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Geschrieben von Elisabeth mit Fumi & Temi am 29.11.2005, 11:19 Uhr

Ganz andere Erfahrungen

Ich habemeine ganze Gymnasialzeit auf einer Kloster-Mädchenschule verbracht in Hamburg. Und das war eine wunderbare Zeit.

Natürlich war Reli Pflicht, aber wir haben dort auch viel über andere Religionen gelernt, außerdem so ketzerische Sachen wie vergleichende Religionslehre und Exegese. Ich fand das eher spannend und profitiere heute noch davon. Den Reliunterricht hatte ich übriges teilweise bei einem äußerst verklemmten männlichen Lehrer. Meine Schwester hatte den teilweise auch. Sie hatte das Problem, daß sie hin und wieder Kreislaufprobleme bekam, wenn sie ihre Periode hatte, und dann in Ohnmacht fiel. Einmal fiel sie ihm glatt vor die Füße. Die Mädels haben sich schlappgelacht, als er endlich kapierte, daß das mit ihren Tagen zusammenhing - er war so rot wie eine Tomate. Ich lache heute noch, wenn ich daran denke (ich war dabei, weil man mich rief, um meiner Schwester zu helfen). Die Nonnen waren da lockerer, wirklich.
Wir hatten auch Mädchen anderer Religionen auf der Schule. Unter anderem auch Muslima, deren Eltern den Töchtern den Turnunterricht ohne Jungs ermöglichen wollten. Aber die Teilnahme an den Gottesdiensten - 3-4 Mal im Jahr im Hamburger Dom - war Pflicht, und die gingen dann halt einfach mit. Für die Nonnen war es damals nicht mal ein Problem, wenn die Nicht-Katholiken dann die Kommunion empfingen - da hat der Papst mehr Probleme mit.

Wir waren auch zwei Mal mit der Klasse auf Exerzitien, dazu gab es die Abifahrt nach Rom mit Papstaudienz. Aber es war superlustig, keiner hat das so wahnsinnig ernst genommen, nicht mal die Lehrer und die Nonnen.

Ich habe heute wieder Kontakt zu einer der Nonnen, meiner ehemaligen Mathelehrerin. Sie wohnt inzwischen auch in München und betreut Schüblinge (das sind die Ausländer, die in Abschiebehaft sitzen). Sie ist eine wunderbare Frau, die tatsächlich für meine Scheidung gebetet hat.

Unsere damalige Schulleiterin war übrigens Mutter Vermehren, ehemalige Kabarettistin der "Stachelschweine" und KZ-Überlebende. Einige kennen sie vielleicht vom "Wort zum Sonntag". Eine Frau, die ich heute noch als mein Vorbild bezeichnen würde. Sie kannte jede der rund 1.000 Schülerinnen mit Namen. Als die Schule begann, auch Jungen aufzunehmen, ging sie aus Protest in Pension.

Ich würde Fumi ohne zu zögern auf meine ehemalige Schule schicken. Leider wohnen wir jetzt ja nicht mehr in Hamburg.

Aber grundsätzlich finde ich auch Mädchenschulen sehr hilfreich. Ich hatte Mathe-Leistungskurs - ich weiß nicht, ob ich mir das auf einer Jungensschule getraut hätte. Meine Schwester hat Physik studiert - von den ohnehin spärlichen Mädchen in ihrem Semester kamen 70% von Mädchenschulen. Der Zusammenhang zwischen Mädchenschulen und Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern wurde übrigens mal statistisch erwiesen - ich müßte mal schauen, ob ich die Untersuchung wiederfinde.

P.S.: Wir hatten übrigens 2 Punkerinnen in meinem Jahrgang auf der Klosterschule - da wurde kein Anstoß dran genommen. Die Nonnen taten das als Pubertäre Verirrungen ab, was es meistens ja auch irgendwie ist, und ansonsten wurde da kein Wort drüber verloren.

 
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