Geschrieben von moni35 am 12.08.2011, 15:44 Uhr |
gu-kind
was ist ein gu-kind wer kann mit helfen
Re: gu-kind
Antwort von claudiH am 12.08.2011, 15:50 Uhr
Da geht es um kinder mit Behinderung, die am normalen Unterricht teilnehmen.
Gu = gemeinsamer Unterricht von kindern mit und ohne handycap
Re: gu-kind
Antwort von Isabell01 am 12.08.2011, 16:42 Uhr
Wie oben schon beschrieben, heißt es gemeinsamer Unterricht. Dieser Unterricht findet in ganz normalen Grundschulen statt. Es sind normale Klassen, mit ganz "normalen" Kindern. Der einzige Unterschied besteht darin, dass eine weitere pädagogische Förderkraft am Unterricht teilnimmt und den GU Kindern zur Seite steht.
Mein Sohn geht als normales Kind in solch eine Klasse. Alle Kinder profitieren aber von dieser zusätzlichen Kraft, da sie sich komplett am Unterricht beteiligt und den Kindern zur Seite steht.
Die Kinder, die diesen gezielten GU Unterricht erhalten, sind jedoch keine behinderten Kinder!! Es sind lediglich Kinder, die einen gewissen Förderbedarf benötigen, weil sie z.B. nicht so schnell lernen, wie andere Kinder.
Bei uns sind in der Klasse 2 Kinder, die diesen Unterricht erhalten.
@Isabell01
Antwort von Pebbie am 12.08.2011, 17:08 Uhr
Hallo !
Das kommt darauf an, wie man behindert definiert.
Kinder die nicht so gut lernen können, haben eine Lernbehinderung. Die nicht so gut sprechen können eine Sprachbehinderung.
In einem stimme ich Dir zu, sie sind nicht so hochgradig "behindert" das sie unbedingt eine Förderschule besuchen müssen. Denn nur dort würde dem sonderpädagogischen Förderbedarf wirkliche gerecht werden können.
LG Ute
mit einem sprachbehinderten Sohn, zum Glück auf einer Förderschule
Re: @Isabell01
Antwort von Strudelteigteilchen am 12.08.2011, 17:25 Uhr
Warum "zum Glück"?
Es kommt doch immer drauf an. Auf das Kind, die Schule, die Lehrer, die Art der Behinderung.
Der Sohn meiner Freundin - schwer geistig behindert, mit 11 Jahren auf dem Entwicklungsstand eines 5jährigen und mit einem IQ von unter 70 - geht seit eineinhalb Jahren auf unsere örtliche Grundschule, jetzt kommt er in die 4. Klasse. Auf der "Förderschule" war er todunglücklich und hat genau gar nichts gelernt. Inzwischen kann er schreiben, lesen und etwas rechnen. Der Klassenschnitt wird er nie erreichen, aber er ist integriert und fühlt sich wohl. Die Klasse wird von der Klassenlehrerin und einem I-Helfer betreut. Die örtliche Hauptschule bereitet sich schon vor, daß er nächstes Jahr dorthin wechseln kann.
Re: @Isabell01
Antwort von Pebbie am 12.08.2011, 17:36 Uhr
Hallo !
Wie Du schon schreibst es kommt auf das Kind an.
Sprachbehinderte Kinder können momentan noch nicht ihren individuellen Bedürfnissen nach auf einer Regelschule als I oder GU-Kind gefördert werden. Sie benötigen für den Sprach- und Schrifterwerb mehr Zeit.
Deswegen ist es für mein Kind ein Glück, das er auf einer Förderschule den für ihn richtigen Unterricht durch Sonderpädagogen bekommt.
So wie Du es schilderst ist die absolute Ausnahme und nciht die Regel.
Die Akzeptanz unter der Lehrerschaft und unter den Eltern ist leider nicht gegeben, was die Toleranz angeht die man schon haben sollte, wenn man behinderte Kinder in den Klassenverband intergrieren will.
LG Ute
Re: @Isabell01
Antwort von Isabell01 am 12.08.2011, 17:45 Uhr
Grundsätzlich hast Du damit natürlich Recht.
Wie Du auch schon schreibst, es ist die Frage, wie man behindert definiert.
