Mitglied inaktiv
Guten Abend, wie versprochen ein paar „ Hintergrundinformationen“ zum Rechnen-Lernen unserer Kinder. Die mathematische Verinnerlichung verläuft in 4 Stufen. Natürlich kann nicht vorprogrammiert werden, wann und wie lange sich ein Kind in der jeweiligen Stufe aufhält. Als Lehrerin, die den Blick auf jedes Kind hat, merkst du, wann der neue Schritt vollzogen werden kann. Es ist sehr individuell. Leider nimmt der herkömmliche Matheunterricht da wenig Rücksicht drauf….. Also zu den Stufen: 1 Stufe: die Kinder BE-GREIFEN, also mit den Händen , die Menge. Es ist unerheblich was es ist….Klötzchen, Stäbchen, Perlen, Muscheln, Gabeln, Playmobilfiguren……..3 Gabeln und noch mal 4 Gabeln, sind 7 Gabeln….. Diese Stufe ist das Fundament jeglichen Rechnens….und leider wird das in der Schule zu wenig gemacht ( für die, die es noch brauchen, manche sind im Vorschulalter damit schon durch) Der Unterricht setzt meistens in Stufe 2 an…..die Gabeln sind nicht mehr greifbar, sondern nur noch als Bildchen zu sehen. Die Kinder müssen nun nur noch visuell erfassen…… das gelingt schon vielen Kindern….deine Tochter befindet sich auch in dieser Phase…. Stufe 3 stellt die Aufgabe mit einer Rechenoperation dar, also 3+4=7 Da stellen sich bei vielen Kindern die ersten Probleme ein. Wir haben abgespeichert, dass 3 Gabeln auch nur als 3 dargestellt werden können, der Symbolgehalt der Ziffer erschließt sich uns, jedenfalls bis zu einem bestimmten Zahlenraum. Kinder können dies noch nicht gleich! Sie müssen ausreichend Gelegenheit gehabt haben, sich der Stufe 1 und 2 zu widmen. Stufe 4 ist dann die Automatisierung, dass sogenannte Abspeichern von Grundaufgaben als logische Bausteine. Ich habe in meiner 1. Klasse Kinder in Stufe 1 und auch schon in Stufe 4. Wichtig ist, dass sie die Zeit bekommen, die sie brauchen, damit sich die richtigen Strukturen bilden. Sonst bekommen sie Probleme und müssen nicht selten eine Dyskalkulietherapie mit machen. Die setzt übrings meistens in den Stufen 1 oder 2 ein….. ich hatte ein Mädchen in der 3. Klasse, die aus einer anderen Schule kam…..schnell wurde klar, dass sie nur Strategien entwickelt hatte und nicht wirklich rechnen konnte. Der Zahlenraum bis 20 war ihr überhaupt nicht erschlossen…..Die Therapie setzte ganz unten an und so wurde aufgearbeitet. Heute ist sie im Gym. im LK Mathe. Hilf deiner Tochter, indem sie viel mit den Händen errechnet. Ich meine nicht das zählende Rechnen, sondern das oben beschriebene. Wichtig ist auch das Zählen in Alltag.....Anlässe gibt es Tausende, überall, zu jeder Zeit....Spiele wie " Mensch ärgere dich nicht" oder ähnliche sind prima. Sie muss die Menge mit der Ziffer abspeicherm und das geht nur im handelnden Umgang Nudelketten sind prima......eine Kette für die 1 ( eine Nudel)und so weiter bis zur 20 und an jeder Kette die Ziffer hängen. Knopfbilder eignen sich auch gut. Knöpfe aufkleben und mit geschlossenen Augen zählen lassen........ Päckchen-Rechnen bringt zur Zeit überhaupt nichts!!!!!!!!!!!!! Außer Verdruss, Versagensängste, Mathehass, im schlimmsten Fall Lernblockade..... Kannste was damit anfangen??? Wenn nicht frage ruhig nach! LG
Danke für deinen Beitrag. Habe ich mir direkt abgespeichert. Nicht wegen meinem Kind, sondern viel mehr für mich, wenn ich mal in die Versuchung komme zu meinen, dass das doch flotter klappen könnte. Lg
