von Wilhelm II. über Hitler bis zu Stalin und Saddam Hussein die Welt reich an Typen war, die sich nichts sehnlicher wünschten als ein Amerika, das die Welt sich selbst überlasse. Die Bilanz am Ende des 20. Jahrhunderts hätte anders ausgesehen, wenn die USA sich aus "entangling alliances" herausgehalten und die Ordnungsrolle der Welt anderen überlassen hätten.
Bis zum 11. September schwankte Bush zwischen Neo-Isolationismus und hemdsärmeligem Unilateralismus. Der Angriff der Terroristen auf Amerika war der Export eines arabischen, speziell saudischen Bürgerkriegs. Amerika ist die Macht, die alle Ungleichgewichte des Nahen und Mittleren Ostens noch halbwegs im Lot halten kann. Deshalb wurde es angegriffen. Bush hätte Amerika zur Festung erklären und die Welt dem Terror und den Schurkenstaaten überlassen können, die ihre nahen und fernen Nachbarn mit Massenvernichtungswaffen auslöschen oder gefügig machen wollen. Doch er hat anders reagiert. Er hat gegen Al Qaida eine große Koalition gebildet und gegen Saddam den Weg über die UNO gewählt.
Man stelle sich für eine Sekunde vor, speziell in deutschen Regierungsstuben und den Talkshows der herrschenden Richtung, Amerika hätte sich in der Tat abgewandt und den Europäern angeraten: Studiert die Weltkarte sorgfältig, vermesst die Lage des Öls und die Flugradien nahöstlicher Mittelstreckenraketen, verbindet dann Gefahrenanalyse mit einer Abwehrstrategie, und nun: Good luck, farewell, and good bye. Heulen und Zähneklappern hätte die Menschen ergriffen, Regierungen wären wegen Pflichtverletzung davongejagt worden, Erpressung weltpolitischen Ausmaßes wäre ebenso eingetreten wie vorbeugende Unterwerfung. Dass in der Eile die Europäer einen Churchill des 21. Jahrhunderts gefunden und ihre Streitkräfte auf den Stand der Bedrohung gebracht hätten das wäre nach heutigem Erkenntnisstand auszuschließen. Blut, Schweiß und Tränen ernsthaft in Betracht zu ziehen, um das Schlimmste zu verhüten, ist des Landes nicht Brauch.
Stattdessen herrscht wohlfeiler Gesinnungspazifismus, der von Weltordnung so wenig wissen will wie von der Gefahr, die deren Resten droht. Dass Saddam Hussein den Atomsperrvertrag vor 1990 gebrochen hat, ist unumstritten. Dass er heute dasselbe tut, wahrscheinlich. Dass, wenn er davonkommt, der Nahe Osten in ein paar Jahren atomar verglüht, ist ein realer Albtraum
Es steht nirgendwo geschrieben, dass Washington, mit vielleicht noch anderthalb Verbündeten in London und Paris, Gut und Blut aufwenden muss, um die Zivilisation vor der Zerstörung zu bewahren, während die übrigen Europäer mit allem geizen außer gutem Rat. Eine Krise, die Europa zu meistern weiß, wird man lange suchen müssen. Europa, Deutschland voran, ist weder fähig noch willig, in Krise und Krieg Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen. Wenn der Ernstfall in Gestalt von Massenvernichtungswaffen, Cyberwar und Globalterror eintritt, wandert der Blick suchend umher. Wer, wenn nicht Amerika, soll die Welt retten?
Es lebt sich gut in Freiheit und Wohlstand. Behalten aber kann man nur, wofür man auch zu kämpfen bereit ist.

 
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