Ich denke einfach, wenn ein Kind wirklich Lernbehindert ist, dann gehört es auf eine Förderschule (was jetzt nicht abwertend gemeint ist), aber so ein Kind würde auf einer normalen Grundschule ja dann auch nicht mehr mitkommen.
Würde es eher als eine Art Lerndefizit bezeichnen, die diese Kinder haben. Eben langsamer als "normale" Kids, aber eben "schneller" als Lernbehinderte Kids.
Re: @Isabell01
Antwort von germanit1 am 12.08.2011, 17:55 Uhr
Bei uns in Italien duerfen solche Klassen soweit ich weiss auch eine bestimmte Groesse nicht ueberschreiten. Das ist noch ein Vorteil fuer alle Schueler.
siehe auch "Inklusion"
Antwort von MartaHH am 12.08.2011, 19:23 Uhr
Deutschland hat sich einer UN-Konvention angeschlossen, d.h. in D wird es über kurz oder lang in allen Bundesländern so sein, dass Eltern entscheiden dürfen, in welche Schule sie ihr Kind geben möchten. In Hamburg ist es seit 2010 schon geltendes Recht (zunächst für die 1. und 5. Klassen), also nicht nur für Grund-, sondern auch für weiterführende Schulen.
Eine recht kurze Info gibts hier:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-4E75D26B-80DFB915/bst/xcms _bst_dms_29966_29967_2.pdf
Wer sich für die Lage in HH interessiert:
http://www.hamburg.de/integration-inklusion/2236996/projekt-parag raf-12.html
LG, M
Re: @Isabell01
Antwort von muddelkuddel am 12.08.2011, 19:28 Uhr
in Italien gibt es die Förderschwerpunkte Sprache ("sprachbehindert"), Lernen ("lernbehindert") und Emotionale und Soziale Entwicklung ("erziehungsschwierig") gar nicht - dementsprechend werden diese Kinder GAR NICHT an entsprechenden Förderschulen unterrichtet.
In Deutschland gibt es 10 Förderschultypen (auch Sonderschulen genannt), in der Regel (ich rede jetzt mangels anderer Erfahrungen von NRW) werden nur die Förderschwerpunkt-Kinder im GU beschult, die "leichtere" Behinderungen haben, sprich, die drei oben genannten und körperlich - bzw. sinnes beeinträchtigte Kinder.
GU muss seit Ratifizierung der UN- Menschenrechtskonvention ("Salamanca-Erklärung") angeboten werden, allerdings halte ich von dem Großteil der derzeitigen Regelungen wenig. NRW will bis 2012 80% der Kinder mit Förderbedarf in den GU schicken, mir graut es vor allem für Kinder mit dem Schwerpunkt "geistige Entwicklung" - deren Förderschule wird wahrscheinloch nicht abgeschafft (höchstens die mühsam erkämpfte Schulpflicht - das wäre Worst-Case)
Auf jeden Fall ist GU ein kontrovers zu diskutierendes Thema, was mit den immer weiter gekürzten Ressourcen und der mangelnden Innovations - und Veränderungsbereitschaft unseres Schulssystems m.M.n. so nicht zu entwickeln ist....
LG
Re: @muddelkuddel
Antwort von MartaHH am 12.08.2011, 19:58 Uhr
"Auf jeden Fall ist GU ein kontrovers zu diskutierendes Thema" (...)
Hm, in Hamburg geht es schon nur noch darum, den Eltern Inklusion zu erklären - es geht nicht mehr darum, OB - sondern nur noch, WIE es durchgeführt wird. Da gibt es natürlich massiven Nachholbedarf. Bislang gab es nur wenige Schulen, die Integrationsklassen im Angebot hatten. Nun haben Eltern das Recht, ihr Kind an jeder Schule anzumelden mit dem Anspruch, dass ihr Kind dort bestmöglich gefördert wird. Die von dir erwähnte Innovations- und Veränderungsbereitschaft ist gegeben, aber wie die einzelnen Schulen damit umgehen können, ist nicht geklärt. Es mangelt - surprise surprise - in erster Linie an Geld (Fachkräfte und notwendige Umbauten etc. wollen bezahlt sein!). Dass bisherige Förderschulen geschlossen und das Personal z.B. dann umverteilt werden können, reicht ja nicht. Lehrer können nicht zeitgleich an mehreren Schulen unterrichten. Wo ich vorher 12 Kinder mit gleicher/ähnlicher Problematik zusammengefasst habe, muss ich den gleichen Lehrer nun vielleicht an 12 Schulen schicken. Geht nicht, also brauche ich mehr Lehrer.
