1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von momworking am 25.11.2007, 22:28 Uhr

Lange Rede, kurzer Konsens

Hallo Benedikte,
schön von dir zu lesen!

Die Frage wer im Recht oder Unrecht ist in schulischen Belangen ist in etwa so einfach zu beantworten, wie die Fragen nach der Henne und dem Ei.

Ich glaube nicht, dass es "nur" die Lehrer sind, die sich immer mehr hängen lassen und unter schwierigen Repressalien der Schulbehörden resignieren.
Genausowenig sind es aber "nur" die Schüler, unter denen die Anzahl derjenigen, die irgendeine "Störung" nachgewiesenermaßen vorzuweisen hat, stetig ansteigt.

Ich denke, dass es vielen Menschen verloren gegangen ist, in Kindern und Jugendlichen unterschiedliche Individuen zu sehen, die alle unterschiedliche Biographien haben, die alle unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen und die alle unterschiedliche Ziele verfolgen.
Es ist "unmodern" geworden, "anders" zu sein. Auch unter Kindern.

Bevorzugt und gefördert wird eine Konformität der Masse. Wer da schon in frühen Jahren herausfällt ist schlecht dran.

Stellt sich die Frage, wer dafür verantwortlich ist, wenn ein Kind aus irgendwelchen Gründen aus der Masse heraussticht? Ist es die Erziehung der Eltern? Ist es die Unfähigkeit der Lehrer, alle Kinder gleich zu machen?
Wohl eher nicht.
Es liegt einfach in der Natur der Dinge, dass kleine Menschen sich unterschiedlich entwickeln und unterschiedliche Fähigkeiten haben.

Das passt aber nun so gar nicht in unser Denken, denn es macht Angst:
Den Eltern macht es Angst, denn sie suchen eine Norm, nach der sie ihr Kind messen können, nach einem Richtwert für spätere Erfolgsaussichten und Lebensperspektiven.
Den Lehrern macht es Angst, denn was sollen sie denn bewerten? Auf welcher Grundlage denn, da muss es doch Richtlinien geben, wie denn sonst?

Also legen die Erwachsenen in beiderseitigem Einvernehmen Richtlinien fest, in denen kindliche Entwicklung vonstatten zu gehen hat.

Die Kinder, die sich standhaft weigern, so zu funktionieren, werden nicht etwa nach den Gründen gefragt, sondern ihr Verhalten wird pathologisiert, sie werden als "krank" bezeichnet und so lange diagnostiziert, bis sich eine Begründung (vorzugsweise medizinischer Art) für ihre Unangepasstheit gefunden hat. Dabei sind sich alle beteiligten Erwachsenen erstaunlich einig.

Weder Lehrer noch Eltern sind in der Lage hinzunehmen, dass ein Kind eben nicht rechnen oder schreiben kann. Niemand gibt dem Kind Zeit, sich zu entwickeln, keiner bringt die Geduld und Gelassenheit auf, es gewähren zu lassen und vor allem:
Kaum einer der beteiligten Erwachsenen vertraut den Kindern.

DAS sehe ich als das Hauptproblem.

Wir leben in einer Zeit, in der wir meinen, alles logisch zu durchdenken und rationale Schlüsse ziehen zu müssen. Wir leben in einer Zeit, in der es wichtiger ist, landesweit normierte Tests zu schreiben, als individuelle Interesse zu wahren.

Im Grunde wollen alle Erwachsenen das Gleiche:
Das normierte Kind.

Dann gäbe es keinen Zoff mehr unter den Erwachsenen, in dem sie sich gegenseitig die Schuld zuschieben können, über zu einfach oder zu strenge Tests, über zu sanfte oder zu strenge Lehrer, über zu nachgiebige oder zu fordernde Eltern.

Die Diskussion über die Form des Fremdsprachenerwerbs würde sich erledigen, denn alle normierten Kinder lernen gleich und damit ist es egal, welchen Ansatz (authentisch oder wissenschaftlich) man wählt.

Das Lehramtsstudium wäre eines der einfachsten überhaupt, denn es gäbe keine Diskussionen über Erziehungsalternativen, wofür auch, schließlich gäbe es nur einen Typ Kind.
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Wäre das nicht grässlich?

Wer ist also schuld an den Endlosdiskussionen über pädagogisch-methodisch-didaktische Entscheidungen?

Ganz einfach: Unsere Kinder, die GsD so sind wie sie sind, die sich in keine Norm pressen lassen und dadurch uns Erwachsene mit unseren ganzen Theorien immer wieder zweifeln lassen.

Und weißt du was?
Ich finde das toll!!!!!!

Wer ist also im Recht?

Meine Antwort: Es gibt keine objektive Antwort, denn das Leben ist nicht objektiv und die Menschen können es sowieso gar nicht sein.

VlG
Annette

 
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