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Geschrieben von Tante Lisbeth am 20.01.2015, 19:23 Uhr

Darf ich euch mal was zu Pegida fragen?

Hallo!

Ich habe von Pegida durch Online-Ausgaben der Zeitungen wie Zeit, Taz, FAZ, Süddeutsche erfahren. Ich wohne nicht in D. Dazu konnte ich auch Eindrücke bekommen durch die Leser-Kommentare unter den Artikeln, die, je nach Zeitung, größtenteils Sympathien für Pegida und starke Kritik an den Journalisten zeigten und manchmal hart an der Grenze zu islamophoben oder rassistischen Äußerungen anzuordnen waren, hin und wieder gemischt mit Verschwörungstheorieromantik. Wobei ich auch nicht leicht einordnen kann, ob es sich in dem Fall ggf. um einige Leute handelt, die teilweise inflationär als Leserkommentatoren "trollen" und ich so ein verzerrtes Bild der Gesamtstimmung in D erhielt. Die Zahl von 17.000 Demoteilnehmern machten mir daraufhin schon zu schaffen, da dies eindeutig zeigte, es gibt ein Problem in Deutschland, vor allem was das Vertrauen in Politik und unabhängige Presse angeht.

Das plus die Bilder von Demos (Plakatparolen) und Äußerungen einiger Demoteilnehmer auf tagesschau.de oder bei anderen Nachrichtensendungen ließen mich ziemlich schnell eine innere Abneigung gegen die Bewegung entwickeln und ich hatte sofort ein schlechtes "Gefühl" plus Befürchtungen, dass rechtsradikales Gedankengut salonfähig wird, gewissermaßen in der "Mitte der Gesellschaft" ankommen könnte. Hintergründe über Bachmann habe ich erst danach gelesen - wobei dies meine Meinung an sich nicht mehr stark beeinflusst hat.

Das Positionspapier habe ich nach meinen ersten Eindrücken extra auf der fb Seite der Pegida gelesen, inklusive Kommentare dieser Community bestärkten mich darin, dass ich vielerlei Forderungen und erst recht die Kommentare auf der Seite recht substanzlos und platt finde, meiner Meinung nach aufgebauschte Gefahren und Ängste geschürt werden, die ich so nicht sehe oder nachvollziehen kann; insbesondere, da diese Bewegung in DD so stark ist, wo es kaum Muslime gibt. Da erkannte ich, wie viel Frust und Ängste sich bei vielen Menschen in dieser Gegend angestaut haben müssen, auch wenn sich dies in teilweise extrem menschenfeindlichen Äußerungen zeigt, habe ich da nicht nur "überzeugte" und politisch motivierte Teilnehmer gesehen, sondern oft vollkommene Unsicherheit und Trotz rauslesen können.

Zumal ich denke, dass sich um einige aufgeführte Punkte des Papiers seitens des "Staates" durchaus "gekümmert" wird. Ich befürchtete vor allem, dass die "Stimmung" im Land kippt - und gewissermaßen Dämme reißen, das Vertrauen in die Demokratie stark und längerfristig beeinträchtigt wird, Parteien wie die AfD oder sogar die NPD bei künftigen Wahlen hohe Gewinne verzeichnen (ja, damit hätte ich ein Problem), und eine allgemeine "Antistimmung" gegen Ausländer verbreitet wird. Und ich hoffe inständig, dass sich langfristig um die Menschen und gewisse Sorgen "gekümmert" wird durch verbesserte Informationspolitik, Einbindung der Menschen, man sollte diese Diskrepanz nicht einfach abtun und ignorieren - und vor allem nicht dem populistisch-rechten "extremen" Rand überlassen.

Ich habe auch online mit einem Mann aus Sachsen geschrieben, der an den Demos teilnahm. Es wusste sehr wohl, dass ich dem Grundtenor der genannten Zeitungen ("Lügenpresse", auch so ein Begriff der mich gruseln lässt) recht häufig zustimme und dass ich Teil der "NoPegida" Seite bin.

Er argumentierte, dass ich mich eindeutig falsch informiere ("du liest ja auch nur linke Blätter"). Ich fragte ihn, warum er dort teilnimmt. Er bezog sich darauf, dass "es kann nicht sein könne, dass Gewaltbereitschaft einfach toleriert werden soll, weil da wo die her kommen das halt so ist. Oder, dass es heisst, da kann man sowieso nichts dagegen tun."

Weiter schrieb er mir, dass er es fürchterlich fände, "wie manche Männer Frauen behandeln und sich durch ihren muslimischen Glauben bzw. islamischen Hintergrund legitimiert sehen." gerade ich "als Frau sollte das doch verstehen".

Weiter: "Interessant finde ich auch, dass z. B. der Spiegel über die Demos in DD und anderen Städten ziemlich einseitig und abfällig berichtet. An andere Stelle warnt eben genau dieses Blatt vor der drohenden Islamisierung."

Sprich, dieser Pegidademo-Teilnehmer hat mit mir ganz bereitwillig, offen und "normal" kommuniziert und er zeigte, dass es in seinem Fall tatsächlich um die Angst einer zunehmenden Islamisierung geht. Er fühlte sich gleichzeitig durch die Berichterstattung angegriffen, da er sich keinesfalls als "rechts" sieht und das auch nicht über sich lesen möchte.

Eine Woche später schrieb er, er habe das Thesenpapier gelesen und fühle sich doch nicht wirklich angesprochen. Aber seine Meinung bleibe, und da es keine wirkliche Alternativbewegung gäbe, sei er lieber "mit auf dieser Seite der Demos als alles abzunicken und zuzuschauen."

Das ist meine bisherige Erfahrung /Kontakt was das Thema angeht.

Viele Grüße!

 
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