Ich bin übrigens grundsätzlich für Inklusion, arbeite selbst im Hort einer Schule mit Integrationsklassen. Es ist unbestritten, dass es für alle Kinder positiv ist, wenn sie gemeinsam lernen. Auch die sog. Lernstarken profitieren davon, wenn sie in heterogenen Klassen lernen.
Aber die Qualität muss stimmen...
Re: @muddelkuddel
Antwort von Strudelteigteilchen am 12.08.2011, 20:13 Uhr
Das Problem ist, daß mal wieder irgendjemand dachte, man könne die neuen Richtlinien umsetzen UND dabei Geld sparen. Aber vor allem der Aufbau der neuen Strukturen kostet Geld - und auch der laufende Unterhalt wird nicht billiger zu haben sein als das alte Modell.
Mich ärgert das immer - daß Neues in der Bildungspolitik anscheinend nur dann überhaupt in Erwägung gezogen wird, wenn es billiger ist als das vorherige.
Im übrigen kann man einen Platz an der Regelschule inzwischen in JEDEM Bundesland einklagen. Nur stecken viele Bundesländer noch den Kopf in den Sand und tun so, als ob das nicht geht. Meine Freundin hat der Regelschule gesagt, daß man ihren Sohn dort entweder freiwillig nimmt, oder sie klag es ein - das Ergebnis wäre für die Schule das gleiche. Nur daß man eine freiwillige Aufnahme als positives Signal vermarkten könne, eine Niederlage vor Gericht würde aber ein eher schlechtes Licht auf die Schule werfen. Also nahm man das Kind - und das klappt so gut, daß das jetzt ein regelmäßiges Angebot werden soll. Meines Wissens wird nach den Sommerferien wieder ein behindertes Kind dort eingeschult.
Meine Tochter ist ein GU-Kind...
Antwort von Erzangie am 12.08.2011, 20:21 Uhr
...und zwar seit der zweiten Klasse. Sie ist aber nicht lernbehindert, sondern hörbehindert und wird einmal in der Woche von der Rheinischen Schule für Hören und Kommunikation gefördert. Sie ist jetzt in der sechsten Klasse einer Gesamtschule.
Hier in NRW sind die Schulen gesetzlich verpflichtet, GU-Kinder aufzunehmen. Dennoch: ich habe mir die weiterführende Schule sorgfältig ausgesucht, weil nicht alle Schulen bereit sind, die notwenidge Unterstützung zu bieten, obwohl ALLE Schüler davon profitieren.
Alternative wäre allerdings für meine Tochter die Unterbringung in einem Internat gewesen, weil eine entsprechende Förderschule, die neben der Hörschädigung auch einen adäquaten Abschluss hätte bieten können, von uns zu weit weg ist.
Re: Meine Tochter auch..
Antwort von Nurit am 12.08.2011, 20:56 Uhr
..sie wird am 17.8. als eines von 6 Schülern mit Förderbedarf in eine Klasse mit insgesamt 20 Schülern eingeschult. Meine Tochter hat eine auditive Wahrnehmungsstörung, muss teilweise mit Lautgebärden unterrichtet werden.
Es geht also nicht nur um Kinder, die entwicklungsverzögert sind.
LG,
nurit
Re: Nachtrag
Antwort von Nurit am 12.08.2011, 21:05 Uhr
Wir wohnen in Schleswig Holstein und man hat uns an der Grundschule, die im Wohngebiet ist, gleich mal abgelehnt. Stattdessen kam eine Sonderpädagogin zu uns ins Haus, um uns eine Schule neben einer Förderschule schmackhaft zu machen, da dort eben unsere Tochter das 6. Kind mit Förderbedarf ist, ist dann insgesamt ca. 12 Stunden eine entsprechende Förderkraft mit in der Klasse.
