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Geschrieben von Hase67 am 27.07.2014, 13:02 Uhr

Butterflocke...

... du schreibst oben, ich urteilte nur aus meiner Perspektive heraus und würde sie für allgemeingültig erklären. Mag sein, dass ich manchmal etwas kategorisch formuliere - letztendlich kann ich aber natürlich nicht für allgemeingültig erklären, was ich erlebe und habe andererseits (wie jeder hier) nur meine eigene begrenzte Perspektive bzw. die meiner Kinder und der Kinder, die ich etwas näher kenne.

Ich habe den Film nicht gesehen, das ist richtig, und kenne nur den Trailer - daher kann ich mit dir natürlich nicht inhaltlich über das diskutieren, was der Film offenbar vermitteln will. Warum ich mich gegen das Ansehen des Films entschieden habe, führe ich aber etwas weiter unten auch noch mal aus.

Ich sage nicht, dass ich die bestehenden alternativen Schulkonzepte (es gibt hier allerdings z. B. eine komplett freie Schule, die Kapriole, in der die Kinder vollkommen selbständig entscheiden dürfen, WAS sie WANN lernen wollen, das müsste also quasi das Lernparadies auf Erden sein, ist es aber nicht für alle Kinder) für der Weisheit letzten Schluss halte und dass es keine anderen Möglichkeiten gäbe. Nur: Ich sehe die Notwendigkeit nicht, alles von Grund auf zu reformieren, weil ich die Dramatik nicht erkenne, die du (oder der Film) offenbar im Bildungssystem oder in unserem gesellschaftlichen Umgang mit Kindern siehst.

Soweit ich das für uns beurteilen kann, sind meine Kinder glücklich - mal mehr, mal weniger natürlich und von der schulischen Langeweile meines Sohnes einmal abgesehen, sind sie ausgeglichene, lebendige, fantasievolle und in manchen Bereichen auch besonders begabte Kinder, die in ihren Klassen beliebt sind und, wenn mal Probleme auftreten, gut artikulieren können, wo es hakt. Mehr erwarte ich gar nicht. Ich will die Gesellschaft oder das Bildungssystem nicht in eine so grundlegend andere Richtung reformieren, weil ich finde, dass auch das scheinbar "unnütze" Wissen, was an Schulen gelernt wird, einerseits Allgemeinbildung und andererseits eben auch die Befähigung vermittelt, sich Lerninhalte anzueignen, denen man vielleicht nicht auf den ersten Blick ansieht, dass sie interessante Aspekte haben.

Würde ich es meinen Kindern selbst überlassen, was sie lernen wollen, würde mein Sohn den ganzen Tag nur rechnen, malen, singen und Fußball spielen, meine Tochter würde am liebsten Events organisieren, aufwendige Kuchen backen und ihr Zimmer mit selbstgebastelten Dekosachen verschönern. Ich finde es aber auch wichtig, dass sie Dinge lernen, die ihnen auf den ersten Blick gar nicht zusagen, weil der Appetit manchmal erst beim Essen kommt. Das leistet z. B. die Grundschule meines Sohnes gar nicht, weil sie viel zu wischiwaschi ist, um Lernanreize zu schaffen, das Gymnasium meiner Tochter leistet es aber teilweise schon, obwohl ich - wie gesagt - beileibe nicht komplett zufrieden mit der Schule bin.

Was die Dramatik der "Bildungsmisere" angeht, drückt Benediktes Ansatz außerdem ganz gut aus, was ich auch denke: Schule ist nur EIN Aspekt von ganz vielen im Leben eines Kindes, und er muss nicht zwangsläufig so dominant sein, wie dies in dieser Diskussion rüberkommt. Kinder werden kaputtgemacht, wenn sie nur über ihre Schulnoten definiert werden und an dieser Maßgabe scheitern. Aber, ich sage es noch mal: Schule ist heute viel mehr als früher in der Lage, dies auch zu reflektieren und andere Ansätze zu wählen, auch auf den staatlichen Schulen. Und auch die Gesellschaft insgesamt ist viel offener und wacher geworden für kindliche Bedürfnisse. Allerdings muss man sagen, dass das insgesamt ein sehr langer Prozess ist, man darf da nicht innerhalb von 10 Jahren Wunder erwarten.

Das gegenläufige Effizienz- und Ökonomiemodell, das im Film auch begklagt wird und das durch die Entgleisung des Wirtschafts- und Finanzliberalismus so weite Kreise in unserer Politik und Gesellschaft zieht, beeinflusst natürlich auch Schule, Bildung und die allgemeine Stimmung. Ich sehe aber nicht, dass hier - egal auf welcher Ebene - eingleisig "mit dem Strom mitgeschwommen" würde, sondern ich sehe auch sehr, sehr viele Bewegungen, die sich gerade diesem Trend widersetzen - viel mehr, als dies noch vor Jahren der Fall gewesen wäre.

Ich habe mich übrigens gegen das Anschauen des Filmes entschieden, weil mir die Darstellung im Trailer zu polemisch, zu emotionsheischend und zu willkürlich von der Zusammenstellung der Beispiele war. Das ist mir schlichtweg nicht differenziert genug. Mag aber sein, dass es mir auch einfach nicht "passt", weil es nicht zu meinem eigenen Weltbild passt.

LG

Nicole

 
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