...mir hat der beitrag sehr geholfen! Hallo, mein Sohn hat auch so seine Schwierigkeiten und nach deinem Beitrag würd ich sagen er befindet sich noch in stufe 2. Er hat so Probleme mit den Zahlen. Ich hab eben das Gefühl das er sich die Zahlen -die Menge an sich- im Kopf einfach nicht vorstellen kann. Er nimmt zu Hause noch oft die Finger. Hab ihm kleine Kugeln zum Rechnen gegeben. damit klappt das super! Aber ich bin auch unsicher, ob er überhaupt immer diese Hilfsmittel benutzen darf. Und wenn ja, wie lange??? Mit Fingern ist doch eigentlich nicht erlaubt, oder? An unsere Schule wurd nichts konkretes dazu gesagt. Aber ich verbiete ihm das immer öfter-zumindest die Finger zu nehmen. Ist das Falsch?? Er ist jetzt erst seit August in der Schule...erwarte ich einfach zu viel?? Aber wenn ich ihn frage, wieviel 6+1 sind und er dann 13 antwortet....bin ich echt am verzweifeln... Liebe Grüße
Hallo, bin zwar selbst Ma-Lehrerin, aber am Gymnasium, aber dein Beitrag ist toll. Meine Große geht jetzt in die 1. und ist wahrscheinlich eher noch in Stufe 1, weil sie visuelle Probleme hat '(kein räumliches Sehen durch beidseitiges Auswärtsschielen), die erst jetzt erkannt wurden. Leider arbeiten sie in der Schule mit dem Mathematicus und arbeiten jetzt schon im Zahlenraum bis 20, was für unsere fatal ist, das sie ja noch nicht mal bis zur 10 sicher ist. Ich arbeite mit ihr zu Hause nur an den Basics. LG Kathrin
"mein Sohn hat auch so seine Schwierigkeiten und nach deinem Beitrag würd ich sagen er befindet sich noch in stufe 2. Er hat so Probleme mit den Zahlen. I" Eigentlich ist es so zu sehen, dass die enaktive Phase, also die Phase, in der mit Material umgegangen wird nicht innerhalb der ersten Wochen der Schule abgehakt ist. Sie kommt sozusagen immer wieder. Wenn die ersten Zählaufgaben gemacht werden, beginnt man mit Material und zählt. Dann wechselt man zu den Bildchen. Ähnlich beim ersten Plusrechnen (oder später bei den Minusaufgaben): erste wird diese Operation handelnd durchgeführt, dann mittels Bildchen und dann nur mit den Symbolen = Zahlen. Auch in der 2. Klasse werden diese Phasen erneut ablaufen. Ich lasse zum Beispiel meine Schüler in der 2. Klasse immer folgendes tun: Ich bitte Kind A in die Nachbarklasse zu gehen, um 2 Bücher zu holen. Kaum ist er da, soll er wieder gehen, um 2 Bücher zu holen und dann wird er noch ein weiteres Mal geschickt. Also 2 + 2 + 2 = 6 oder 3 x 2 = 6 (hieran kann man übrigens gut erkennen, dass das Ergebnis 3x2 zwar das selbe wäre, aber nicht die selbe Handlung voranging - aber das nur am Rande) So wird handelnd mit konkretem Material die Multiplikation erfahren. Später wird dann mit Hilfe von Bildchen und anschließend (also nicht alles in einer Stunde, sondern über mehrere U-STunden hinweg) "nur" mit Zahlen die Malaufgaben erarbeitet. "Aber ich bin auch unsicher, ob er überhaupt immer diese Hilfsmittel benutzen darf. Und wenn ja, wie lange???" Dein Kind ist in der 1. Klasse? Da darf er natürlich noch mit Hilfsmitteln bzw. den Fingern arbeiten. Das Automatisieren der "kleinen Plusaufgaben", sprich der Zerlegung der 10 in 2 +8 und 1 + 9 etc.( bzw. der Plus und Minusaufgaben im ZR bis 10) hat gerade erst begonnen. Wichtig ist einfach, dass er im Laufe der Zeit erkennt, dass es auch andere Hilfsmittel als die Finger gibt. Denn 24 + 5 , kann ich nicht mehr mit den Fingern rechnen, sondern er muss hier auf Analogien zurückgreifen. In dem Fall: 4+5 = 9 -> also 24 + 5 = 29. "Aber wenn ich ihn frage, wieviel 6+1 sind und er dann 13 antwortet....bin ich echt am verzweifeln..." Dann rät er. Lass es ihn ruhig an seinen Händen verdeutlichen oder besser noch mit Material (Legosteinen o.ä.), damit er begreift (im wahrsten Sinne des Wortes), was 6 + 1 überhaupt bedeutet. Er muss das verinnerlichen, erst dann kann er diese "Handlung" im Kopf vollziehen. Mio
Danke, Danke!!! Heute hat es wieder super geklappt, da war auch wieder was mit Bildern. Also wirklich Stufe 2. Das baut mich auf. Und hat mir klar gemacht wie es geht. Ich danke dir!
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