Ein Vorteil, klar.
Wir haben sie dann dort abgemeldet und trotzdem kam ein paar Tage später ein Brief vom Schulamt, in welchem verfügt wurde, dass unser Kind auf diese Schule muss.
Ich fand das Ganze sehr demütigend.
@ nurit
Antwort von quinnmops am 12.08.2011, 21:13 Uhr
Liegt bestimmt am Regen aber ich steh grad auf dem Schlauch:
In welche Schule wollte das Schulamt dein Kind schicken?
Und wo habt ihr sie abgemeldet?
lg
quinnmops
Re: @marta
Antwort von muddelkuddel am 13.08.2011, 10:10 Uhr
Leider ist Hamburg gerade dabei, seine zuvor vorbildlichen Standards/Schulversuche wieder runter zu fahren. Angedacht war eine Verteilung von Sonderpädagogen auf SCHULEN, nicht an Schüler gekoppelt...was eine tolle Idee wäre, um die Ausgrenzung tatsächlich abzubauen. Denn Inklusion, in der auf die "Behinderten" mit dem Finger gezeigt wird (denn die kriegen ja Förderung) ist hinfällig - wichtiger wäre, Sonderpädagogen spontan und flexibel auf ALLE Kinder loszulassen die es gerade nötig haben...
Aber wie gesagt, kontroverse Diskussion, klar, wird GU gemacht (muss gemacht werden), und grundsätzlich finde ich das auch gut, aber mich stört die Umsetzung (die politisch gesehen nur sparen soll). Außerdem hat GU (zumindest in NRW) zur Folge, dass Sonderpädagogen bald eine Gehaltsstufe niedriger bekommen - anstatt die Grundschullehrer entsprechend auszubilden und deren Gehalt aufzustocken.
Fazit: GU hat nen schalen Beigeschmack für die Lehrer von "mehr Leistung für weniger Geld"
LG, jetzt fahr ich in Urlaub :-)
Die Theorie ist eine Sache
Antwort von Schreckschraube am 13.08.2011, 10:50 Uhr
und es hängt natürlich immer von dem speziellen Kind ab.
Ich bin Haupt- und Realschullehrerin und ich sehe die Inklusion sehr kritisch. Der Anspruch auf Förderschullehrer wird natürlich bestehen, aber wie immer wird das Geld nicht da sein und so bekommt man dann vielleicht Unterstützung für drei/vier Stunden in der Woche. Was geschieht in der restlichen Zeit?
ICH bin dafür nicht ausgebildet! Und je mehr Zeit ich für ein Kind mit extremem Förderbedarf aufwenden muss, desto weniger Zeit bleibt für die anderen. Da gibt es doch auch Kinder, die Zuwendung brauchen. An Regelschulen gibt es genau null Material zur besonderen Förderung. Wir sind nicht mal für den "normalen" Unterricht wirklich gut ausgestattet. Wenn Inklusion so durchgeführt wird, fallen ALLE Kinder hinten runter. Das kann nicht der Sinn der Sache sein. Von Seiten der Regierung geht es hier doch sowieso nicht um die Kinder, sondern wie immer darum, Geld zu sparen und das in ein hübsches Mäntelchen zu kleiden!
Ich will nicht abstreiten, dass in manchen Fällen das auch gut gehen kann. Das hängt vom Kind und den ganzen Umständen ab.
Meine Große hat im zweiten Schuljahr ein Kind mit Asperger-Syndrom in die Klasse bekommen. Die Klassenlehrerin hat die Kinder vorher super darauf eingestellt, alle haben sich auf den neuen Schüler gefreut. Der Junge war aber zwei Jahre älter als die anderen Kinder. Im Unterricht fand er es gut, dass viele ihm helfen wollten, auf dem Schulhof hat er sie terrorisiert. Er war viel stärker, hat die Kinder geschlagen und gekniffen. Die Förderschulkraft konnte ihn nicht aufhalten, wenn er ausgerastet ist, weil sie selbst nicht stark genug war...
