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Geschrieben von Hexhex am 31.03.2009, 11:28 Uhr

Naja, wir leben es aber doch auch vor...

Hallo,

es nützt nichts, sich den "Mund fusselig" zu reden darüber, dass Leistung nichts über einen Menschen sagt. Das klingt schön und gut, aber diese Maxime hat ja in unserer totalen Leistungsgesellschaft nicht wirklich irgendeine Entsprechung. Wir leben das den Kindern ja auch selbst vor. Es fängt an mit den Schulnoten, mit denen sogar Bilder und Bastelarbeiten der Kinder unbedingt bewertet werden müssen, und wo sogar das Toben und Turnen beim Sport - das doch einfach nur dem Ausgleich zum Unterricht dienen soll - benotet wird. Leistung - so lernen es die Kinder - ist an der Schule das Aller-, Allerwichtigste. Das gilt auch schon im ersten Schuljahr, wo es noch keine Noten, aber doch schon ganz klare Bewertungen und Kommentare zu den Leistungen gibt.

Ein kluger Autor hat gesagt: "Kinder lernen nicht aus dem, was wir ihnen sagen. Sondern aus dem, was wir tun." Und wir vermitteln unterschwellig doch tagtäglich: wie wichtig uns schulische Erfolge sind (durch unser großes Lob für gute Leistungen), wie sehr wir daran interessiert sind, dass unser Kind in der Leistungsgesellschaft bloß nicht untergeht, dass es eine gute Ausbildung bekommt, dass wir selbst möglichst ein großes, schickes Familien-Auto fahren können, der Vater prima verdient, wir eine tolle Wohnung haben oder möglichst ein Haus bauen können usw. Solange wir außerdem milde und leicht mitleidig auf die "schwachen Schüler" und auch auf "sozial schwache" Nachbarn blicken und uns auch schnell unterschwellig pseudo-mitleidig oder abschätzig über sie äußern - so lange klingt unser Gelaber von der Unwichtigkeit von Konkurrenz in den Ohren unserer Kinder völlig belanglos und im schlimmsten Fall sogar verlogen, hu?

Ich nehme mich übrigens selbst gar nicht aus: Vor dem Schuleintritt meiner Tochter habe ich herumgetönt, wie wichtig mir ihre Kreativität ist und dass sie sich in der Schule wohlfühlt. Die Noten waren mit angeblich weitgehend egal, solange sie nicht ganz abrutschten. Im Laufe der Schuljahre habe ich mich dabei erwischt, dass ich die Sache mit den Leistungen null entspannt sehe, sondern sogar sehr daran interessiert bin. Und als es Ende des 3. und Anfang des 4. Schuljahres um die Empfehlung für die weiterführende Schule ging, war auch dies mir plötzlich mehr als wichtig, weshalb ich unterschwellig durch meine Erwartungshaltung und durch gemeinsames Üben sicher auch gehörigen Druck auf meine Tochter ausgeübt habe. Zwar mit Erfolg (sie ist sehr gut in der Schule) - aber auch mit etwas Bauchweh, denn eigentlich wollte ich das ja gerade nicht.

Langer Rede kurzer Sinn: In der Schule, im Job und sogar oft schon unter Nachbarn (wer schaut nicht interessiert, was die sich leisten können, wie oft sie in den Urlaub fahren etc.?) sind Konkurrenz und Leistungsdruck so wichtig, wie noch in keinem Zeitalter zuvor. Und dann wundern wir uns, wenn die Kinder das 1:1 aufnehmen und uns überdeutlich den Spiegel vorhalten...

Grüßle,

Hexe

 
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