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Geschrieben von elisabeth.die.erste am 05.01.2014, 22:39 Uhr

@Butterflocke - ist schon zu weit unten

was hat man denn als 7 jährige am Telefon für "Staatsgeheimnisse" zu bequatschen, dass man sich verstellen musste???

also wir hatten ja gar kein Telefon, aber wenn ich meine Mutter vom Münzfernsprecher angerufen habe, ging es immer: "Mami, Hausaufgaben sind gemacht, ich bin noch draussen mit Anja." Selber Schuld, wer seine Zeit mit dem Abhören von solchem belanglosen Sülz vergeudet hat... (grüße an die NSA - ich bin der langweiligste mensch on earth!)

ich musste mich nie verstellen, denn wir hatten nichts, was von politischer wichtigkeit war. meine eltern haben mir auch nie gesagt: 'sag das und das nicht. verhalte dich lieber so....'

das ist ja nen ding - ein land und doch welten dazwischen!

 
12 Antworten:

Re: @Butterflocke - ist schon zu weit unten

Antwort von Butterflocke am 05.01.2014, 23:16 Uhr

Die Kombi war bei uns vielleicht "ungünstig":

- meine Eltern standen dem Staat sehr kritisch gegenüber...(da wir von Nachbarn und "Freunden" bespitzelt wurden, war das wohl auch bekannt. Wir wussten nur damals nichts vom Job der guten "Freunde")
- meine Mutter war Lehrerin, hätte also schon deshalb ausgesprochen linientreu sein sollen, was aber eben nicht der Fall war...
- mein Vater war viel im Ausland unterwegs (wie bereits unten erwähnt)...
- wir hatten viele Verwandte im Westen...
usw.............

Wir hatten zu Hause ein Telefon und stellten im Nachhinein fest, dass es irrsinnig viele Gesprächsprotokolle gab. Sowohl von Gesprächen innerhalb der DDR als auch (insbesondere) von Gesprächen, die ins westliche Ausland gingen. Wortwörtlich wurde da protokolliert und auch ausgewertet.
Interessant oder gegen uns verwertbar war davon selten etwas, aber das spielte offensichtlich keine Rolle.

Ich kann mich an einen unangenehmen Zwischenfall erinnern, der heute kaum nachvollziehbar ist. Auch in den letzten Jahren der DDR dann nicht mehr, aber in meiner Grundschulzeit offensichtlich schon noch.
Ich ging morgens zur Schule und konnte meine Sporttasche nicht finden. Also nahm ich die schöne Plastiktüte, in der am Tag zuvor das hübsche Kleid verpackt war, das ich per Paket von meiner Tante aus München bekam.
Irgendeine Werbung war darauf zu sehen (keine Ahnung, obs ein Mars-Riegel war oder etwas anderes....).
Am Abend hab ich dann von meiner Mutter eins auf den Deckel bekommen. Sie unterrichtete an einer anderen Schule und wurde dort von ihrer Chefin zur Rechenschaft gezogen, weil ihre Tochter (wie gesagt: in völlig anderer Schule) "SOEBEN" mit einem "staatsfeindlichen Objekt" (oder so...) gesichtet wurde.

Solche Zwischenfälle gab es öfter mal, weil ich natürlich auch Dinge verinnerlichte, die meine Eltern zu Hause miteinander besprachen und mir auch erklärten. Einmal wurde meiner Mutter mit ernsthaften Konsequenzen gedroht, weil ich im Stabü-Unterricht die Lehrerin fragte, weshalb der Stacheldrahtzaun auf uns zeigte, wenn er uns doch angeblich vor dem bösen Kapitalismus schützen solle.....

Meine Halbschwester wurde damals von Fluchthelfern (engagiert von ihrer Mutter) in den Westen gebracht, was viell. auch nochmal die Aufmerksamkeit auf uns lenkte.
Ansonsten waren wir eine stinknormale und völlig unwichtige Familie. Um "wichig" oder "unwichtig" ging es doch damals nicht. Bespitzelt wurde sogut wie flächendeckend....

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Re: @Butterflocke - ist schon zu weit unten

Antwort von DK-Ursel am 05.01.2014, 23:48 Uhr

Hej Elisabeth!