Hier musste dann eine neue Lösung gefunden werden, die Klasse wäre daran kaputt gegangen! Das ist allerdings auch nur ein Beispiel, das kann natürlich genau so gut bei Kindern passieren, die keine diagnostizierte Behinderung haben.
Re: Die Theorie ist eine Sache
Antwort von Strudelteigteilchen am 13.08.2011, 11:16 Uhr
Zitat:
"....das kann natürlich genau so gut bei Kindern passieren, die keine diagnostizierte Behinderung haben."
Eben. Aspis sind eigentlich nicht per definitionem aggressiv. Dafür sind manche "un-behinderte" Kinder aggressiv.
(Der Aspi-Sohn meiner Freundin hat letztes Jahr Abitur gemacht - auf einer ganz normalen Schule, ohne GU und I-Kind-Status und sonstwas. Er ist halt ein Nerd und mußte immer mal wieder die Lästereien der anderen Kinder/Jugendlichen ertragen, aber da "half" ihm dann sein Autismus - er hat das gar nicht so intensiv wahrgenommen. Und es half sicher auch, daß die Schule hohe Anforderungen an die Sozialkompetenz seiner Schüler stellt - unabhängig von I-Kindern oder GU.)
Die Sache ist die:
Man kann gar nicht generell sagen, daß "normale" Kinder auf einer Pobacke durch die Schule rutschen, ohne jemals irgendeinen Bedarf an irgendwelcher Förderung zu haben, und die "unnormalen" Kinder ständig hier und da gefördert werden müssen. Wenn man ganz allgemein die Kinder da abholt, wo sie stehen, und innerhalb der Klasse differenziert - auch zwischen den "unbehinderten" Schnellcheckern und den ebenfalls "unbehinderten" Langsamen - dann ist es egal, ob da irgendwo noch das eine oder andere Kind mit einem besonderen Förderbedarf drinhängt.
Das Problem dieser Förderschulen ist nämlich, daß man das Kind erst in eine Schublade stecken muß - und dann bekommt es halt die schubladengerechte Förderung. Aber was, wenn keine Schublade so richtig paßt? Oder mehrere? Und außerdem mosern immer alle über diese Testorgien, denen Kinder unterzogen werden. Aber die sind doch nötig, damit man das Kind in die richtige Schublade stecken kann.
Wenn man einfach alle Kinder zusammenwirft und dann den Förderbedarf situativ ans Kind bringt - dann entfallen Testorgien und Schubladisierung.
Ja, dafür braucht man anders ausgebildete Lehrer, kleinere Klassen, flexiblere Schulen und offene Eltern. Und bis wir dahin kommen, wird es hart. Aber sollen wir jetzt alles so belassen, wie es ist, nur weil der Weg zu besseren Methoden anstrengend ist? Nicht wirklich, oder?
Stimme dir völlig zu
Antwort von Schreckschraube am 13.08.2011, 18:17 Uhr
Sollte auf keinen Fall ein Pauschalurteil über Asperger-Kinder sein. Diesen Jungen kenne ich selbst gar nicht, ich habe einen Schüler mit dem Syndrom, der seinen Weg auch machen wird.
Mein Problem ist, dass hier mal wieder schön versucht wird, auf sparsamstem Wege so zu tun, als würden wir allen Kindern alle Chancen geben. In Wahrheit werden dann Kinder, die dringend Hilfe brauchen, in Regelschulen gesteckt - zu Lehrern, die nicht die geringste Ahnung haben, wie man ihnen gerecht werden kann. Und den 20 anderen auch noch.
Re: Stimme dir völlig zu
Antwort von Pebbie am 13.08.2011, 18:28 Uhr
Das hast Du gut zusamengefasst. Genauso sehe ich das auch.
Es gibt sicherlich Lehrer in Regelgrundschulen die sich dieser Aufgabe stellen wollen, aber es bleibt in jedem Fall das Kind auf der Strecke und die Qualität der jetzigen Förderung wird keinesfalls erreicht werden können.
LG Ute
Re: was soll das heißen?
Antwort von Nurit am 13.08.2011, 20:37 Uhr
Meine Tochter, die keine Entwicklungsstörung hat, sondern deren Hörverarbeitung nur nicht so funktioniert, wie es sein sollte, soll dann auf eine Förderschule, weil es Lehrer in einer Regelschule überfordert?
