1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Walter Marlene am 26.11.2006, 16:08 Uhr

Lesen.... wirklich so schwer?

Ja – es stimmt. Es ist wirklich so schwierig.
Ich habe gerade mit viel Interesse Ihren Beitrag und alle Reaktionen darauf gelesen. Ich bin seit mehr als 30 Jahren Volksschullehrerin, unterrichte in Wien und weiß aus eigener Erfahrung, wovon Sie sprechen. Es ist genau so: Kinder kennen die Buchstaben, die sie gelernt haben, können auch die Wörter lesen, die sie gelernt haben – aber zusammenlauten können viele in den ersten Monaten nicht.
Ich will Sie aber beruhigen: wenn Kinder die Wörter lesen können, die sie gelernt haben, das heißt, ihren Sinn erfassen können, lesen sie eigentlich so wie wir. Auch wir lesen einen Artikel oder ein Buch, indem wir die Bedeutung der „gespeicherten“ Wörter erfassen. Es gibt nur zwei gravierende Unterschiede: Kinder haben erst ganz wenige Wörter „gespeichert“ (bitte werten Sie es nicht ab, wenn ein Kind Wörter oder einen Text „auswendig“ kann!) – und ihnen fehlt die Möglichkeit, sich ein Wort zu er“lesen“, wenn sie seine Bedeutung nicht kennen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kinder zu ganz verschiedenen Zeitpunkten in diese „Sensible Phase“ des Buchstabenzusammenschleifens kommen. Manche können es einfach, noch bevor sie in die Schule kommen, viele zu Schulbeginn, einige weitere bis Weihnachten – und manche erst gegen Ende der ersten Klasse. Üben nützt eigentlich nicht viel. Jedes Kind entwickelt sich in seiner individuellen Geschwindigkeit.
Ich habe im Grunde nichts gegen Üben einzuwenden, wenn es lustbetont geschieht. Aber bitte, liebe Eltern, verlieren Sie nicht die Geduld! Fühlen Sie sich nicht verzweifelt! Bedenken Sie, dass das Lesenlernen ein ganz individueller Lernprozess ist. Versuchen Sie auch die kleinsten Fortschritte Ihres Kindes zu bemerken, zeigen Sie ihm Ihre Freude, Ihre Anerkennung, Ihre Wertschätzung dafür, dass es ist, wie es ist, und warten Sie mit Geduld. Eines Tages wird es Ihnen so ergehen wie dieser einen Mutter in ihrem Beitrag: Ihr Kind wird von einem Tag auf den anderen Buchstaben zusammenhängen können (dieser Schritt kommt tatsächlich sehr oft ganz plötzlich) – und es wird nicht auf dem Weg dahin durch Druck und Überforderung schon die Lust verloren haben.
Mir liegt sehr viel an einem lustvollen Schuleinstieg. Unsere Kinder sollen erfahren, mit wie viel Freude Arbeit – auch anstrengende Arbeit – verbunden sein kann. Das ist etwas, das ein Kind wirklich „für das Leben“ lernen kann. Glücklich der Mensch, der seine Arbeit mit Freude macht! Gerade aus diesem Grund habe ich über den Deutschunterricht in der Volksschule ein Buch geschrieben, das vor zwei Wochen erschienen ist. Das Lesenlernen ist ein ganz großes Kapitel darin. Wenn es Sie interessiert, schauen Sie in der Homepage des Verlages nach: www.lernen-mit-pfiff.at

 
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