Siehste - so naiv war ich wohl auch mal, obwohl ich wußte,daß die Stasi einige bespitzelt, aber ich fand mich ja auch viel uz harmlos oder meine Brieffreundin (was wir ja auch waren).

Verquatschen konnte ich mich dennoch:
beidem erwähnten Telefongespräch erklärte ich doch glatt , daß ein Päckchen unterwegs sei und ich das Bilderbuch für´s ind so und so kaschiert hatte ... oder die Medizin oder ...

Wenn die i mKIGA streckenweise die Kleinen harmlos fragten, wie denn das Sandmännchen oder die Nachrichtenuhr ausgesehen at, die sie am Abend vorher im TV gesehen haben, dann kannst Du Dir vorstellen, wie wei die Bespitzelung ging.

Siehst Du eigentlich nie Dokumentationen - da kommen auf ZDFinfo manchmal auchzeitzeugen aus der ehem. DDR, die berichten, wie sie getriezt wurden, wie sie erst hinterher manchmal merkten,daß jemand in ihrer Whg, gewesen war oder oder...

Und ich bin zwar nichtin der DDR aufgewachsen, aber ich bin zutiefst empört überdie Bespitzelung durch die NSA, egalwie langweilig jemand ist --- sowas birgt unendliche Gefahrten.
Auchf ür Dich, wen nDu doch noch so langweilig bist:
ist es Dir wirklich egal,wenn Dir unbekannte menschen/Mächte genau wissen, wo Du Dich wann aufhälst, was Du wo einkaufst, wann Du on line bist, was Du privat erzählst, etc.?
Spätstens, wenn sowas an Deinen Arbeitgeber, an Deine Krankenkasse, an Deine Versicherung, an deine Bank... geht, kann es durchaus viel bedeuten.
Wenn alels so egal wäre, könnten wir ja alles Privat auch gleich öffentlich machen,die ärztliche und sonstige Schweigepflichten abschaffen und unser Leben in die Nachrichten stellen.

Nee, die, die meinen, es mache nichts, wenn man sie überwache, denn sie hätten ja nichts zu verbergen, die irren sehr!

Da muß man nicht mal in einem regime leben - und so im Widerspruch dazu leben,wie Butterflockes Eltern und sie selbst!
Wehret den Anfängen, denn einmal überschritten, ist die Grenze nur noch schwer zu ziehen.

Gruß Ursel, DK

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Re: Wer noch wach ist - Tagesschau24 einschalten!

Antwort von Franke am 06.01.2014, 2:14 Uhr

Jetzt: "Stasikinder - mein Vater war beim MfS".

Davor: "Stasi auf dem Schulhof".

Beides kann man auch bei YouTube anschauen.


Täglich spät abends bei BRalpha: "Tagesschau vor 25 Jahren".

ARDText Seite 507: Chronik 06. Januar
- 1. WK: 207 Tage vor Kriegsbeginn 1914
- 2. WK: 238 Tage vor Kriegsbeginn 1939
- Mauerfall: 307 Tage vor 09. November 1989

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Mensch, Butterflocke

Antwort von Nomadin13 am 06.01.2014, 3:18 Uhr

Danke fuer die kleine Anekdote mit dem "staatsfeindlichen Objekt". Da steckt so viel mehr Information dahinter als in mancher Stunde (schlechtem) Geschichtsunterricht!

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Re: @Butterflocke - ist schon zu weit unten

Antwort von elisabeth.die.erste am 06.01.2014, 3:56 Uhr

Wir hatten keine Westverwandten, also folglich keine Pakete, Plastiktüten, etc.

Und warum soll ich jetzt nach über 20 Jahren mir erzählen lassen, wie meine Kindheit damals war, wenn ich sie doch rückblickend als sehr glücklich empfand?! Sicher haben meine Eltern den Hauptteil dazu beigetragen.

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Re: @Butterflocke - ist schon zu weit unten

Antwort von Butterflocke am 06.01.2014, 10:05 Uhr

Es erzählt Dir doch niemand, wie Deine Kindheit war.
Du hast sie als schön empfunden, fertig. Warum soll das nicht so gewesen sein?!
Ich persönlich und durch meine Erfahrungen kann/konnte mir eben nur nicht vorstellen, dass die Auswirkungen des Regimes (und auch der Wirtschaft) so völlig unbemerkt an jemandem vorübergingen.