Sorry, aber für die Förderschule, die es bei uns sehr wohl gibt (gleich nebenan) war sie zu unauffällig. Und nun? Zu Hause lassen, weil das Kind in kein Schema F passt?
Wenn ich lese, was Lehrer hier so über die störenden GU-Kinder schreiben, dann wird mir schlecht. Wenn man mit so einer Einstellung Kinder unterrichtet, die ein Handicap haben, dann Prost Mahlzeit.
Re: was soll das heißen?
Antwort von Treva am 13.08.2011, 21:10 Uhr
nurit, meine groß neffen (zwillinge) sind diese woche eingeschult worden. in eine förderschule.
beide sind verhaltensgestört und hinken in der (hauptsächlich emotionalen) entwicklung ca. 2 jahre hinter her.
ein lehrer der sich mit 20, oder mehr, kindern beschäftigen muss, könnte den beiden nie gerecht werden. sie gehen jetzt in eine klasse mit 6 weiteren kindern, werden ganz toll, von dafür ausgebildeten pädagogen, die ihre geschichte kennen, betreut.
du musst schon einen unterschied machen, deine tochter betrifft das doch gar nicht. genau so wenig wie körper behinderte kinder.
in einer normalen regelschule, hätten unsere zwillinge keine chance, und ein normaler grundschul lehrer wäre mit den beiden 100% überfordert.
lg
Nurit, wenn du mich richtig gelesen hättest...
Antwort von Schreckschraube am 13.08.2011, 23:06 Uhr
...wärst du jetzt nicht so angep...
Ich habe nie gesagt, dass alle Kinder, die Förderung brauchen, gefälligst in die Förderschule gehen sollen. Aber es macht halt keinen Sinn, wenn Kinder, die von nicht dafür ausgebildeten Lehrern keine adäquate Förderung bekommen KÖNNEN, mit Gewalt in die Regelschule sollen. Jedes Kind muss die Schule besuchen können, die ihm gerecht wird!
Re: Nurit, wenn du mich richtig gelesen hättest...
Antwort von Strudelteigteilchen am 13.08.2011, 23:24 Uhr
Na ja, aber das ist doch die logische Konsequenz. Wenn Kinder mit Förderbedarf auf der Regelschule nicht adäquat gefördert werden können, dann müssen sie in die Förderschule, (oder sie gehen auf die Regelschule, wo sie aber nicht adäquat gefördert werden können).
Ich beklage vor allem die Trennung in "Kinder mit Förderbedarf" und "Kinder ohne Förderbedarf". Diese Trennung ist willkürlich, unlogisch und diskriminierend. Sie wird abhängig gemacht vom Schild, das man auf das Kind klebt - nicht vom Kind selber. Es gibt "behinderte" Kinder ohne speziellen Förderbedarf, und es gibt "unbehinderte" Kinder, die trotzdem Förderbedarf haben.
Beispiel: ADHS-Kinder haben oft einen besonderen Förderbedarf - aber ADHS gilt nicht als Behinderung, und daher sind diese Kinder fast ausschließlich auf Regelschulen. Aber Autimus gilt als Behinderung, dabei sind viele Autisten - vor allem die mit milden Formen wie Asperger - auf Förderschulen unterfordert.
Und: Ich kenne Förderschulen, die sind zum Weinen, da werden die Kinder wirklich unterfordert. Kind ist behindert - Schublade auf - das lernt sowieso nichts, also sind wir froh, wenn es am Ende der ersten Klasse einen Reißverschluß aufmachen kann. Da schaut man auch nicht aufs Kind, was es leisten KÖNNTE. Der Sohn von meiner Freundin hat in eineinhalb Jahren auf einer Förderschule genau drei Buchstaben gelernt. Dann hat sie ihn auf der Regelschule angemeldet, wo er zurückgestuft wurde in die erst Klasse. Am Ende der ersten Klasse - also nach einem weiteren halben Jahr - konnte er alle Buchstaben, am Ende der zweiten Klasse Regelschule konnte er lesen. Stockender als seine Klassenkameraden, aber doch. Seine ehemaligen Klassenkameraden auf der Förderschule haben immer noch nicht alle Buchstaben. Die hochgelobte Förderschule, die Kinder also da abholt, wo sie stehen, und jedes Kind nach seinen Fähigkeiten optimal fördert - Humbug. Auf einer Förderschule kann sich die Lehrerin wirklich ausruhen, wenn sie schlecht ist - das Ergebnis ist ja nicht überprüfbar. Wenn am Ende der ersten Klasse gerade mal drei Buchstaben gelernt sind, dann war aus den Kindern halt nicht mehr rauszuholen - und sie ist raus aus dem Schneider.
