1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Mijou am 05.12.2004, 11:25 Uhr

Hm... (Achtung lang)

Hallo,

naja, ich finde es ehrlich gesagt Unsinn, dass man immer gleich an Unterforderung denkt, wenn ein Kind sich auffällig verhält. Das ist momentan im Trend und jeder wittert hinter jedem Verhalten eine Hochbegabung. Die ist aber etwas extrem (!) seltenes, davon würde ich erstmal nicht ausgehen.

Ich finde es einerseits zwar gut, dass Du Dir professionelle Hilfe (Schulpsychologe) suchen willst. Andererseits betont das für Deinen Sohn natürlich, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung ist, was ich wiederum sehr bedenklich finde. So könnte sich seine Außenseiterrolle auch verfestigen und natürlich auch seine Selbstunsicherheit.

Für mich klingt es, als habe Dein Sohn vielleicht selbst zu hohe Ansprüche an sich. Dass er sich als dumm bezeichnet, spricht doch dafür, dass er alles sofort können und verstehen möchte, dies aber eben so schnell nicht klappen kann, wenn man gerade erst neu zur Schule geht.
Vielleicht würde ich daher auch gar nicht so sehr betonen, WIE stolz Ihr auf ihn seid, denn das erhöht den Druck auf ihn ja noch. Vielmehr würde ich versuchen, in Sachen Schule Gelassenheit zu vermitteln, und dass es nicht so wichtig ist, ob man ruckzuck alles kann und wie gut man in der Schule ist. Sondern, dass es auf andere Dinge ankommt im Leben, auch wenn Schule natürlich AUCH ein wichtiger Bestandteil ist. Ich würde den starken Fokus auf die Schulproblematik etwas aufzulösen versuchen und ihn - bis das Problem sich entschärft hat - lieber mehr für Dinge loben, die er in der Freizeit tut.

Auch die Lehrerin scheint Teil des Problems zu sein. Jungen fordern eine Lehrerin ja häufig viel mehr als Mädchen. Dass Jungs wild und unkonzentriert sind in der Anfangsphase, scheint mir nichts Ungewöhnliches zu sein. Damit sollte ein Lehrerin aber auch klarkommen, ohne gleich nervlich angeschlagen zu werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Lehrerinnen sehr schnell den Gang zum Schulpsychologen vorschlagen, um die Verantwortung für das Problem aufs Kind zu delegieren. Das ist ja viel bequemer als einzusehen, dass vielleicht auch sie selbst einen Gang zum Psychologen bräuchten. Ich konnte das gleich bei mehreren Nachhilfekindern von mir feststellen, deren Lehrerinnen ganz offensichtlich Probleme mit ihrer Autorität und ihrem Beruf haben und offensichtlich völlig normale Kinder zum Psychologen schickten. Wusstest Du, dass Lehrer das Haupt-Klientel bei Psychotherapeuten stellen? Und zwar nicht ohne Grund, es ist einfach ein Beruf, mit dem viele überfordert sind.

Vielleicht würde ich (noch) keine Tests machen lassen und Deinen Sohn nicht zum Psychologen schleppen. Sondern Dich mit der Lehrerin treffen, und ihr Deine Bedenken mitteilen (Verstärkung des Problems durch Einschaltung von Fachleuten). Und statt Dir ihre Klagen anzuhören, sie konkret fragen, wie man im Unterricht zukünftig entspannter mit Deinem Sohn umgehen könnte. So dass SIE mal am Zug ist und das Problem nicht einfach abwälzen kann.

Vielleicht muss man ein Kind auch mal mit anderen Augen sehen, statt es gleich in "normal" oder "auffällig" einzuteilen. In der ersten Klasse kommen alle Sorten von Kindern zusammen: zu wilde, zu schüchterne, selbstbewusste, selbstunsichere, stille, laute usw. Alle sind ganz normal. Und plötzlich sollen sie - so will es unser Schulsystem - in kürzester Zeit sozusagen gleichgeschaltet und auf einen gemeinsamen Durchschnitts-Level gebracht werden. Sie sollen funktionieren und pflegeleicht sein im Unterricht. Die Wilden sollten zahmer, die Ruhigen beredter werden. Vorher war ihre Verschiedenartigkeit okay, jetzt aber sollen sie möglichst durchschnittlich und homogen sein. Dass dieser Anpassungsprozess aber lange braucht, ist ebenfalls normal. Ich würde nicht gleich zum Psychologen rennen, weil mein Kind (und Jungs tun sich da eh schwerer) sich nicht gleich zurechtstutzen lässt auf quadratisch-praktisch-gut. Sondern ihm zeigen, dass man ihm Zeit und das Vertrauen gibt, die Sache für sich zu meistern. Davon würde ich auch die Lehrerin zu überzeugen versuchen. Sie muss im übrigen diesen Anpassungsprozess im Griff haben, statt ein Kind entnervt zu irgendeinem Fachmann zu schicken, finde ich.

Liebe Grüße,

Mimi

 
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