Unsere Wohnung wurde übrigens auch kontrolliert. Davon lasen wir allerdings erst in unserer Akte. Wir hatten so etwas nie bemerkt und damals auch nicht ansatzweise vermutet.
Wir sahen nur, dass z.B. jedes Paket geöffnet wurde, das von "drüben" kam. Daraus wurde auch kein Geheimnis gemacht. Es war schlampig wieder zusammengeflickt und die Sachen, die sich darin befanden, waren zerwühlt und auch nicht immer vollständig. Briefe wurden auch gelesen - oft wurden sie nicht einmal mehr zugeklebt.

Ich kann nur sagen, dass ich noch heute Panik habe, kontrolliert/überwacht zu werden. Als wir flüchteten, war ich 15/knapp 16. Die Mauer gab es damals noch, aber die Attacken auf die Botschaften und die ganzen Demos hatten schon begonnen.
Ich weiß noch, wie ich meiner Mutter während der Flucht das Versprechen abverlangte, nie wieder in die DDR zu müssen. Ich hatte Angst, dass wir im Gefängnis landeten.
Dass die Mauer wenig später fiel, ahnten wir da noch nicht.

Sicher bin ich auch naiv....hier schreibe ich recht offen und über private Dinge.
Ich würde aber nie auf die Idee kommen, mich mit meinem richtigen Namen bei fb anzumelden.
Ebenso skeptisch/panisch bin ich, was die neuen Krankenkarten betrifft. Nicht bezüglich des Bildes, aber bezüglich der Datenspeicherung. Keiner kann mir erzählen, dass es hierbei einzig und allein um das Wohl des lieben Patienten geht. Und wie kann ich kontrollieren, ob die Daten tatsächlich NUR dann gespeichert werden, wenn ich mein Einverständnis dazu gegeben habe? Die Möglichkeit der Speicherung ist gegeben - und das sicher nicht aus Spaß oder um den Patienten irgendetwas entscheiden zu lassen.
Naja, ich weiche vom Thema ab.......
Dabei gäbe es noch Vieles, das mich beunruhigt (wie von DK-Ursel schon erwähnt).

Niemand will Dir Deine schöne Kindheit absprechen - das wollte ich eigentlich nur schreiben.

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Re: Selbstverständlich kannst Du eine schöne Kindheit gehabt haben.

Antwort von Franke am 06.01.2014, 15:32 Uhr

Und es ist auch nichts Schlechtes daran, als Erwachsener geguckt zu haben, wie man sich eben bestmöglich einrichtet unter den gegebenen Umständen.

ABER es müssen sich einem doch die Nackenhaare sträuben, wenn, z.B. in einer Talk-Show, gesagt wird, in der DDR sei der Zusammenhalt der Menschen besser gewesen als im Westen oder nach dem Mauerfall.

Das ist doch wohl ganz normal, dass man zu bestimmten Menschen ein sehr enges Verhältnis pflegt, wenn man sich

- nur in der kleinen DDR und vielleicht noch im "sozialistischen Ausland" bewegen kann,

- ständig fragt, zu wem man was sagen kann, stets mit Spitzeln rechnet,

- notwendige Dinge nicht einfach in einem Laden kaufen oder bei einem Handwerker in Auftrag geben kann, sondern auf "Beziehungen" angewiesen ist, auf Menschen, die etwas "organisieren" können, einer kennt einen, der notwendige Teile beschaffen kann, ein anderer kennt einen, der einen kennt, der sie korrekt einbauen kann . . .

Es kann doch nicht sein, dass man denen, die für Unterdrückung und Mangelwirtschaft verantwortlich waren, positiv anrechnet, der Zusammenhalt der Menschen in diesem Staat sei besser gewesen.

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Re: Und danach gab es dann noch

Antwort von Franke am 06.01.2014, 16:19 Uhr

"Vier Schüler gegen Stalin"

1950 einen Radiosender gebaut und zwei Stunden gesendet, am Vorabend von Stalins 70. Geburtstag. Drei Monate später gefasst.