Re: Nurit, wenn du mich richtig gelesen hättest...
Antwort von Schreckschraube am 13.08.2011, 23:32 Uhr
Ich sage doch nur, dass man das nicht pauschal entscheiden kann. Wenn ihr das alle in den falschen Hals kriegen wollt, OK. Dafür bin ich jetzt zu müde.
@Strudelteigteilchen
Antwort von Pebbie am 14.08.2011, 8:46 Uhr
Hallo !
"Auf einer Förderschule kann sich die Lehrerin wirklich ausruhen, wenn sie schlecht ist - das Ergebnis ist ja nicht überprüfbar. "
Genauso wie man die Kinder nicht einfacvh in Schubladen stecken kann, kannst Du Förderschulen und ihre Lehrer auch nicht pauschalieren.
Du solltest erst einmal davon ausgehen das Sonderpädagogen sich bewusst für diesen Lehrzweig entschieden haben, und dementsprechend mit Herz und Seele bei der Sache sind.
Und den Erfolg eines Lehrers/Schule kann man sehr wohl messen, nämlich daran wieviel Kinder rückgeschult werden. Auf unserer Sprachförderschule werden 80% der Kinder rückgeschult auf die Regelschule; wenn das keine gelungene Integration ist, weiss ich es auch nicht !!! Und vor allem werden Kinder rückgeschult die gut ausgebildet und trotz ihrer vielleicht Restbehinderung gut im Regelunterricht klar kommen, was ohne die Förderschule fraglich gewesen wäre.
Ich rede jetzt ausschliesslich vom SQ-Zweig, das sind Kinder mit Förderbedarf im Bereich Sprache. Mein Sohn wird nach 5 Jahren Förderschule auf ein normales Gymnasium gehen, er beginnt jetzt sein letztes Förderschuljahr. Ohne eine individuelle Förderung wie er sie dort bekommen hat, wäre dies bei Schulbeginn niemals möglich gewesen.
Wenn es nicht läuft, wie in Deinem Beispiel, kann man sich auf die Hinterbeine stellen und nachfragen. Man hat doch nicht weniger Rechte als Eltern nur weil das Kind eine Förderschule besucht. Im Gegenteil, eigentlich wird man viel mehr eingebunden....
LG Ute
@Nurit
Antwort von Pebbie am 14.08.2011, 8:50 Uhr
Hallo !
Man muss einfach abwägen ob die Behinderung einen Besuch der Regelschule zulässt, und ob die Förderung dort dem Kind gerecht werden kann.
Die Art, der Grad der Behinderung spielt eine grosse Rolle.
Jedes Kind hat das Recht auf die beste Schulbildung. Und das ist manchmal die Förderschule und manchmal die Regelschule mit hoffentlich willigen, gut ausgebildetetn Lehrern.
Hier in NRW ist es leider nicht gegeben.
LG Ute
Re: @Nurit
Antwort von Nurit am 14.08.2011, 9:33 Uhr
Ich verstehe nicht, dass wenn festgestellt wird, dass ein Kind durchaus in einer Regelschule beschult werden kann und der Förderbedarf nicht so stark ist, zudem ja noch zusätzlich Personal mit ca. 2 h/pro Woche/pro Kind bereitgestellt wird, die Regelschulen sich sperren. Um es mal deutlich zu sagen: meine Tochter z.B. ist (so sagt das Gutachten, was die Sonderpädagigin angefertigt hat, nachdem die Regelschule in unserem Wohngebiet sich überfordert fühlte, sehr intelligent.