Als DDR-Bürger im angeblich souveränen Staat DDR, ohne einem Sowjetbürger ein Haar gekrümmt zu haben, von einem sowjetischen Geheimgericht verurteilt. Einer zum Tode und in Moskau erschossen. Die Angehörigen haben das erst 1997 erfahren. Zwei junge Lehrer einer anderen Widerstandsgruppe von der gleichen Schule ebenfalls in Moskau erschossen. Der Exekutor soll 10.000 Menschen hingerichtet haben.

Die Jahre um 1950 müssen eine sehr finstere Zeit gewesen sein. Anderweitig wurde auch schon mal von ca. 15-jährigen Mädchen berichtet, die den dummen Einfall hatten, auf einem Plakat mit Stalin diesem einen Bart anzumalen. Auch sie waren jahrelang in Bautzen. Das muss man sich mal vorstellen: Bei so jungen Menschen ist doch noch alles möglich. Die können zehn Jahre später alles sein, vielleicht FDJ-Kreisvorsitzende. Aber sie wurden so behandelt, dass sich nur größtmöglicher Hass auf diesen Staat entwickeln konnte.

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Du siehst das ziemlich schräg.

Antwort von Petra28 am 06.01.2014, 18:36 Uhr

1. Es ist völlig unlogisch, warum man nicht auch jetzt zu seinen Nachbarn ein freundschaftliches Verhältnis pflegen sollte, auch wenn man jetzt die ganze Welt bereisen kann.

2. Die meisten Menschen haben nicht ständig mit Spitzeln gerechnet, weil die meisten das Ausmaß der Spitzelei gar nicht kannten.

3. Notwendige Dinge gab es sehr wohl zu kaufen - darüber hinaus gehendes hat man sich über Beziehungen verschafft, so wie heute auch, wenn man nicht gerade mit unendlich viel Kleingeld gesegnet ist. Mit diesen Beziehungen hat man aber nicht unbedingt ein engeres Verhältnis gepflegt.

Der Zusammenhalt war besser - und zwar aus einem Grund, den Du völlig außen vor gelassen hast: in der DDR war der "Konkurrenzkampf" untereinander weitaus weniger ausgeprägt (über die Größe des Autos, des Hauses, der Ausgefallenheit der Reisen oder der Karriere). Die Leute hatten geregelte Arbeitszeiten. Also hat man in seiner vorhandenen Freizeit das gemacht, was nahe liegt - mit anderen Leuten aus der Umgebung eine nette Zeit verbracht.

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Da stimme ich zu....

Antwort von Butterflocke am 06.01.2014, 18:46 Uhr

Bis auf eine Kleinigkeit: definiere "notwendige Dinge".....
Aber gut, Du weißt sicher, was ich meine.

Bezüglich des Konkurrenzkampfes wollte ich auch noch nachlegen, aber Du bist mir zuvorgekommen. Völlig richtig, da das die einzig wirklich logische Erklärung ist. Alles andere halte ich für Quatsch.

Fakt ist auch, zumindest meinem Gefühl nach, dass durch die Lebensumstände eine bestimmte Mentalität entstanden ist. Ich möchte jetzt nicht näher ins Detail gehen, da es keinen Sinn macht. Aber ich merke es oft, wenn ich "Ossis" meiner Generation (oder älter) kennenlerne. Natürlich prägen die Lebensumstände, unter denen man groß wird - das ist doch klar....

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Re: Gut, ich ergänze: - In jeder Hinsicht eingeschränkte Möglichkeiten,

Antwort von Franke am 06.01.2014, 19:36 Uhr

sich zu entwickeln und zu verwirklichen.

Für alle gab es nur einen Trabant, eine Plattenbauwohnung, Urlaub an der Ostsee oder am Plattensee.

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Wenn du mit Selbstverwirklichung nur an materielle Dinge denkst...

Antwort von Petra28 am 07.01.2014, 11:00 Uhr

dann tust du mir leid. Wir hatten übrigens keinen Trabant (sondern ein anderes Auto) wohnten nicht im Plattenbau (sondern im eigenen Mehrfamilienhaus - Altbau) und sind weder an die Ostsee noch an den Plattensee gefahren (sondern woanders hin).

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