Geht es jetzt nach den armen Regelschullehrern, sind sie nicht in der Lage ein sehr intelligentes Kind, welches aller Voraussicht nach eine LRS haben wird, da es nicht alles so hört wie wir, zu unterrichten.
Ja, man hat versucht, unser Kind zunächst in die Schublade*geistig entwicklungsverzögert* zu stecken, damit man es nicht aufnehmen muss und
die Sonderpädagogin zu uns geschickt, die das dann in ihrem Gutachten klar gestellt hat.
Alles nur, weil die Lehrer fanden, dass das jetzt zu viel Aufwand wäre und sie
nicht für den Mehraufwand bezahlt werden würden. Alles auf dem Rücken des Kindes und der Eltern.
Wir sind noch nie so gedemütigt worden, wie in den letzten Wochen.
Mal ehrlich: ich muss in meinem Job inzwischen weitaus anspruchsvollere Dinge machen, als vor 10 Jahren (Excelauswertungen hoch und runter, das hat früher das Controlling gemacht und jetzt wird es aus Kostengründen von uns verlangt). Das bringt mir nicht mehr Geld, aber sichert meinen Arbeitsplatz und dafür habe ich mich schulen lassen (privat!). Zudem bringt es mich geistig weiter. Und sieh mal an: ich bin vor einem Jahr befördert worden und nun eContent-Managerin.
Ich finde es ein Schande, wie Kinder, die ein paar Millimeter von der Norm abweichen, behandelt werden.
Von Berufsethos kann ich da z.Zt. nicht viel erkennen.
Re: @Strudelteigteilchen
Antwort von Strudelteigteilchen am 14.08.2011, 9:58 Uhr
Unterstelle mir nichts. Ich habe doch gar nicht pauschalisiert. Ich habe gesagt, daß man KANN - keinesfalls, daß alle oder auch nur viele Förderlehrer das tun.
Die Lehrerin des mir bekannten Kindes hat sich ausgeruht. Fertig. Und sie hat den Kindern dieser Klasse in vier Jahren gerade mal alle Buchstaben beigebracht, ohne das jemand das mal hinterfragt hätte oder geschaut hätte, ob das eine oder andere Kind dieser Klasse nicht vielleicht zu mehr fähig gewesen wäre. Ich kann nicht beurteilen, wie es mit den anderen Kindern ist - vielleicht war da wirklich nicht mehr zu machen - aber der Sohn meiner Freundin war unterfordert. (Und eigentlich hieß es bei der Einschulung, er sei das Kind mit dem niedrigsten IQ in der Klasse.) Meine Freundin stand da fast wöchentlich auf der Matte, weil ihr Sohn so unglücklich dort war. Du kannst davon ausgehen, daß eine Mutter, die den Wechsel ihres Kindes auf eine Regelschule gerichtlich erzwingt, keine Mutter ist, die nie nachfragt, wenn es ihrem Kind an der Förderschule nicht gut geht.
Beim Sprachzweig schaffen es deutlich mehr auf eine reguläre Schule als bei anderen Schulen - ich glaube, das ist schon noch etwas anderes. Da ist der Förderbedarf besser darstellbar und die Probleme können besser "zusammengefaßt" werden. Aber wenn man ein Kind mit einem IQ von 70 einschult, dann weiß man eben nicht, ob es jemals lesen kann oder nicht, weil man nicht weiß, wo es hakt, ob das Kind weiter zurückfällt oder auf dem Level bleibt, ob es eventuell ein ungeahntes Talent für Buchstaben oder Zahlen entwickelt (oder eben nicht)..... Da ist das Problem doch viel genereller und grundsätzlicher als bei einer Sprachstörung. Und weil man eben nicht vorhersagen kann, wieviel regulärer Unterrichtsstoff in das Hirn eines solchen Kindes reinpaßt, wird man auch nie vorhersagen können, ob das Kind an der Förderschule sozusagen intellektuell ausgereizt wird, oder ob da noch Platz nach oben ist. Ich glaube, man resigniert dann auch gerne mal als Eltern. Ich bewundere meine Freundin, die immer gesagt hat: "Da geht mehr!", und dann teilweise zu Hause drei Wochen lang jeden Tag das "E" geübt hat, bis der Junge das konnte.